Konzertempfehlungen für Berlin: Wunderbar dazwischen

Das Trio Saroos tüftelt geschmeidig im Marie-Antoinette, konkrete Poesie gibt es von Wunschmusik und Andreas Kern fragt nach dem perfekten Lovesong.

Die drei Bandmitglieder von Saroos beim Eisessen vor einem Eiswagen

Geschmeidige Klangforschung: das Trio Saroos Foto: Alien Transistor

Dass Klangforscher nicht anstrengend klingen müssen, sondern Tüftelei zu etwas Geschmeidigem führen kann, beweist das Trio Saroos, bestehend aus Florian Zimmer (sonst mit Driftmachine unterwegs), Christoph Brandner (Lali Puna) und Max Punktezahl (The Notwist).

Ihr überbordendes Album „OLU“, was für „Off Label Use“ steht – bei Medikamenten bedeutet das, dass sie bei Dingen eingesetzt werden, für die sie nicht zugelassen sind – erinnert mal an ein Mixtape, dann wieder an ein assoziativ-abstraktes Hörspiel.

Und ist so wunderbar dazwischen, dass man nicht weiß, wofür diese Musik ursprünglich geschrieben wurde. Ist auch egal. Am Donnerstag spielen Saroos im Marie-Antoinette, den Support übernimmt die Australierin Eilis Frawley, die Spoken Word und Perkussion zusammenführt (19. 1., 20:30 Uhr, Eintritt 13 Euro).

Dass sich dieses Jazz-Trio Wunschmusik nennt, soll nicht bedeuten, dass es sich als Jukebox für Standards versteht; der Bandname ist dem Nachnamen der Sängerin Birgit Wunsch geschuldet. Und deren Ansatz ist alles andere als repertoirehaft, mischt sie doch eigenwilligst easy listening und Atonalität. Und nimmt unsere Alltagssprache und andere Selbstverständlichkeiten auseinander – auf denkbar einfache Weise.

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Mit der Saxophonistin Edith Steyer, die ihr Instrument gern präpariert, und Alberto Cavenati an der Gitarre führt sie ihre Konkrete Poesie mit swingendem und dabei avantgardistischem Jazz zusammen, im Kühlspot Social Club. Dort gastiert der mobile Veranstalter Jazz am Helmholtzplatz am Freitag (20. 1., 20 Uhr, Abendkasse 15, erm. 12 Euro).

Vorher könnte man noch in der absurden Stadtschloss-Kulisse vorbeischauen. Dort wird im Rahmen der SPÄTI-Reihe über Möglichkeiten diskutiert, wie in Berlin lebende iranische Künst­le­r:in­nen die Proteste in ihrer Heimat unterstützen können. Beziehungsweise, wie sie Menschen aus dem Iran ihre Stimme leihen können.

Vorher und auch nachher legt DJ Moij im Foyer des Humboldt Forums auf. Er wurde mit traditionellen Instrumenten musikalisch sozialisiert, verortet sich heute aber klanglich eher zwischen „Club und bequemer Couch“ (20. 1., 17 Uhr, freier Eintritt, alle Infos gibt es hier).

Ebenfalls am Freitag stellt Loyle Carner, der seinen Platz als junger heller Stern am Conscious-Rap-Himmel durchaus verdient hat, sein neues Album hugo vor. Das kommt noch selbstreflexiver daher als die beiden Vorgänger und erweist sich als emotionale Achterbahnfahrt.

Mit seinem Streben nach Katharsis deckt Carner ein denkbar breites thematisches Spektrum ab – von Identitätsfragen über Leben in London bis zu Familie. Die Columbiahalle ist zwar ausverkauft, aber bei dem aktuellen Krankenstand geht ja vielleicht spontan was (20. 1., 20 Uhr, Eintritt 47,10 Euro, ausverkauft).

Am Samstag und Sonntag geht dann der Pianist Andreas Kern in seinem Soloprogramm der Frage nach, was den perfekten Lovesong ausmacht. Woran liegt es, dass der mal den Nerv trifft und dann wieder ein, was die Zutaten angeht, ähnlich gestrickter Song durch Siruphaftigkeit abschreckt.

Wieso verstärken manche Töne Emotionen, während andere für einen Dämpfer sorgen? Illustriert wird das Ganze mit Chopin, Richard Strauss, aber auch mit Zeitgenössischem aus der Feder des südkoreanischen Neo-Klassikers Yiruma. Zu erleben ist diese Einführung in die Kunst des Liebeslieds, die nicht zuletzt jeder Hotelbar-Pianist beherrschen muss, in der Villa Elisabeth (21. 1., 20 Uhr & 22. 1., 18 Uhr, 20, erm. 15 Euro).

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