Neue Grundsteuer: Höhere Kosten für Mieter:innen
Ab Januar gilt die neue Grundsteuer. Mal erhöht sie sich, mal nicht. Aber für Mieter:innen kann sie zu einer höheren „zweiten Miete“ werden.

B odenrichtwert, Hebesatz, Bemessungsgrundlage: Hinter diesen trockenen Begriffen verbirgt sich ein verteilungspolitischer Skandal. Bei der 2019 beschlossenen Reform der Grundsteuer hat es die Große Koalition unter Federführung des damaligen Finanzministers Olaf Scholz versäumt, die Abwälzung höherer Abgaben für Immobilienbesitz auf die Miete zu unterbinden. Zum 1. Januar 2025 tritt nun die sogenannte Neufestsetzung der Grundsteuer in Kraft. Und die hat Folgen: Vor allem in Großstädten führen höhere Messbeträge zu einer vielfach höheren Grundsteuer.
Dabei lautete die gesetzliche Vorgabe einst, die Belastung „aufkommensneutral“ zu gestalten. Doch viele Kommunen haben es sich leicht gemacht und ihre Hebesätze kaum verändert. Am Ende dürfte der Fiskus nicht in jeder Kommune mehr einnehmen. Weil Vermieter:innen ihre Kosten aber teilweise weiterreichen dürfen, steigt für Bewohner:innen die „zweite Miete“, zu der auch Müllabfuhr, Straßenreinigung, Aufzug, Versicherungen gehören.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, Immobilien zu besteuern. Nach Finanz- und Eurokrise gab es rasante Wertsteigerungen – und gute Gründe, diese abzuschöpfen. In vielen Nachbarländern ist die Grundsteuer eine wichtige Einnahmequelle der Kommunen, sie finanziert die regionale Infrastruktur. Die deutschen Regularien aber enthalten das gravierende Manko, dass Eigentümer:innen die Abgabe als Teil der Nebenkosten deklarieren dürfen.
Der Bodenrichtwert, der anzeigt, wie attraktiv der Standort einer Immobilie und die Basis der Bemessung ist, liegt in bürgerlichen Wohngegenden und innenstadtnahen Altbauvierteln besonders hoch, an der Peripherie und auf dem Land meist niedriger. Viele, die zur Miete leben, werden daher künftig mehr Miete zahlen müssen.
Die SPD als selbsternannte Partei für soziale Gerechtigkeit hat das Thema verschlafen, DGB und Mieterbund fordern seit Jahren ein Umlageverbot. Dieses wäre ein wichtiger Schritt im Kampf für preiswertes Wohnen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?