Neue Musik aus Berlin: Für das neue dystopische Zeitalter

Das Berliner Duo Das Das fühlt sich auch mit seinem zweiten Album „Leben in Bildschirmen“ der Ära von Cold-, Minimal- und New Wave verpflichtet.

Bandfoto des Duos Das Das

Das Berliner Duo Das Das erneuerte den frostigen Eighties-­Sound Foto: Das Das

„Ich will eine Zeitmaschine sein/ Zeit am laufenden Band/ Grüne Buchstaben bewegen sich fort/ Produktion auf dem Fließband“, singt Cosey Mueller in dem Stück „Zeitmaschine“, während NDW-mäßige Synthesizer ihre Schleifen drehen und der Beat me­tronomisch pulsiert. Cosey Mueller ist Sängerin und Gitarristin des Berliner Duos Das Das; bereits im vergangenen Jahr berichteten wir an dieser Stelle über das selbst betitelte Debütalbum der Band.

„Zeitmaschine“ ist ein gutes Stichwort, denn die Reise von Das Das geht zurück in die frühen Achtziger, die Zeit von Cold-, Minimal- und New Wave. Dieser Ära fühlen sich die beiden auch auf dem zweiten Album „Leben in Bildschirmen“ verpflichtet, sie erneuern den frostigen Eighties-­Sound dabei für ein neues dystopisch anmutendes Zeitalter.

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Es regieren Synthesizerloops, bratzige Gitarren und knallige Beats, der Sound erinnert an DAF, The Normal oder Malaria! (vor allem der Gesang). Auch die Texte sind wohltuend mi­nimalistisch, oft sind es zwei, drei, vier Verse, mit denen Mueller (alias COSEY) und ihr Bandkollege Joe Sarletti (alias SCHWUND) die Dinge auf den Punkt bringen. Zu immergleichen Bass- und Claphands-Beats singen sie über unser aller schönes neues Dasein vor den Screens: „Wundervolle Menschen/ leben in Bildschirmen“.

Das Das: „Leben in Bildschirmen“, auf das-das.bandcamp.com, als Tape ab Juni (Phantom Records), auf LP ab September (Detriti Records)

Ein bisschen Trampernostalgie scheint dagegen im Song „Fremdes Auto“ durchzuschimmern („Niemand weiß, niemand weiß, wo ich bin/ ich steig ins fremde Auto/ Lichter an, Blinker aus/ es geht los“), während „Stromlinienstadt“ von einer anonymen Wohnsiedlung und dem tristen, stetigen Leben in einem solchen erzählt („Stromlinienstadt/ alles ist glatt/ alle unbekannt/ kein Widerstand“).

Die meisten Stücke auf „Leben in Bildschirmen“ sind dabei durchaus tanzbar, am besten klingen Das Das, wenn ihre eingängigen Beats auf dreckige Gitarren- oder schräge Synthiesounds treffen (wie eben in „Stromlinienstadt“). Jetzt braucht’s nur noch eine Zeitmaschine, die uns zu einem Das-Das-Gig in einen dreckigen kleinen Club beamt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist Redakteur im Ressort wochentaz. Er schreibt vor allem über Musik, Literatur und Gesellschaftsthemen.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.