piwik no script img

Neue Musik aus BerlinDunkel, deep und wütend

Schweden gilt als Feministinnenparadies. Von der Kehrseite erzählt Klara Andersson alias Fågelle auf ihrem düster-dichten Album „Den svenska vreden“.

Fågelle geht mit aller Ruhe der Wut auf den Grund Foto: Anton Johansson

E s sind äußerst interessante Überlegungen, die die schwedische Soundkünstlerin und Sängerin Klara Andersson alias Fågelle zur Mentalität in ihrem Heimatland anstellt. Zur Veröffentlichung ihres neuen Albums sagte sie, sie wolle das Gefühl der Wut verstehen und wo es herkommt. Insbesondere auf Frauen laste in Schweden ein enormer Druck, stets selbstbeherrscht zu sein und Ideen und Gefühle zu unterdrücken, die nicht gesellschaftsfähig seien: „Wut ist eines von ihnen“, erklärt sie.

Ihr neues Album hat sie deshalb „Den svenska vreden“ („Die schwedische Wut“) genannt, und es erzählt auf denkbar schöne Art und Weise von den verdrängten Gefühlen. Von der Tatsache, dass man beim Anblick des Covers eher finsteren Black Metal oder Grindcore erwarten würde, sollte man sich nicht täuschen lassen.

Der Song „Ingenting“ („Nichts“) ist etwa eine wunderbare düstere Ballade, die einem im Kopf bleibt, auch das Duett mit der schwedischen Punkrock-Ikone Joakim Thåström („Kroppen“, „Der Körper“) ist so balledesk wie gelungen. Neben einigen bereits veröffentlichen Tracks erscheint das komplette Album am 27. Januar. Wer düstere Skan­di­na­vie­r:in­nen wie Anna von Hausswolff und Jenny Hval mag, ist hier richtig.

Das Album

Fågelle: „Den svenska vreden“ (Medication Time Records); Release am 27. Januar

Viele Stücke, fast alle moll und melancholisch, bleiben einem im Ohr. Für die Schwedisch-Unkundigen sind die Texte zudem eine gute Gelegenheit, auf unkonventionelle Weise die skandinavische Sprache kennenzulernen. Die Lyrics beschäftigen sich dabei entsprechend oft mit den Abgründen des eigenen Körpers und der eigenen Psyche. Dunkel, deep, dringlich klingt dieses Album.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Jens Uthoff
Redakteur
ist Redakteur im Ressort wochentaz. Er schreibt vor allem über Musik, Literatur und Gesellschaftsthemen.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!