Neue Musik aus Berlin: Instrumentiert bis clubtauglich
Sarah Aristidou und Kaan Bulak widmen sich auf ihrer neuen EP Liedgut aus Zypern. Das Ergebnis ist an den richtigen Stellen mal sparsam, mal tanzbar.
M it einer raumfüllenden Sopranstimme, die sich in subtile Echos verästelt, beginnt die zehnte Veröffentlichung des Berliner Labels Feral Note innerhalb von fünf Jahren. Zur Feier haben die französisch-zypriotische Sängerin Sarah Aristidou und der türkisch-berlinische Komponist und Feral-Note Gründer Kaan Bulak zwei zypriotische Volkslieder ausgewählt, die sie auf der EP „S'Agapo“ in vier Versionen interpretieren.
Der Titelsong ist ein Liebeslied, seine Sehnsucht eine, die sich nicht erfüllt. Bekannt geworden ist „S'Agapo“ durch den griechischen Sänger Giorgos Dalaras, der Interpret von Kompositionen Mikis Theodorakis' und Texten Giannis Ritsos' hat das Lied opulent arrangiert fest in seinem Programm. Die Version von Aristidou und Bulak ist sparsam und eindrücklich instrumentiert, die klassische Ausbildung beider wird da eine Rolle spielen.
Der zweite Song ist ein Schlaflied für Kinder, ihrer Patronin St. Marina ist der traditionelle Gesang „Agia Marina“ gewidmet. Zwei Remixe erweitern das Terrain der EP: „Agia Marina“ in der Bearbeitung der peruanisch-berlinischen Komponistin Ale Hop kleidet den Song in ein harsches Industrial-Gewand und unterlegt Aristidous zum vielstimmigen Klagegesang gewordenen Vortrag mit elektronischer Perkussion.
Sarah Aristidou, Kaan Bulak: SʼAgapo (Feral Note), Digital: feralnote.bandcamp.com/album/sagapo, Vinyl vorbestellbar zum 1. März
Leichter im Ton gerät der Abschluss der EP, der mit fast 10 Minuten Laufzeit auch der längste Beitrag ist: „S'Agapo“ im komplett clubtauglichen Remix des chilenisch-berlinischen DJs Ricardo Villalobos. Aber Obacht, das Cover dieses Gesamtkunstwerks hat der syrisch-armenische Künstler Kevork Moura gestaltet: Es zeigt verschlungene Leiber vor dem Turm zu Babel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!