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Neue Bücher über die Folgen der WendeKluge Köpfe zum Erzählen ermächtigt

Kowalczuk und Mau sind ostdeutscher Herkunft. Sie gehen der Frage nach, wie aus dem Momentum des Aufbruchs ein Gefühl des Scheiterns werden konnte.

Kita Lütten Klein in der Stockholmer Straße 1976 Foto: Sorge/imago

Als vor kurzem Sigmund Jähn starb, entbrannte medial eine hitzige Debatte darüber, ob der erste Deutsche im All und einstige Generalmajor der Nationalen Volksarmee überhaupt zum Helden tauge. Im Ostberliner Roten Rathaus war gerade erst das Kondolenzbuch für den – fast ausschließlich im ­Osten prominenten – Verstorbenen ausgelegt, da schrottete der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk mit einem grimmigen Text im Tages­spiegel das zart erblühende Wirgefühl.

„Sigmund Jähn verkörperte das DDR-System“, schrieb Kowalczuk. Deshalb tauge der – als Person zweifellos bescheidene, als propagandistische Erzählfolie jedoch stets zu Diensten gewesene – Mann nicht zum Vorbild. Im Gegenteil, Jähn sollte vielmehr „als Anschauungsbeispiel dafür dienen, dass sympathische, leise, bescheidene Menschen trotzdem eine menschenverachtende, laute, gewaltvolle Diktatur stützen und verteidigen können“.

Es war ein klassischer Kowalczuk-Text: meinungsstark, pointiert, faktengesättigt. Dieser publizistische Angang, das Politische stets auch persönlich zu spiegeln und zu brechen, eignet in diesem Wendeherbst-Jahr gleich zwei aktuellen Sachbüchern. Mit „Die Übernahme. Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde“ zieht Ilko-Sascha Kowalczuk eine sehr lesenswerte Bilanz, was in diesen Wendewirren tatsächlich passiert ist. Und er geht der Frage nach, auf welche Weise sich der Osten bis heute vom Westen unterscheidet und warum zwischen Suhl und Saßnitz Populisten und Extremisten so erfolgreich sein können.

In zwölf Kapiteln schreitet Kowalczuk die Bereiche des Umbruchs ab: vom „Letzten Jahr der DDR“ über „Die soziale Katastrophe“ Anfang der Neunziger, den Elitenaustausch, die Abwanderung bis hin zum „unverstandenen Osten“. Er schmeichelt niemandem, leistet sich widersprüchliche Haltungen und Gefühle und unterlegt das Behauptete mit unzähligen Fakten.

Frustrierter Zufriedener oder glücklicher Enttäuschter

Das zweite Buch kommt von dem Rostocker Steffen Mau. In „Lütten Klein“ beschreibt der Soziologe das „Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft“. Der 50-Jährige begnügt sich nicht mit der ja im Grunde hinlänglich bekannten Geschichte des Mauerfalls und der Schilderung jener Umbrüche, Einschnitte und Verletzungen, die den Ostdeutschen mittlerweile als „Lebensleistung“ in Rechnung gestellt werden und die ihnen das Gefühl vermitteln mögen, sie hätten damals, 1990, schon die richtige Entscheidung getroffen. Nein, Mau zieht das Bild deutlich größer.

„Die Bilanz der Einheit“, schreibt er gleich zu Beginn, „ist nicht nur durchwachsen, sie ist auch widersprüchlich. Selbst Individuen wirken oft innerlich gespalten, wenn man sie auffordert, ihre persönliche Situation zu schildern – manch einer entpuppt sich gar als frustrierter Zufriedener oder als glücklicher Enttäuschter.“

Man hat die Namen dieser als Unorte begriffenen Städte im Ohr

Ebenso wenig, das stellt er klar, wolle er sich an jenem Schulterklopfen beteiligen, „dem sich alle Jubeljahre die Führungskräfte dieses Landes hingeben und dabei übersehen, dass viele Probleme in Ostdeutschland nicht nur Erblasten des Staatssozialismus sind, sondern im Zuge der Vereinigung und Transformation reproduziert, verstärkt oder gar hergestellt wurden“. Wäre der umstrittene Sigmund Jähn nicht vor Erscheinen von „Lütten Klein“ verstorben, läge die Idee nahe, auch Mau unternehme hier den Versuch, die Widersprüchlichkeit des realsozialistischen Menschen an dessen Person zu erklären.

Politische Teilhabe unerwünscht

Die DDR, darauf besteht Mau und das belegt er auch, war demnach nicht nur ein repressives Land, dessen BürgerInnen am Ende dieses 40 Jahre währenden Sozialismusprojekts mehrheitlich in nischenbasierte Lethargie verfallen waren. Politische Teilhabe war bis zum Oktober 1989 weder erwünscht noch führte sie zu Veränderungen. Aber die DDR war eben auch für jene, die dort gelebt haben, eine Gesellschaft weitgehender Unterschiedslosigkeit.

Das Gleichsein wurde dann nach dem Fall der Mauer sozial, kulturell und marktwirtschaftlich in sein glattes Gegenteil gedreht. Der Osten – in dem der Bezirksparteisekretär neben der Krankenschwester wohnte, der hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter im selben Haus wie der Pfarrer – sei durch die deutsche Einheit zu einer „fraktionierten Gesellschaft“ geworden. Leute, die erfahren hatten, dass Geld nicht die entscheidende Rolle spielt in ihrem Leben, waren plötzlich angehalten, sich als fitte Marktteilnehmer zu verstehen.

Der ganze historische Vorgang war zugleich verstärkt von unzähligen Endpunkten, ökonomischen und damit immer auch persönlichen Niederlagen. Treuhand, Management-Buy-out, Übernahmen – man kennt die Geschichten. Aber will man sie noch hören? Ist es nicht mal gut langsam? Nein, ist es nicht. Mau erklärt, warum das Vergangene nicht vergehen kann, solange es in eine gespaltene Gesellschaft führt.

Das Buch

Ilko-Sascha Kowalczuk: „Die Über­nahme. Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepu­blik wurde“, C. H. Beck, München 2019, 319 Seiten, 16,95 Euro

Der Ort, an dem Steffen Mau sein Stück DDR erfahren hat, heißt Lütten Klein. Das Neubauviertel in Rostock ist ein betongewordenes Zeugnis dieser Idee von Gleichheit und Fürsorge durch einen Staat, von dem seine Gründer gehofft hatten, jeder und jede würde sich ihm anvertrauen wollen. Lütten Klein ist eine jener am Reißbrett entworfenen Idealstädte, in denen Arbeit und Leben der sozialistischen Menschengemeinschaft ihren Platz finden sollten. 26.000 Menschen lebten dort, heute sind es noch 17.000.

Man hat die Namen dieser mittlerweile mitunter als Unorte begriffenen Städte im Ohr: Hoyerswerda, Eisenhüttenstadt, Schwedt an der Oder, Halle-Neustadt. Es sind heute Gegenden, die mit ihrem harten Image zu kämpfen haben – Mau verwahrt sich ausdrücklich gegen abfällige Bezeichnungen wie Platte, Fickzelle, Arbeiterschließfach. Zu ihrer Zeit waren die Neubaugebiete gelebte Moderne für arbeitende Menschen mit Kindern und Interessen. Heute werden dort die sozialen Ränder vermutet – was nicht zwangsläufig stimmt. Schon gar nicht in einer Stadt am Meer wie Rostock.

Das Buch

Steffen Mau: „Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transforma­tionsgesellschaft“. Suhrkamp Verlag, Berlin 2019, 284 Seiten, 22 Euro

Mau ist in Lütten Klein zur Schule gegangen, er hat dort seine Kindheit und Jugend verbracht, in den acht­ziger Jahren nahm ihn ein Freund mit zu einem Gottesdienst, den ein gewisser Joachim Gauck abhielt. Und als die Zeiten unruhig wurden, schob Mau als NVA-Soldat ­Wache vor der Kaserne in Schwerin. Mittlerweile ist er Professor an der Humboldt-Universität in Berlin.

Auch Ilko-Sascha Kowalczuk hat es beruflich geschafft. Geboren 1967 in Ostberlin, gehört er jener Generation an, die durch das Ende der DDR tatsächlich befreit worden sind. Viele in den sechziger Jahren geborene Ostdeutsche sind Nutznießer dieser historisch einmaligen Situation. Sie sind es auch, die authentisch Kunde tun können vom Gewesenen und Erfahrenen.

Auch wenn sich drei Jahrzehnte danach manche Erinnerung verschoben, verdunkelt oder ver­goldet haben mag – diese Gesellschaft muss eine respektable sein, die kluge Köpfe wie Mau und ­Kowalczuk nicht nur hervorgebracht, sondern auch zum Erzählen ermächtigt hat.

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8 Kommentare

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  • Das Problem ist die Veränderungsfeindlichkeit.



    Die Weigerung mit anderen Kulturen zusammenzuleben.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Sie gehen der Frage nach, wie aus dem Momentum des Aufbruchs ein Gefühl des Scheiterns werden konnte."

    Irgendwie habe ich doch den Verdacht, dass hier die Kategorien gewissermaßen verrutscht.



    Ich hätte an dieser Stelle nicht eine, sondern zwei Fragen:

    1) Wie konnte aus dem Gefühl des Aufbruchs ein Gefühl des Scheiterns werden?

    2) Wie konnte aus dem Momentum des Anschlusse an die so genannte soziale Marktwirtschaft ein Momentum, ein Aufschwung des Rechtsradikalismus werden?

    Denn:



    Auch Aufbruch ist ein Gefühl, eine Stimmung. Es ist ebenso wie das Gefühl des Scheiterns durch die sozioökonomischen Verhältnisse vermittelt (zumindest dann, wenn dieses Gefühl gesellschaftlich so stark ist, dass es eine gesamtgesellschaftliche Relevanz hat).

    "Sie gehen der Frage nach, wie aus dem Momentum des Aufbruchs ein Gefühl des Scheiterns werden konnte."

    Diese Formulierung unterstellt dagegen doch schon, dass der Aufbruch ein "authentisches" Momentum, ein "echter" Aufbruch gewesen sei, mehr als nur ein Gefühl und mitnichten ein Irrweg.

    Jetzt, dreißig Jahre nach der Wende leben wir allerdings alle angesichts der Tatsache, dass wir etwa innerhalb der nächsten drei Wahlperioden eine treibgasneutrale Kreislaufwirtschaft aufbauen müssen, wenn der Schwur auf die Menschenrechte nicht nur ein faules Lippenbekenntnis sein soll.



    Die Kapitalkritik ist wieder im Rennen, selbst viele Liberale glauben schon nicht mehr an das Versprechen des ewigen Wachstums ud nicht nur Ulrike Herrmann redet von einer Art "Kriegswirtschaft", von der kreativen Schrumpfung.

    Was macht also dieses Gefühl des Scheitern in der Überflussgesellschaft so mächtig? Was gibt der Ohnmacht in einer freiheitlichen Demokratie so viel Macht?



    Ist nicht das, was am schwersten zuzugeben ist: Die Tatsache, dass man sich geirrt hat!? Dass es so, wie man es sich vorgestellt hatte, nicht weitergehen kann!?

    Eine gewisse Aussichtlosigkeit, weil die historische Erfahrung des Scheiterns nicht gewürdigt und sozial nicht genutzt wird.

  • (Teil 2)

    Steffen Mau bedient eine andere Zielgruppe. Eine, die sich noch immer wehmütig an eine „Gesellschaft weitgehender Unterschiedslosigkeit“ erinnert. Auch, weil Respekt damals nicht ganz so teuer erkauft werden musste. Dass die aktuellen Alphatiere einander lieber unter allgemeinem Jubel auf die Schulter klopfen, als zuzugeben, dass viele Probleme keine „Erblasten“ sind, sondern auf das Konto der Nachwende-Herrscher gehen, kommt obendrauf. Mau-Fans zahlen offenbar auch liebend gern dafür, dass ihnen jemandem, dem sie trauen, weil er ihnen ein wenig ähnlich zu sehen scheint, „die Widersprüchlichkeit des realsozialistischen Menschen […] erklären“. Auch mit Respekt, denn Geld ist ja knapp.

    Mau wie Kowalczuk profitieren also von der „fraktionierten Gesellschaft“, in der wir alle derzeit leben. Beide haben sie ihre "Nische" gefunden. Das ist in sofern ziemlich schade, als die größten gesellschaftlichen Probleme, die wir derzeit alle miteinender haben, nicht zu lösen sind per Insellösung und per Konkurrenzgehabe. Wenn alle dem jeweils unerwünschten Teil aller „klugen Köpfe“ dieses Landes den Respekt verweigern können, dann hat uns das ja schließlich erst da hin gebracht, wo wir jetzt sind: zwei Fuß breit vor die Tür von Teufels Küche. Manch einer mag sich da besonders frei fühlen. Noch, meine ich. Aber manch einer ist ja doch immer noch lieber tot als irgendwie rot zu sehen.

    Die Hoffnung, Vernunft würde quasi naturgesetzmäßig siegen, war immer schon trügerisch. Wo keine Vernunft ist, kann sie einfach nicht siegen.

  • Was ist ein Vorbild? Definiere!



    Es liegt zu sehr im Auge des Betrachters.



    Respekt für eine außergewöhnliche Leistung, großen Mut, die Überwindung menschlicher Schwächen, aber Vorbild?



    Ich wollte immer gerne Raumfahrer werden, aber doch kein Soldat wie Jähn, oder Wissenschaftler wie Merbold. Zu den Sternen reisen, weg von der miefigen Erde und ihren kleinkarierten Heldengeschichten. Von System zu System, gucken wie es da aussieht, ob da noch wer ist, aber doch nicht wieder derselbe Mist wie hier.

  • Zitat: „[…] – diese Gesellschaft muss eine respektable sein, die kluge Köpfe wie Mau und ¬Kowalczuk nicht nur hervorgebracht, sondern auch zum Erzählen ermächtigt hat.“

    Respekt, das weiß Anja Maier sicherlich besser als ich, ist eine Art Währung. Etwas, was man von anderen Menschen bekommt im Rahmen eines Tauschgeschäftes.

    Anders als die DDR-Gesellschaft werden Mau und Kowalczuk offenbar für nützlich gehalten. Ihre Selbst-Ermächtigung muss nicht im Selbstgespräch enden. Ihre Herkunft wird ihnen quasi vergeben, weil andere profitieren wollen von ihnen. So viel Glück hat nicht jede*r ähnlich Qualifizierte.

    Respekt kostet nichts. Deswegen ist er nicht nur bei solchen Leuten beliebt, die sich und anderen etwas beweisen müssen, sondern auch bei denen, die entweder sparen müssen oder sparen wollen. Der Tagesspiegel etwa hat Ilko-Sascha Kowalczuk für die Behauptung „Sigmund Jähn verkörperte das DDR-System“, offenbar nicht nur eine gewisse Geldsumme gezahlt hat, sondern auch Respekt. Vermutlich, weil der Tagesspiegel vom Geld und vom Respekt einer bestimmten Zielgruppe lebt.

    Tagesspiegelleser verstehen sich selbst gerne als „meinungsstark“. Sie möchten „pointiert“ und „faktengesättigt“ argumentieren, erkennen sich also in einem „klassische[n]“ Kowalczuk wieder. Dass ein sympathischer, leiser und bescheidener Mensch, ein Anti-Tagesspiegelleser also, nicht zum Vorbild taugt, scheinen diese Leute gerne zu lesen. Dass sie selber ein „menschenverachtende[s], laute[s], gewaltvolle[s]“ System stützen und verteidigen mit ihrer Lebensleistung, wissen sie ja schließlich selber. Außerdem dürften sie, die sich nie für „den Osten“ oder seine Bewohner interessiert haben, dankbar sein, wenn ihr einer, der so „tickt“ wie sie, sagt, was „tatsächlich passiert ist“ im Herbst ’89 und „warum zwischen Suhl und Saßnitz Populisten und Extremisten so erfolgreich sein können“. Anderswo hingegen nicht, mag mancher in Gedanken hinzufügen.

    (Ende Teil 1)

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    ..."Vorbild ist eine Person oder Sache, die als richtungsweisendes und idealisiertes Muster oder Beispiel angesehen wird. Im engeren Sinne ist ein Vorbild eine Person, mit der ein – meist junger – Mensch sich identifiziert und dessen Verhaltensmuster er nachahmt oder nachzuahmen versucht. ...."



    ...."Idealisierung stellt einen intrapsychischen Abwehrmechanismus dar und ist ein Schlüsselbegriff der Psychologie (vor allem der Entwicklungspsychologie) und der Sozialwissenschaften. Es beschreibt Verhalten, Gegenstände (Personen, Gruppen, Epochen, Regionen usw.) oder das Selbst zum unrealistisch überhöhten Ideal zu erheben. "



    Für mich waren Herr Jähn und Herr Schur keine Vorbilder. Sie haben einer Diktatur gedient, wurden in allen Facetten benutzt und haben den Übergang in ein anderes System recht schadlos überstanden.

    Die Debatte finde ich nicht lächerlich, es ist Geschichte. Die "Befreiung" hätte auch schon am 17 Juni 1953 erfolgen sollen oder können. Verlorene Zeit.



    Im übrigen unterhalte ich mich gerne mit Grundschülern z. B.über die DDR und habe gute Laune.



    Es ist Geschichte.

  • Generalmajor a.D. Dr. Sigmund Jähn bleibt ein Vorbild für jeden, der es möchte. Ich sehe eines in ihm. Diese Verobjektivierungsversuche des Begriffs, oder die Bestimmung dessen, ob derjenige für eine Mehr- oder (nur) Minderheit ein Vorbild ist, oder sein könne, hat zum Preis die Lächerlichkeit der Debatte, hier wohl die eines "Befreiten". Wer's halt zum Abarbeiten braucht.

  • Eine Gemeinsamkeit entsteht nicht durch Blut und Boden, sondern durch gemeinsames erleben. Deutsch sein ist keine Eigenschaft, die Gemeinsame Geschichte ersetzt ... Deutschland wurde (ohnehin 1871 nur mühsam zusammen geschustert) 1945 getrennt und unterschiedliches Erleben gestaltet.

    Der Nationalistische Rausch von 1989-1990zeigte uns genau, dass das Deutschtum substanzlos ist. Dass die DDR und die BRD Gesellschaften mit ihren jeweiligen Gemeinsamkeiten schufen. Deutschland ist nur eine gefährliche Idee.

    Da wurde zusammengeschustert, was nicht zusammenpasst. Und das Erleben dessen verhindert ein zusammen wachsen bis heute. Der Ost-Ossi ist uns weiter Ausländer und der West-Ossi (so er noch Ossi spricht) ein "Gastarbeiter".



    Ich bin drüben ein Besatzer, Besserwessi etc. so wie ich in Österreich ein Piefke bin.

    Die jeweiligen Befindlichkeiten sind völlig nutzlos, solange die Menschen nicht erkennen, dass Heimat nix mit Blut und Boden zu tun hat und nicht vererbt, sondern erlebt wird.