Neue Musik aus Berlin: No Happy Shit
Auf dem neuen Album „Gemma Ray & The Death Bell Gang“ lassen Gemma Ray und ihre Gang dunkle Töne erklingen. Die Refrains lassen einen nicht mehr los.
V ielleicht kann man Gemma Ray eine Musician's Musician nennen, also eine Künstlerin, die in Musikerkreisen bestens bekannt ist, aber darüber hinaus noch viel zu wenig Anerkennung erfährt, auch in ihrer Heimatstadt Berlin. Gemma Ray, eigentlich aus dem englischen Essex stammend, lebt seit 2010 an der Spree, sie hat bereits mehrere hörenswerte Songwriter-Alben zwischen Psychedelic, Americana und Pop aufgenommen, etwa das episch-verspielte „Lights Out Zoltar!“ (2009) oder zuletzt das mehr als solide „Island Fire“ (2021).
Und nun? Macht sie etwas völlig anderes. Gemma Ray hat in einem Tempelhofer Studio mit dem in Deutschland wohlbekannten Produzenten Ralf Goldkind, mit Kristof Hahn von den Swans und ihrem langjährigen Kollaborateur Andy Zammit zusammengearbeitet, oberste Maßgabe war dabei, „No happy shit“ einzuspielen.
Tatsächlich sind für „Gemma Ray & The Death Bell Gang“ überwiegend dunkle Songs dabei herausgekommen, aber was für welche! Da wäre die Hymne „Come Oblivion“, die mit einer Staccato-Orgel daherkommt und einem Refrain, der einen nicht mehr loslässt: „Come Oblivion/ Take me in your arms“.
Gemma Ray: „Gemma Ray & The Death Bell Gang“ (Label/Vertrieb: Bronzerat/PIAS-Rough Trade)
Fast beschwörerisch klingt dagegen „Procession“ mit gläsern klingenden Synthesizern und Glockentönen (das sind wohl die Totenglocken, die ihrer neuen Begleitband den Namen geben). Industrialmäßiger geht es dann bei „I am not who I am“ zu Werke, hier sind Ray und Kollegen experimentierfreudiger, ihre Stimme wird moduliert. Mit einem hallbelegten Soprangesang endet dieses Album schließlich, und dann ist die Totenmesse auch gelesen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!