Neue CDU-Vizechefin Silvia Breher: Die nächste von der Leyen?

Silvia Breher übernimmt wohl den stellvertretenden CDU-Vorsitz. Wer ist die Frau, die zwischen Feminismus und konservativer Tradition schwankt?

Silvia Breher (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages, spricht im Plenum.

So richtig nach CDU sieht sie nicht aus: Silvia Breher Foto: dpa

BERLIN taz | Bundespolitisch prominente Niedersächsinnen kommen ja gerne mal von der Seitenlinie. Als Ursula von der Leyen im Jahr 2005 von Hannover nach Berlin ins Bundesfamilienministerium gewechselt ist, hatte kaum jemand die niedersächsische Gesundheits- und Sozialministerin auf dem Zettel. Ursula wer?

Ähnlich verhält es sich jetzt mit Silvia Breher. Gerade ist bekannt geworden, dass die 46 Jahre alte Niedersächsin von der Leyens Nachfolgerin als stellvertretende CDU-Vorsitzende werden soll. Von der Leyen wechselt bekanntlich als EU-Kommissarin nach Brüssel.

Silvia Breher, die Frau mit der blonden Sturmfrisur, ist noch ziemlich neu im Bundestag. Sie soll beim Bundesparteitag im November in Leipzig in das neue Amt gewählt werden. 2017 kam sie als direkt gewählte Abgeordnete ins Parlament, in ihrem traditionell schwarzen Wahlkreis Cloppenburg-Vechta hatte sie 57,7 Prozent der Stimmen geholt. Als Mitglied im Familien- und im Landwirtschaftsausschuss fiel sie in den zurückliegenden zwei Parlamentsjahren kaum auf. Erst seit Mai dieses Jahres führt sie ihren CDU-Bezirk Oldenburg. Warum also fällt die Wahl für einen der einflussreichsten Posten in der Bundespartei ausgerechnet auf Silvia Breher?

Da wäre zum einen ihr Geschlecht. Schaut man sich die Riege der fünf Vizevorsitzenden an, wäre Julia Klöckner ohne Breher die einzige Frau neben Armin Laschet, Volker Bouffier und Thomas Strobl. Zum anderen spricht ihr Alter für sie. Die CDU will und muss sich verjüngen, und das trifft natürlich auch und vor allem auf ihre RepräsentantInnen zu.

„Von Gleichberechtigung noch weit entfernt“

Breher wurde 1973 in Löningen, im Oldenburger Münsterland geboren. Sie wuchs auf einem Bauernhof auf und studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften in Osnabrück. Ab 2000 arbeitete sie bis 2011 als selbstständige Rechtsanwältin. Sie ist Mutter von drei Kindern. Als Mitglied der CDU arbeitete sie ab 2014 in einem jener vom Konrad-Adenauer-Haus ins Leben gerufenen Fachausschüssen mit, die die Lebenswirklichkeit der BürgerInnen in politisches Handeln ummünzen sollen. Die Landwirtstochter engagiert sich im Arbeitskreis „Umwelt und Landwirtschaft“.

Als am 8. März dieses Jahres im Bundestag über den Internationalen Frauentag debattiert wurde, marschierte Breher in Highheels und schwarzem Kostüm ans Podium und erklärte in erfrischend lautem Duktus, in diesem Lande sei trotz grundgesetzlich verbriefter Gleichberechtigung „noch lange nicht alles in Ordnung“. Sie sprach offen über Femizide, über Gewalt gegen Frauen, über den Gender Pay Gap und Rentenungerechtigkeit wegen Teilzeitjobs. „Solange das so ist, sind wir von Gleichberechtigung noch weit entfernt.“ Man müsse sich nur hier im Hohen Haus umschauen – „wir sind einfach nur wenige“.

Um jedoch allzu großen Irrititationen vorzubeugen, sprach Breher sich dann trotzdem gegen eine verbindliche Frauenquote und für nicht näher beschriebene „Grundüberzeugungen“ im Verhältnis der Geschlechter aus. In dieser Frage ist Silvia Breher eine klassische Vertreterin der Christlich Demokratischen Union, zu deren stellvertretenden Vorsitzenden sie schon bald, in fünf Wochen, vom Parteitag gewählt werden soll. Aber Ursula von der Leyen hat bekanntlich auch mit zunehmender Machtfülle an Profil gewonnen

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