piwik no script img

Neue Musik aus BerlinIntrospektiv am Schlagzeug

Indie-Schlagzeuger Robert Kretzschmar legt sein Debüt „Homecoming“ vor. Statt großem Spektakel wählt er bedachte Texte und folkig fordernde Töne.

Der Schlagzeuger Robert Kretzschmar Foto: Noel Richter

Berlins liebster Drummer“ wird Robert Kretzschmar gerne genannt: Eine Bezeichnung, die vielleicht gleichermaßen auf den ähnlich breit aufgestellten Chris Imler zutrifft, zumindest was die Beliebtheit unter den Indiepop-Kolleg:innen angeht. Doch in Kretzschmars Fall taugt dieses Adjektiv darüber hinaus zum Beschreiben seines sanften, fast liebevoll klingenden Schlagzeugspiels. Mit Kat Frankie, Masha Qrella, Otto von Bismarck und Anna Erhard hat Kretzschmar schon zusammengespielt, zudem arbeitet er immer wieder für Theaterproduktionen.

Nun erscheint das Debüt des 40-jährigen gebürtigen Thüringers, „Homecoming“. Das klingt nicht nach dem großen Aufschlag, den man von einem ersten Solo-Statement eines Schlagzeugers vielleicht erwartet, sondern freundlich, introspektiv, melancholisch, verhalten schillernd.

In den charmant unperfekt englisch betexteten Songs – Kretzschmars Gesang erinnert manchmal an Markus Acher von The Notwist – pendelt er zwischen Teilnahme und Beobachtung, Selbsterforschung und Alltagskommentar: etwa, wenn er sich fragt, ob man mit Jugendlichen überhaupt kommunizieren kann („Teenagers“). Oder an heiß laufenden politischen „Diskussionen“ leidet und der Ermüdung, die sie mit sich bringen („Believe“).

Das Album

Robert Kretzschmar: „Homecoming“ (Einfach Jason/ Wagram Stories); Record Release: 30.11., 20 Uhr, Roter Salon, 14 Euro

In „Do Me a Favour“, einem Song übers langsame Scheitern einer Beziehung, nimmt er Bezug auf David Bowies „Heroes“: „You can swim, but you can’t swim like a dolphin“. Und „Techno“ fragt er sich nonchalant, ob es das Schlangestehen vorm Club wert ist – eingebettet in folkige Melodien, die sich langsam und doch fordernd in die Gehörgänge arbeiten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!