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Netanjahu zu Irans Atompolitik„Auch jetzt ein bitterer Fehler“

Netanjahu warnt vor der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran. Die Westmächte würden einen ähnlichen Fehler machen wie gegenüber Nazi-Deutschland.

Israel Premierminister Benjamin Netanjahu wirft der Staatengemeinschaft historische Ignoranz vor. Bild: dpa

JERUSALEM dpa | Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat der Staatengemeinschaft vorgeworfen, ihre Augen vor der aggressiven Politik des Irans zu verschließen wie einst gegenüber Nazi-Deutschland.

„Die Westmächte haben einen fatalen Fehler vor dem Zweiten Weltkrieg gemacht, und wir sind überzeugt, dass sie auch jetzt einen bitteren Fehler machen“, sagte Netanjahu am Mittwochabend in einer Fernsehansprache zum Tag des Gedenkens an den Holocaust an diesem Donnerstag in Israel.

Damals habe die freie Welt versucht, das NS-Regime zu beschwichtigen und seinen guten Willen zu kaufen. Warnungen seien ignoriert worden. Und auch heute sei die Blindheit groß. Dabei finde die Aggression des Irans und dessen Unterstützung radikaler islamistischer Gruppen etwa im Jemen, in Syrien oder Gaza vor aller Augen statt, sagte Netanjahu.

Mit Blick auf die Atomverhandlungen warnte Netanjahu vor einer Aufhebung der Sanktionen. Irans nukleare Infrastruktur könnte nach den Vorgaben von Lausanne bestehenbleiben und gar ausgeweitet werden.

Der Iran und die UN-Vetomächte sowie Deutschland hatten sich in Lausanne in einem Rahmenabkommen auf Begrenzungen sowie Überwachungsmechanismen des Atomprogramms geeinigt. Im Gegenzug sollen Sanktionen aufgehoben werden. Der Westen will sicherstellen, dass der Iran nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangt. Israel ist ein entschiedener Gegner des Abkommens.

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13 Kommentare

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  • siehe:

     

    http://www.taz.de/Micha-Brumlik-ueber-Guenter-Grass/!158078/

     

    hier nachzulesen, wie grass vor waffenlieferungen an israel warnt und deshalb seine argumentation als antisemitisches ressentiment psychologisiert wird.

     

    was ist im prinzipiell gleichliegenden fall dann mit netanjahu?

     

    sind das nicht antiamerikanische stereotypen, die der da äußert?

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Und von Israel geht überhaupt keine Gefahr aus, gell? Sind ja nur ein paar Terroristen, die zu Tode kommen, auch wenn sie grade mal 3 Jahre alt sind. Außer Netanjahu und seinen unverbesserlichen Hardlineren sowie einigen Blinden hält alle Welt diesen Weg der Verhandlungen für den vernünftigen. Nicht dass der Iran aus lauter Chorknaben besteht - doch denen nimmt man den Wind aus den Segeln, wenn man rational mit dem Problem umgeht. Blinder Haß ist hier fehl am Platz.

    • @1714 (Profil gelöscht):

      Es gibt in der Geschichte der Menschheit genügend Beispiele, aus denen ersichtlich wird, dass man Diktaturen, Despoten und Fanatikern sowie Verrückten nicht mit netten Umgangsformen den Wind aus den Segeln nehmen kann.

      • @Zauberdrache:

        aha.

        dann wenden wir das mal auf Benjamin Netanyahu an.

        wobei: ich tät es nicht auf ihn allein beschränken.

  • Auch ihr habt einen Fehler gemacht, liebe taz. Das WIR in Netanjahus "... und wir sind überzeugt..." hättet ihr groß schreiben müssen. Pluralis Majestatis, ihr wisst schon.

     

    Nun ja. Netanjahu ist kein Kaiser im engeren Sinne. Er ist angeblich Demokrat und muss es also aushalten, kritisiert zu werden. "Die Westmächte“, finde ich, sollten ihn bei nächster Gelegenheit mal fragen, ob er ganz sicher ist, selbst keine Fehler zu begehen. Damit beispielsweise, dass er die letzten Holocaust-Überlebenden finanziell so knapp hält, dass sie sich notwendige Medikamente und drei Mahlzeiten am Tag nicht leisten können gen Monatsende. Ich meine: Wer die Vergangenheit bei jeder sich bietenden Gelegenheit als Totschlag-Argument missbrauchen will, der müsste eigentlich ein ziemliches Interesse daran haben, dass sie nicht so bald endet. Obwohl – wo keine Zeugen existieren, kann man behaupten was man will. Auch, dass es Äpfel gibt die Birnen sind.

     

    Ich fürchte auch, das Fragen wird nicht wirklich leicht. Netanjahu könnte schließlich unhöflich genug sein zurückzufragen. Zum Beispiel, warum die Deutschen seine Mindestrente nicht bis auf das erforderliche Existenzminimum aufstocken. So als kleine Wiedergutmachung. Kann ja nicht mehr all zu lange dauern. Außerdem könnte er wissen wollen, ob nur seine NS-Vergleiche unzulässig sind oder auch die aller anderen Politiker. Und drittens weiß man nie, wie es mal kommt. Gut möglich, dass der Iran sich nach einem eventuellen erneuten Machtwechsel doch noch als Ausgeburt des Bösen erweist und/oder die (un-)verantwortlichen Außen- bzw. Machtpolitiker der einflussreichen Länder dieser Erde auch in Zukunft zu viele Fehler machen, als dass endlich ein Frieden einkehrt in der Region. Dann würde in den Geschichtsbüchern womöglich irgendwann stehen: "Herrscher XY war seiner Aufgabe nicht gewachsen. Es was das Ende seines Reiches". Und welcher Kaiser möchte so was schon auf seinem Grabstein stehen haben?

  • NS-Vergleiche sind bei dem nicht nur en vogue, sondern da ist ihm auch keine Kulisse zu schade, auch nicht diese im westlichen Jerusalem.

     

    Mir scheint, die kleine und recht unvollständig die Welt repräsentierende UN-Generalversammlung hatte 1947, dabei noch gedrängt von DEN beiden Supermächten, „ihre Augen vor der aggressiven Politik“ verschlossen.

     

    Soweit sie es dann doch nicht tat, endeten diese Bemühungen unter anderem mit der Ermordung von Folke Bernadotte und damit eines Appeasements – Ort damals: Jerusalem.

     

    Den Preis dafür zahlen Menschen in dem Gebiet, das die USA Middle-East nennen, bis heute.

  • Ach ja, NS-Relativierung made by Netanyahu. Im Nahen Osten nichts Neues ...

    • @Max Mutzke:

      Relativierung?

      Gegenwärtig unterstützt Teheran neben der radikalislamischen Hisbollah schiitische Milizen in Syrien und dem Irak sowie die Huthi-Milizen im Jemen, ist ohne Zweifel der eifrigste Unterstützer dschihadistischen Terrors und eine weitere Gefahr für die gesamte, ohnehin schon am Abgrund stehende Region.

      Die eigene Bevölkerung hält die Islamische Republik seit nunmehr 36 Jahren unter der Knute, richtet hin, foltert, hängt Schwule an Baukränen auf und lässt Ehebrecherinnen steinigen. Und Sie sprechen von Relativierung?

      • @Meckerliese:

        "ist ohne Zweifel der eifrigste Unterstützer dschihadistischen Terrors"

         

        äh, nein, da haben Sie etwas falsch verstanden.

        Das, was hier als dschihadistischer Terror bezeichnet wird, ist eine sunnitischer Angelegenheit. Deren bekanntesten Vertreter (IS un Al-Kaida) stehen jeweils gegen die Gruppen, die Sie nennen und die vom Iran favorisiert bzw. unterstützt werden (das ist im Fall Jemens und des Irak ja nicht so klar).

        Es stimmt also eher das Gegenteil als das, was Sie formulierten.

        • @MontNimba:

          Der Iran unterstützt aber z.B. die (sunnitische) Hamas, die ihrerseits dschihadistischen Terror betreibt.

          Merke: So lange es gegen Juden geht, wird sogar über den schiitisch-sunnitischen Konflikt hinweggesehen.

  • Der Iran finanziert mit Hamas , Hizbollah, Djihad Ismaeliah, Abu Nidal, Abu Abbas, Huithi zahlreiche Terrormilizen im Nahen und Mittleren Osten. Allein im Irak gibt es heute Dutzende von schiitischen Milizen. Zu den schlagkräftigsten gehörten dabei Asaib Ahl al-Hakk und die Kataib-Hisbollah. Zusammen übertreffen sie an Mannstärke die Überreste der irakischen Armee um mindestens das Dreifache.

    Barak Obama handelt unverantwortlich, mit diesem Mullah-Regime im Iran ein Abkommen unterzeichnen zu wollen - nur um in die Geschichtsbücher einzugehen. Solange die Ajatollah´s regieren, wird der Iran eine Bedrohung für Israel und den Nahen Osten sein. Ziel einer Iran-Politik sollte das Ende dieser Bedrohung sein.

    Nur ein säkularer und demokratischer Iran wäre der Grundpfeiler für Frieden und wirtschaftlicher Prosperität in dieser Region.

    • @Richard Kotlarski:

      Es gibt Leute die würden exakt das Selbe über Israel und Palästina sagen.