Netflix-Serie „Totenfrau“: Leichen in Tirol

In der Netflix-Serie „Totenfrau“ jagt eine Witwe den Mördern ihres Mannes sowie anderer Frauen hinterher. Die Handlung ist leider vorhersehbar.

Eine Frau streckt ihre Faust raus, ein roter Laserstrahl zeigt nach unten

Brünhilde Blum (Anna Maria Mühe) übt im Betrieb, wie man richtig elektroschockt Foto: Netflix

Kurvige Straßen und Inseln aus eingedrecktem Schnee – Tirol zeigt sich in „Totenfrau“ ästhetisch hässlich. Das liegt nicht nur an den Menschen, sondern auch an den Drohnenaufnahmen von Bestatterin Brünhilde Blum (Anna Maria Mühe), während sie in flatterndem Mantel auf dem Motorrad durch die Bergwelt rast.

Das hat bis vor wenigen Tagen noch ihrem Mann gehört, dem Polizisten Mark. Aber der ist totgefahren worden. Im Gegensatz zur trägen Polizei will Blum jetzt den flüchtigen Fahrer finden.

Dabei stößt sie auf Dunja (Romina Küper), die Mark aus Menschenhändlerfängen gerettet hat, und bringt sie bei ihrer trauernden Familie unter. Blum ist eine Praktikerin, sie macht halt einfach, auch wenn es manchmal nicht klug ist – oder pietätvoll. Ist eine Leiche zu lang für den Sarg, kommt die Säge zum Einsatz und der Opa „schrumpft“.

Was Blum nicht mag: Wenn andere Menschen Körper zersägen. Zum Beispiel die in den Erzählungen und Flashbacks von Dunja. Es sind Szenen wie aus einem okkulten Schlachthaus: Menschen in dunklen Tiermasken und in Schürzen quälen und töten Frauen. Dunja selbst aber kann sich aus ihrer Fesselung befreien und fliehen. Jetzt jagt Blum die Täter und lässt ihre Wut ohne Impulskontrolle raus.

Leider ist die weitere Handlung vorhersehbar: Blum bringt die Männer der Reihe nach um. Dabei helfen ihr weder die Toten, mit denen sie gelegentlich spricht, damit die Serie humoristisch aufgelockert wird, noch besondere Bestatter*innenfähigkeiten, die bei dieser Protagonistin wünschenswert wären. Aber sie weiß, wie man jemanden verschwinden lässt.

„Totenfrau“, sechs Folgen bei Netflix

Die Serie könnte wunderbar spannend sein, wenn die Macht der Täter – einflussreiche Persönlichkeiten in der Gemeinschaft – stärker ausgespielt würde. Wenn Zu­schaue­r*in­nen nicht nur die Gesichter, sondern auch die Rollen der Dorfbewohner im Ort gezeigt bekämen: Warum schweigen sie? Wer setzt sie unter Druck? Wie funktioniert diese Gemeinschaft? Statt dem schwarzen Psychogramm einer Tiroler Ortschaft liefern ORF und Netflix in ihrer Co-Produktion einen seichten Krimithriller. Nicht innovativ, aber schön anzuschauen und leicht zu verfolgen.

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