Neue Musik aus Berlin: Elektronische Melange
1980 kompnierte Bernard Parmegiane sein Stück „Stries“ für drei Synthesizer und ein Tonband. Das Trio Broeckaert/Berweck/Lorenz macht sich ans Werk.
![Das Trio Lange//Berweck//Lorenz auf einer verdunkelten Bühne an den Synthesizern, einzeln angeleuchtet Das Trio Lange//Berweck//Lorenz auf einer verdunkelten Bühne an den Synthesizern, einzeln angeleuchtet](https://taz.de/picture/5008113/14/LBLbySimon-Detel-Deutschlandradio-Kultur-1.jpeg)
I n der elektronischen Musik gab es in der heroischen Phase im 20. Jahrhundert verschiedene Schulen. Zum Teil mit durchaus abweichenden ästhetischen Haltungen. In Köln waren unter Leitung des Komponisten Karlheinz Stockhausen bevorzugt Synthesizer zum Musikmachen erwünscht, vorausgesetzt, sie hatten keine Tastatur wie ein Klavier. Mussten eben Regler und Knöpfe sein.
In Paris war der Musique-concrète-Pionier Pierre Schaeffer auf Umweltgeräusche von Tonbändern fixiert. Die durften jedoch nicht zu homogen oder repetitiv sein. Kollegen wie Luc Ferrari oder Éliane Radigue, die mit Schaeffer zusammenarbeiteten, bekamen das in unangenehmer Form zu spüren.
In die Pariser Schule von Pierre Schaeffer, die Groupe de recherches musicales (GRM), gehörte auch Bernard Parmegiani. Der studierte Pianist und Fernsehtontechniker hat mit Werken wie „De natura sonorum“ wichtige Beiträge zur musique concrète geleistet. Man spricht auch von „elektroakustischer Musik“, da all diesen Formen der elektronischen Musik gemein war – und ist –, dass sie über Lautsprecher wiedergegeben werden. Ein Synthesizer lässt sich eben nicht wie eine Gitarre einfach anzupfen, um einen Ton aus ihm hervorzubringen.
Da bieten sich Mischformen allemal an. Wie in „Stries“, das Parmegiani 1980 schrieb. Das Stück kombiniert nicht bloß akustische Klänge – die Violinklänge aus seiner Komposition „Violostries“ (1964) – und elektronische, die verwendeten Synthesizer spielen zudem live mit beziehungsweise zum Tonband. Der erste Teil von „Stries“ beschränkt sich auf die digital bearbeiteten analogen Tonbandaufnahmen aus den sechziger Jahren. Paradoxerweise klingt dieses Material am artifiziellsten.
![Albumcover mit einem schwarz-weiß Porträt von Bernard Parmegiani Albumcover mit einem schwarz-weiß Porträt von Bernard Parmegiani](https://taz.de/picture/5008137/14/Stries-1.jpeg)
Bernard Parmegiani: „Stries“, Broeckaert/Berweck/Lorenz (Mode)
Die Stimmung ändert sich in den beiden Teilen, in denen die Musiker hinzukommen. Für diese Aufnahme bildet die belgische Pianistin Colette Broeckaert mit den Berliner Musikern Sebastian Berweck und Martin Lorenz ein Synthesizertrio. Die Klänge, die sie beisteuern, wirken geradezu warm. Was am menschlichen Input liegen mag, aber auch an den „historischen“ Instrumenten, die zum Einsatz kamen.
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