Netanjahu nach der Wahl in Israel: Wieder für Zweistaatenlösung
Nach dem Wahlsieg des Likud übt US-Präsident Obama Druck auf Netanjahu aus. Der nimmt derweil seine Aussage zurück, er sei gegen die Zweistaatenlösung.
JERUSALEM dpa | Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist nach nur drei Tagen von seinem Nein zu einer Zweistaatenlösung im Nahost-Konflikt wieder abgerückt. „Ich will keine Einstaatlösung“, sagte er dem US-Sender NBC am Donnerstag. „Ich will eine nachhaltige, friedliche Zwei-Staaten-Lösung“, bekräftigte er. Nur die Bedingungen seien zurzeit nicht gegeben.
Erst am Montag, dem Tag vor der Wahl in Israel, hatte er im Bemühen um rechte Wähler einem Palästinenserstaat eine Absage erteilt. Die US-Regierung kritisierte dies Verhalten als widersprüchlich.
„Worte bedeuten etwas und das gilt sicherlich auch in diesem Fall“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest. Die Abkehr Netanjahus von der Zweistaatenlösung bezeichnete er als völlig gegenläufig zur jahrelangen Politik seines Landes und der USA.
„Wir können diese Kommentare nicht vergessen“, erklärte auch Jen Psaki, die Sprecherin des US-Außenministerium. Earnest kritisierte auch Netanjahus Warnungen am Wahltag vor „Massen arabischer Wähler“. Die USA seien „zutiefst besorgt“ über diese polarisierende Rhetorik.
Später Gratulant
Die Wahl am Dienstag gewann Netanjahu überraschend klar, geriet aber wegen seines Neins zu einem Palästinenserstaat unter Druck auch engster Verbündeter. Die USA und andere westliche Staaten betrachten die Zweistaatenlösung als einzig gangbaren Weg zu einer Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach das Thema bei einem Telefonat mit Netanjahu an.
Am Donnerstag hatte es noch vor dem NBC-Interview aus dem Weißen Haus geheißen, man werde wegen Netanjahus Äußerungen „weitere Schritte“ überdenken müssen. Die New York Times berichtete unter Berufung auf Vertreter der US-Regierung, Washington könnte sich nun für eine Resolution zur Zweistaatenlösung im UN-Sicherheitsrat einsetzen.
Erst zwei Tage nach der Wahl gratulierte auch US-Präsident Barack Obama Netanjahu zum Sieg. Das Verhältnis zwischen beiden gilt als sehr gespannt. Zugleich unterstrich er in dem Telefonat die Unterstützung der USA für die Zweistaatenlösung. Zudem bekräftige er, die USA strebten ein umfassendes Abkommen mit dem Iran an, mit dem das Land am Bau einer Atombombe gehindert werden solle.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung