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Netzaktivist Bassel Khartabil aus SyrienDer Bräutigam der Revolution

Der Software-Entwickler Bassel Khartabil ist tot. Laut seiner Frau wurde der Mitte-30-Jährige bereits vor zwei Jahren vom syrischen Regime hingerichtet.

Arbeitete für Mozilla Firefox und Wikipedia: Bassel Khartabil Safadi, hier im Juni 2010 Foto: dpa

BERLIN taz | Überraschend kam die Nachricht von seiner Hinrichtung nicht. Seit zwei Jahren war Bassel Khartabil Safadi verschwunden, nachdem er vom syrischen Regime zum Tode verurteilt und an einen unbekannten Ort gebracht worden war. Was danach mit dem Netzaktivisten und Softwareentwickler geschah, wissen nur die Kerkermeister des Diktators Assad.

Nun gibt es traurige Gewissheit. „Es ist schwierig, Worte zu finden“, postete seine Frau Noura Ghazi Safadi am Dienstag auf Facebook. Ihr Ehemann sei bereits im Oktober 2015 getötet worden. „Euretwegen war ich die Braut der Revolution“, schreibt sie an das Regime gerichtet, „und euretwegen bin ich eine Witwe geworden“. Dies sei das Ende, das einem Helden gebühre.

Mehrere Menschenrechtsorganisationen sowie eine Aktivistin der Kampagne „Free Bassel“, die sich für die Freilassung des Aktivisten eingesetzt hatte, bestätigten den Mord gegenüber der taz.

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Der 1981 als Kind palästinensischer Flüchtlinge in Syrien Geborene hatte sich auf die Entwicklung von freier Software spezialisiert. Unter anderem war er Mitarbeiter des Internetbrowsers Mozilla Firefox und des Onlinelexikons Wikipedia. Das US-Magazin Foreign Policy listete ihn im Jahr seiner Verhaftung als Nummer 19 der 100 einflussreichsten Denker des Jahres.

Menschen, die in echter Gefahr sind, verlassen ihr Land nie.

Bassel Khartabil auf Twitter

Im März 2012, nur ein Jahr nach den ersten Protesten in Syrien, hatten Kräfte des syrischen Regimes Bassel Khartabil Safadi festgenommen. Wenig später starteten Aktivisten die „Free Bassel“-Kampagne; auch Human Rights Watch und Amnesty International machten auf das Schicksal des gut vernetzten Softwareentwicklers aufmerksam.

Nun ist sicher, dass auch er zu den schätzungsweise 18.000 Menschen zählt, die das Assad-Regime seit Beginn des Konflikts 2011 in syrischen Gefängnissen hat umbringen lassen.

Einer der letzten Tweets von Bassel Khartabil Safadi vor seiner Festnahme lautete: „Menschen, die in echter Gefahr sind, verlassen ihr Land nie. Es gibt Gründe, warum sie in Gefahr sind, und deshalb gehen sie nicht.“ Wir werden nie erfahren, ob er diese Einschätzung im Laufe der Jahre hinter Gittern geändert hat.

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7 Kommentare

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  • Eine Diktatur mag noch so blutig sein, das Volk noch so sehr unter ihr leiden, es finden sich auch bei uns genug, die davon immer noch nicht genug haben und ein solches Regime verteidigen.

    Der Reflex ist immer derselbe: die Menschen würden ihren Diktator ja lieben wenn ihnen finstre ausländische Mächte nicht den Floh ins Ohr gesetzt hätten, dass Diktatur etwas Schlechtes sei.

    • @Galgenstein:

      ... kritisches Nachfragen scheint hingegen besonders solche Leute zu irritieren, deren schlichtes Gut/Böse Weltbild dadurch gestört wird.

  • Wer hat diesen Krieg im Nahen Osten eigentlich wieder aufflammen lassen? Wäre es nicht an der Zeit, das mal zu klären? Die, welche die Lunten zünden, verstecken sich oft feige im Gebüsch.

    • @Angelika Oetken:

      "Wer hat diesen Krieg im Nahen Osten eigentlich wieder aufflammen lassen? Wäre es nicht an der Zeit, das mal zu klären?"

       

      Das ist eigentlich kein großes Geheimnis. Die Journalistin Karin Leukefeld hat vor kurzem ziemlich treffend die Hauptakteure und ihre Motive beschrieben: https://www.heise.de/tp/features/Es-ging-und-geht-um-geostrategische-Interessen-3701916.html

      • @jhwh:

        Dass Leukefeld Assad als Opfer und seine Opfer als Täter sieht, ist ja nicht ganz neu. Dies verfängt bei einer bestimmten Klientel, welche routinemäßig die USA hinter allen Übeln dieser Welt ausmacht und Israel nicht mag.

        • @Galgenstein:

          Das macht auch die CIA gerne. Den Journalisten verunglimpfen, um die Nachricht abzuschwächen.

          Frau Leukefeld ist wie Eva Bartlett (Kanada) und Vanessa Beeley (UK) eine der wenigen Journalisten, die regelmäßig vor Ort in Syrien sind und nicht wie die meisten ihrer männlichen Kollegen aus Hotelzimmern in Kairo, Bagdad oder Beirut den Unsinn von Al Jazeera nacherzählen. Schlimmer als diese Westentaschen-Scholl-Latours sind nur noch die "Journalisten", die nicht einmal in die Region fahren, sondern willig die Propaganda amerikanischer "Thinktanks" abschreiben, als würden sie dafür bezahlt.

    • @Angelika Oetken:

      Da liegen mehrere rauchende Colts im Gebüsch (das ist ja das Problem).