Neue Musik aus Berlin: So klingt die Möhrenkoralle
Vertrackter und dennoch sinnlicher Future Jazz: Das Trio Sinularia veröffentlicht sein Debütalbum „Subwater Beats“.
Im Indopazifik, in den tropischen Korallenriffen zwischen China und Australien, lebt ein Nesseltier, welches einer zehn Zentimeter langen, kleinen Karotte ähnelt: die Möhrenkoralle.
In Berlin erklingt seit einiger Zeit eine Gitarre, die eher an einen außer Rand und Band geratenen Synthesizer denken lässt. Gespielt wird sie von Jo Wespel im Trio Sinularia.
In der Meeresbiologie bezeichnet das eine Korallengattung, ein Titel von Wespels Band verdankt sich wiederum dem wissenschaftlichen Namen der abgetauchten Karotte: „2.5.: Paraminabea“.
Das Stück kann programmatisch für den Sound stehen, den Wespel, Felix Henkelhausen (Kontrabass) und Max Santer (Schlagzeug) auf „Subwater Beats“, dem Debütalbum von Sinularia, spielen.
Vertrackter, dabei sinnlicher Future Jazz, bei dem nie ganz klar wird und auch nicht sein muss, ob das schöne Chaos nun komponiert ist oder die flirrenden Melodien sich aus einer Improvisation ergeben haben. Zum Abschluss, auf „3.1.: The Awakening“, erweitert der Saxophonist Philipp Gropper Sinularia zum turbulent strudelnden Quartett.
Freitag dieser Woche begrüßen Sinularia zur Eröffnung der Konzertreihe „Jazzexzess“ die Keyboarderin Liz Kosack. Sie tritt zumeist maskiert auf. Ihre Gastgeber tragen fluoreszierende Jumpsuites, die zusammen mit leuchtenden Korallen im Schwarzlicht eine Unterwasserwelt kreieren.
Das ist keine Marotte, sondern hat einen durchaus ernsten, politischen Hintergrund, der auch in die Klangästhetik von Singularia hineinspielt. Wie schreibt die National Geographic? „Wenn es in Korallenriffen laut zugeht, sind sie in der Regel auch gesund.“