Neue „Bild“-Chefredakteurin: Diekmanns Ziehkind
Sie hat die Diekmann‘sche Schule von der Pike auf gelernt, Twitter mochte sie bislang nicht so richtig. Tanit Koch wird Chefin des Boulevardblatts.
Daswichtigste Handwerk einer Bild-Chefredakteurin hat Tanit Koch von ihrem Vorgänger Kai Diekmann schon mal gelernt: auf Twitter gegen die Konkurrenz schießen, um die Ehre des eigenen Blattes zu verteidigen.
Als das Landgericht Köln Ende September entschied, dass Springer an Jörg Kachelmann 635.000 Euro wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte zu zahlen habe, lief die 38-Jährige bei Twitter zu Höchstform auf: Die stellvertretende Chefredakteurin und Unterhaltungschefin der Bild belehrte die Konkurrenz, sie solle doch bitte erst einmal das vollständige Urteil lesen und zitierte alte Bild-Schlagzeilen, um zu beweisen, dass Bild keine „Hetzkampagne“ gegen Kachelmann geführt hätte. Ganz die Diekmann’scheSchule also.
Dass sie die beherrscht, ist kein Wunder, schließlich hat Koch sie von der Pike auf gelernt: Vor zehn Jahren kam die studierte Juristin als Volontärin zum Springer Verlag. Nach dem Abschluss des Volontariats leitete sie das Büro von Diekmann, danach ging es los mit den Chefinnenposten: 2009 wurde sie verantwortliche Redakteurin der Welt und Welt am Sonntag, 2010 Textchefin der Bild, 2011 Redaktionsleiterin der Bild Hamburg und im März 2013 stellvertretende Chefredakteurin der Bild – eine von insgesamt sechs.
Ab 1. Januar wird sie nun die erste weibliche Chefredakteurin der Bild und übernimmt die redaktionelle Verantwortung für die gedruckte Zeitung. Diekmann bleibt Herausgeber der sogenannten Roten Gruppe, also der Boulevardmedien von Springer: Bild, Bild am Sonntag, BZ und bild.de.
Öffentlich ist die in Bonn aufgewachsene Journalistin bislang kaum aufgefallen: Nicht einmal Wikipedia kannte Tanit Koch, bis Springer am Donnerstag die Personalie bekannt gab. Erst kurz nach der Mitteilung bekam sie ihren ersten Eintrag in dem Onlinelexikon.
An ihrer Internetpräsenz hat sie bislang nur widerwillig gearbeitet: Eigentlich habe sie gar keine Zeit für Twitter, erzählte sie dem Medium Magazin vor zwei Jahren. Sie betreibe die Twitterei nur, weil der Chef das so wolle. Das dürfte sich ja in Zukunft ändern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus