Netanjahu in Washington: Trump will mit Iran über Atomprogramm sprechen
Israels Premier Benjamin Netanjahu traf den US-Präsidenten in Washington. Dort verkündete Trump den Beginn von Gesprächen mit dem Iran am Samstag.

Und obwohl Zölle auch bei den privaten Gesprächen zwischen Trump und Netanjahu ein wichtiges Thema waren, so war es Trumps Aussage über den Iran und dessen Atomwaffenprogramm, das für die meisten Schlagzeilen sorgte. „Wir führen direkte Gespräche mit dem Iran […]. Sie werden am Samstag beginnen. Wir haben ein sehr großes Treffen und werden sehen, was dabei herauskommt“, sagte Trump gegenüber Reportern im Oval Office.
Der 78-Jährige erklärte, dass es sich um Gespräche auf hoher diplomatischer Ebene handeln werde. Weitere Details zu den Gesprächen ließ er offen. Die Bekanntgabe dieser Gespräche kommt zu einem Zeitpunkt, in dem Irans Atomwaffenprogramm berichten zufolge vor dem Durchbruch stehen soll.
Trump selbst hat zu dieser Entwicklung beigetragen, als er 2018 die Vereinigten Staaten aus einem von Ex-Präsident Barack Obamas Regierung abgeschlossenen Atomwaffenabkommen mit dem Iran herausholte. Nun also will Trump auf diplomatischem Weg versuchen, einen neuen Deal mit Teheran zu erzielen. Wenn man den Aussagen der iranischen Regierung glaubt, dann dürfte dies ein schwieriges Unterfangen werden.
Im November 2024 gewann Donald J. Trump zum zweiten Mal eine Präsidentschaftswahl in den USA und amtiert seit Januar 2025 als 47. Präsident. Er treibt den Umbau öffentlicher Einrichtungen und einen Kurswechsel in der Außenpolitik voran.
Iran: Verhandlungen seien „bedeutungslos“
Der iranische Außenminister Abbas Araghchi beschrieb die Idee von direkten Verhandlungen mit den USA bezüglich eines Atomwaffenabkommens als „bedeutungslos“. Trotz Teherans wiederholten Beteuerungen, dass man keine Atomwaffe entwickeln würde, warnte Trump vor möglichen militärischen Konsequenzen, sollte es zu keinem Deal kommen. Der US-Präsident machte deutlich, dass sich der Iran in „großer Gefahr“ befinde. „Wenn die Gespräche nicht erfolgreich sind, wird das meiner Meinung nach ein sehr schlechter Tag für den Iran“, sagte Trump.
Netanjahu befürwortet den Versuch, eine diplomatische Lösung zu finden. Das Land kämpft aktuell gegen mehrere Milizen, Hamas in Gaza und Hisbollah im Libanon, die beide vom Iran unterstützt werden. „Egal was passiert, wir müssen unbedingt sicherstellen, dass der Iran keine Atomwaffen besitzt.“
Trumps Zollpolitik
Netanjahu ist nicht nur der erste Staatschef, der Trump seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus ein zweites Mal besuchte, sondern auch der Erste, der nach der Eskalation der amerikanischen Zollpolitik vergangene Woche in Washington aufschlug. Der israelische Premierminister zeigte sich verständlich und versprach, Zölle und andere Handelsbarrieren seines Landes abzuschaffen, um das Handelsdefizit zwischen beiden Ländern zu eliminieren.
„Ich bin ein Verfechter des Freihandels, und Freihandel muss fairer Handel sein“, sagte Netanjahu zu Trump. Die Einfuhrzölle auf israelische Produkte werden auf 17 Prozent angehoben, erklärte der US-Präsident vergangene Woche. Ob dieses Angebot von Netanjahu genug sei, um die angekündigten Zölle gegen Israel zurückzunehmen, ließ Trump offen. Auch das von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unterbreitete Angebot eines kompletten Zollverzichts auf industrielle Waren, wie Autos, schlug Trump ab. Die EU wurde ins Leben gerufen, „um die USA im weltweiten Handel zu schädigen“, sagte er.
Laut der US-Regierung haben bereits 50 Länder Interesse verkündet, die Handelsbeziehungen mit den USA neu zu verhandeln. Dies wird in Washington trotz der fallenden Kurse an den Aktienmärkten als Erfolg gewertet. Die Frage, ob alle Zölle zur Verhandlung stehen, ließ Trump offen: „Es kann dauerhafte Zölle geben, und es kann auch Verhandlungen geben.“
Nur eins sei sicher, einen Aufschub wird es nicht geben. Medienberichte, die sich als falsch herausstellten, sprachen am Montagmorgen von einer möglichen 90-tägigen Pause, bevor die Zölle in Kraft treten würden.
Geiseln im Gazastreifen
Nachdem ein Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas im vergangenen Monat zusammengebrochen war, hat das israelische Militär seine Angriffe auf Ziele im Gazastreifen wieder aufgenommen. Sowohl Trump als auch Netanjahu erklärten, dass sie zusammen mit ihren jeweiligen Teams daran arbeiten würden, die verbleibenden von Hamas gefangengehaltenen Geiseln zu befreien.
„Wir arbeiten an einem weiteren Deal, von dem wir hoffen, dass er erfolgreich sein wird“, sagte Netanjahu. Trump, der im Februar einen umstrittenen Plan zur Zukunft des Gazastreifens präsentierte und erklärte, das Gebiet in die „Riviera des Nahen Ostens“ verwandeln zu wollen, erklärte, dass mehrere Länder dazu bereit seien, Palästinenser aus dem Gazastreifen aufzunehmen. Welche Länder damit gemeint sind, verriet er nicht.
Kritiker bezeichnen Pläne, die eine Umsiedlung von Palästinensern vorsehen, als ethnische Säuberung. Mehr als 50.000 Menschen sind im Gazastreifen laut der dortigen Hamas-geführten Gesundheitsbehörde bisher ums Leben gekommen.
Trotz dieser Umstände ist Trump weiterhin zuversichtlich, dass der Krieg zwischen Hamas und Israel in Zukunft ein Ende finden wird. „Es wäre eine gute Sache, wenn eine Friedenstruppe wie die Vereinigten Staaten den Gazastreifen kontrollieren und beherrschen würde“, sagte er.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationale Strafverfolgung
Ein Schlag gegen das Völkerrecht
Solarenergie wächst exponentiell
Das Zeitalter der Sonne wird keiner mehr stoppen
Schwarz-rote Koalition
Als Kanzler muss sich Friedrich Merz verscholzen
Siegfried Unseld und die NSDAP
Der geheime Schuldmotor eines Verlegers
+++ Nachrichten im Nahostkrieg +++
Israel hat Krankenhaus in Gaza-Stadt angegriffen
Vom Beschweigen zur Zustimmung
Es braucht eine emanzipatorische Kritik am Islamismus