Neue Musik aus Berlin: Langsam wehende Schleifen
Dass Loops ihre ganz eigene Wirkung haben, zeigt die in Rom geborene Berliner Komponistin Marta De Pascalis auf ihrem aktuellen Album „Sonus Ruinae“.
L oops sind heute so allgegenwärtig wie normal. Dass es in der Musik auch Zeiten gab, in denen die stetige Wiederholung desselben abgelehnt wurde als regressiv und abstumpfend, ist heute einigermaßen schwer vorstellbar. In seinem Buch „Schleifen“ (Berlin 2015) hat der Medienwissenschaftler und taz-Autor Tilman Baumgärtel diese Vorbehalte in der Kunstwelt gegen das Repetitive beschrieben.
In der Nachkriegsmoderne kam obsessive Wiederholung entsprechend selten vor. Loops wurden erst in der Minimal Music salonfähig. Mit dem Siegeszug von Techno fanden sie dann spätestens auch ihren festen Platz im Pop.
Dass Loops ihre ganz eigene Wirkung haben, dass sie den Geist anregen können, statt ihn bloß einzulullen oder gar abzutöten, gehört mittlerweile zu den aufgeklärten Einsichten unter Musikern. Eine von ihnen, die in Rom geborene Berliner Komponistin Marta De Pascalis, hat ihren Zugang zu Loops auf eine fast altmodische materielle Grundlage gestellt.
Marta De Pascalis: „Sonus Ruinae“ (Morphine Records)
Inspiriert von frühen Heroen der italienischen elektronischen Musik wie der Gruppo di Improvvisazione Nuova Consonanza verwendet sie für ihre Klänge analoge Synthesizer und Tonbänder, mit denen sie Schleifen „zum Anfassen“, mindestens aber zum Anschauen erzeugt.
Empfohlener externer Inhalt
Sonus Ruinae part 1
Eines ihrer Motive für die Arbeit mit der „zeitlosen Zeit“ (Baumgärtel) des Loops ist die Nähe dieser Schleifen zur Erinnerung. Ihr aktuelles Album „Sonus Ruinae“ führt die Erinnerung denn auch deutlich im Titel. Ruinen sind die Überreste einer Vergangenheit, die sich in ihrer abgeschliffenen Gestalt in die Gegenwart gerettet hat, die aber nie wieder so sein wird wie in der Zeit ihrer Entstehung. Selbst Rekonstruktionen sehen lediglich so aus wie früher.
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Ruhig und langsam wehen De Pascalis' luftige elektronische Loops durch verlassene Räume, wo ihre Resonanzen Spuren hinterlassen. Dass man auch Schleifen schleifen kann, deuten die rauen, kratzenden Töne zu Beginn der Platte an, ein schroffer, kurzer Auftakt. Der Rest ist nachdenkliche Erinnerung, die den Ohren kaum weh tut, sie dafür umso mehr öffnet.
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