Neue Idee für Nahverkehr in Hamburg: Mit dem Taxi über die Elbe
Eine Firma will Wassertaxis auf der Elbe anbieten und verhandelt darüber mit den Behörden. Derweil leidet der reguläre Fährverkehr unter Ausfällen.
Schon heute leidet die Hadag unter einem Mangel an Schiffsführer:innen. In der Folge kommt es zu Ausfällen von bis zu 15 Prozent der Fahrten. Neben Krankmeldungen seien hauptsächlich Abwanderungen zu konkurrierenden Schifffahrtsunternehmen für die Personalengpässe verantwortlich, teilt das Unternehmen mit.
Die Reisezeit mit den Hafenfähren von Altona zum ehemaligen Fischerdorf Finkenwerder, wo sich heute eine Flugzeugfabrik von Airbus befindet, ist mit dem Boot im Vergleich zum Bus nur halb so lang. Er bemühe sich, auf den Linien mit der höchsten Nachfrage das Angebot weitgehend aufrechtzuerhalten, versicherte Tobias Haack, Chef der Hadag, dem Hamburger Abendblatt.
Die Linie nach Finkenwerder ist gerade bei Tourist:innen als kostengünstige Alternative zur Hafenrundfahrt beliebt. Bei Bedarf fährt sie am Wochenende alle zehn Minuten, unter der Woche viertelstündlich. Andere Linien verkehren seltener. Der Ausfall einzelner Verbindungen bedeutet eine erheblich höhere Wartezeit für die ohnehin mangelhaft in das Hamburger ÖPNV-Netz eingebundenen Stadtteile südlich der Elbe.
Auf taz-Anfrage teilte die Verkehrsbehörde mit, sie arbeite intensiv an der Verbesserung der aktuellen Situation. „Dies umfasst sowohl kurzfristige als auch mittel- bis langfristige Maßnahmen“, hieß es. Ziel sei es, einen zuverlässigen Schiffsverkehr wiederherzustellen, auch alternative Verkehrsmittel würden geprüft.
Ein solches alternatives Verkehrsmittel will die Firma Elbtaxi anbieten. Kürzlich hat sie der Hafenbehörde (Hamburg Port Authority, HPA) ein Konzeptfahrzeug für einen Taxiservice auf der Elbe vorgestellt. Das Angebot soll sich an Pendler:innen richten und ohne feste Abfahrtzeiten auf Abruf fahren. Gebucht wird per App. Der Fahrpreis wird etwa das Dreifache eines regulären Einzeltickets für die HVV-Fähren betragen.
Die Fahrtzeit könne mit dem Service mehr als halbiert werden, versprechen die Anbieter. Möglich mache das der Verzicht auf Zwischenstopps und die höhere Geschwindigkeit, die von den kleinen Sportbooten erreicht werden kann. Als Vorbild dient das Wassertaxi-System in Rotterdam, das bereits seit 30 Jahren betrieben wird.
„Wir stellen uns vor, dass das ähnlich wie Moia, nur eben auf dem Wasser werden könnte“, sagt Andreas Sasse, Geschäftsführer von Elbtaxi unter Verweis auf die in der Stadt verkehrenden Sammeltaxen. „Wir sind seit fast zwei Jahren im Austausch mit der Hafenbehörde und die entscheiden letztendlich in Rücksprache mit der Wirtschaftsbehörde und verschiedenen anderen Behörden, ob ein Betrieb möglich ist“, erläutert Sasse.
Der nächste Schritt sei eine Pilotphase, um den Regelbetrieb mit Passagier:innen zu testen. „Wir wollen die Pilotphase auch nutzen, um in der Zeit die Entwicklung und Verfügbarkeit erneuerbarer Energien weiter zu beobachten“, sagt Sasse. Ziel sei ein CO2-freier Verkehr.
Ausgehend von den aktuellen Plänen ist eine Einbindung des neuen Mobilitätsservices in reguläre ÖPNV-Tarife wie das 49-Euro-Ticket, das in Hamburg mit Sozialrabatt auch für 19 Euro erhältlich ist, unwahrscheinlich. Wer ein HVV-Abo hat, bekommt bei Moia pauschal einen Euro Rabatt, unabhängig von der Strecke, dem Gesamtpreis oder der Anzahl der Mitfahrenden.
Kooperation mit HVV
Perspektivisch können sich die Elbtaxi-Betreiber aber eine Kooperation mit der Hadag vorstellen, um wenig ausgelastete Linien der Hafenfähren durch Wassertaxen als Ruf-Angebot zu ersetzen. Ob die Stadt an dieser Lösung Interesse hat und wie sich die tarifliche Integration in den HVV dann gestalten könnte, ist noch unklar.
Als Konkurrenz zu den Hafenfähren will sich Elbtaxi nicht sehen, eher als eine Ergänzung, die durch mehr Haltepunkte flexiblere Routen ermöglicht. Dass ein weiterer Passagierbootsbetrieb im Hafen die Personalnot bei der Hadag verstärken könnte, sei nicht zu befürchten, versichert Elbtaxi. Die Schiffsführer:innen für die Elbtaxis wären weit geringer qualifiziert. Sie benötigten lediglich einen Sportbootführerschein. Für das Steuern der Hafenfähren ist dagegen eine dreijährige Ausbildung Voraussetzung.
Ein erster Lichtblick angesichts ihrer Personalsorgen sind für die Hadag denn auch ihre neun Auszubildenden. Sechs weitere starten im August. Außerdem sollen im Herbst drei Schiffsführer:innen nach ihrer Ausbildung durchstarten, dann könnte sich die Situation bei den Hafenfähren etwas entspannen.
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