Neue Bundesfamilienministerin Lisa Paus: Natürlich qualifiziert

Es heißt, Lisa Paus fehle die Expertise. Aber sie ist ein politischer Profi – und kennt sich in Finanzfragen aus, die für das Ressort wichtig sind.

Lisa Paus hält ihre Ernennungsurkunde in der Hand, dahinter eine Deutschlandfahne

Lisa Paus mit ihrer Ernennungsurkunde im Schloß Bellevue Foto: Markus Schreiber/ap

Steuerentlastung und Wirecard waren bisher ihre Schwerpunktthemen. Nun kommt auf Elisabeth „Lisa“ Paus eine neue Position zu – das der Bundesfamilienministerin.

Nach dem Rücktritt von Anne Spiegel erklärten die Grünen am 14. April, die ehemalige finanzpolitische Sprecherin als Nachfolgerin zu besetzen. Am Montag bekam Paus von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihre Ernennungsurkunde überreicht – nun ist sie offiziell im Amt. Aber die Skepsis, die ihr entgegenschlägt, war bereits bei der Verkündung sehr groß.

Die Kommentare der Use­r:in­nen auf Twitter reichten von Paus’ begrenzter Expertise im Bereich Familienpolitik, ihrer Kritik an Scholz als Oppositionelle bis hin zu ihrer Dauer des Studiums und, besonders geschmackvoll, ihrer Optik. Eine Userin schrieb, dass Spiegel durch eine „linke, alleinerziehende, schlecht gelaunte Feministin“ ausgetauscht und dass Paus für Trennungskinder „eine Katastrophe“ sei. Ein anderer Nutzer suggeriert, dass Paus aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Flügelzugehörigkeit gewählt wurde und dass es wieder „nicht nach Qualifikation“ ginge.

In der Tat konzentrierte sich Paus bisher verstärkt auf Finanzthemen. Auch bei der Kindergrundsicherung, an deren Konzept sie mitgewirkt hat, handelt es sich in erster Linie um ein Finanzthema. Aber ist sie deshalb ungeeignet für die Position? Im Gegenteil.

Lisa Paus passt zum Ministerium

Das Thema, das die Menschengruppen des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vereint, ist Geld. Immer mehr Se­nio­r:in­nen in Deutschland sind von Armut bedroht; der Gender-Pay-Gap ist nach wie vor groß. Das Modell der Kindergrundsicherung sieht vor, je nach Land entweder eine einkommensunabhängige Leistung oder eine bedingungslose Kindergrundsicherung einzuführen, um finanzielle Nachteile von Kindern aus einkommensschwachen Familien abzufedern.

Außerdem ist Paus ein politischer Profi. Sie war ab 1997 Mitglied des Berliner Landesvorstands und arbeitet seit 2009 als Abgeordnete im Bundestag. Sie weiß, wie der Alltag im Parlament funktioniert. Sie weiß auch, wie man Konzepte entwirft und in den Koalitionsvertrag einbringt. Vielleicht schafft sie es ja auch, ihre Vorschläge umzusetzen. Lassen wir sie also doch erst mal ihre Arbeit machen. Und dann schauen wir weiter.

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In Tokyo und Hamburg aufgewachsen, Auslandsjahr in Shanghai. Studium in Berlin, Chongqing und Halle. Schreibt seit 2021 für die taz. Kolumnistin des feministischen Magazins an.schläge (Foto: Hella Wittenberg)

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