Neue Chef*innen bei „Tagesschau“: Quote zur Beruhigung?
Marcus Bornheim wird „ARD aktuell“ leiten. Juliane Leopold wird „Chefredakteurin Digitales“. Wer im Team die Ansagen macht, bleibt unklar.
Beim NDR sind gerade Führungsposten zu vergeben. Ende Nächster Woche soll ein Nachfolger für Intendant Lutz Marmor gewählt werden. Kritik gab es längst, weil nur eine Person, und zwar ein Mann, zur Wahl steht. Am Mittwoch aber haben die Intendant*innen bereits einen anderen Platz besetzt: Die Nachfolge von „Tagesschau“-Chefredakteur Kai Gniffke, der SWR-Intendant wird.
Übernehmen wird Marcus Bornheim. Der 45-Jährige ist damit neben der „Tagesschau“ verantwortlich für die „Tagesthemen“. Stellvertreter wird der bisherige ARD-Programmgeschäftsführer bei Phoenix, Helge Fuhst (35).
Für den digitalen Auftritt, also tagesschau.de, die Tagesschau-App und die sozialen Medien, bleibt Juliane Leopold verantwortlich, erhält allerdings den neuen Titel „Chefredakteurin Digitales“. Die 36-Jährige kam vor einem Jahr von der Newsseite Buzzfeed zur „Tagesschau“.
Was die ARD am Donnerstag noch nicht sagen wollte ist, wie Leopold und Bornheim in der Hierarchie zueinander stehen werden. Es scheint sich nicht um eine gleichberechtigte Doppelspitze zu handeln. Relevant ist das, weil in Sachen Quote schon Kritik aufkam. Nachdem Kai Gniffke sich im Südwesten gegen eine weibliche Mitbewerberin durchgesetzt hatte, zeichnete sich ab, dass auch die beiden Posten im NDR an Männer gehen werden. Da könnte man auf den Gedanken kommen, dass der neue Titel für Leopold vor allem die Kritiker*innen beruhigen soll.
Von der ARD heißt es dazu auf Anfrage der taz: „Die Ernennung zur Chefredakteurin unterstreicht den hohen Stellenwert, den die Onlineangebote der ‚Tagesschau‘ für ‚ARD-aktuell‘ haben.“ Konkreter äußern wollte man sich nicht, jedenfalls nicht vor dem 1. Oktober, wenn die neue Spitze ins Amt kommt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen