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Neue Musik aus BerlinInstrumentiert bis clubtauglich

Sarah Aristidou und Kaan Bulak widmen sich auf ihrer neuen EP Liedgut aus Zypern. Das Ergebnis ist an den richtigen Stellen mal sparsam, mal tanzbar.

Vertonen auf ihrer neuen EP zypriotische Volks- und Kinderlieder: Sarah Aristidou & Kaan Bulak, 2021 Foto: Nailya Bikmurzina

M it einer raumfüllenden Sopranstimme, die sich in subtile Echos verästelt, beginnt die zehnte Veröffentlichung des Berliner Labels Feral Note innerhalb von fünf Jahren. Zur Feier haben die französisch-zypriotische Sängerin Sarah Aristidou und der türkisch-berlinische Komponist und Feral-Note Gründer Kaan Bulak zwei zypriotische Volkslieder ausgewählt, die sie auf der EP „S'Agapo“ in vier Versionen interpretieren.

Der Titelsong ist ein Liebeslied, seine Sehnsucht eine, die sich nicht erfüllt. Bekannt geworden ist „S'Agapo“ durch den griechischen Sänger Giorgos Dalaras, der Interpret von Kompositionen Mikis Theodorakis' und Texten Giannis Ritsos' hat das Lied opulent arrangiert fest in seinem Programm. Die Version von Aristidou und Bulak ist sparsam und eindrücklich instrumentiert, die klassische Ausbildung beider wird da eine Rolle spielen.

Der zweite Song ist ein Schlaflied für Kinder, ihrer Patronin St. Marina ist der traditionelle Gesang „Agia Marina“ gewidmet. Zwei Remixe erweitern das Terrain der EP: „Agia Marina“ in der Bearbeitung der peruanisch-berlinischen Komponistin Ale Hop kleidet den Song in ein harsches Industrial-Gewand und unterlegt Aristidous zum vielstimmigen Klagegesang gewordenen Vortrag mit elektronischer Perkussion.

Die EP

Sarah Aristidou, Kaan Bulak: SʼAgapo (Feral Note), Digital: feralnote.bandcamp.com/album/sagapo, Vinyl vorbestellbar zum 1. März

Leichter im Ton gerät der Abschluss der EP, der mit fast 10 Minuten Laufzeit auch der längste Beitrag ist: „S'Agapo“ im komplett clubtauglichen Remix des chilenisch-berlinischen DJs Ricardo Villalobos. Aber Obacht, das Cover dieses Gesamtkunstwerks hat der syrisch-armenische Künstler Kevork Moura gestaltet: Es zeigt verschlungene Leiber vor dem Turm zu Babel.

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Robert Mießner
Robert Mießner, geboren 1973 in Ost-Berlin. Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Philosophie und Bibliothekswissenschaft. Flaniert und notiert, hört zu und schreibt auf. Herausgeber (mit Alexander Pehlemann und Ronald Galenza) von „Magnetizdat DDR. Magnetbanduntergrund Ost 1979–1990“, Buch und LP, Berlin, Leipzig und Barreiro 2023.
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