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Neonazi-SymbolikRote Fahnen statt Hakenkreuzen

Neonazis sind nicht mehr so leicht erkennbar, sie kopieren sogar linke Symbole. Eine Ausstellung erklärt die neuen Codes - in einem Kiez, den die Rechten dominieren

Sie sind nicht immer einfach zu entdecken, die Codes der Neonazis. Bild: ap, Markus Schreiber

Rechte erkennt man an Stoppelschnitt und Springerstiefeln? Das war einmal. Heute grenzt sich die rechte Jugendkultur nicht mehr eindeutig stilistisch von der Mehrheitsgesellschaft ab - und schon gar nicht von Linksautonomen. Stattdessen erkennen sich Rechtsextreme an dezenten Codes: an Zahlenkombinationen oder an getarnten altgermanischen Symbolen, die für Außenstehende oft nicht als solche erkennbar sind.

Vorgestellt werden viele dieser neuen rechten Symbole in der Ausstellung "Versteckspiel. Lifestyle, Symbole und Codes von neonazistischen und extrem rechten Gruppen". Die von der Berliner Agentur für soziale Perspektiven gestaltete Ausstellung ist noch bis 7. Dezember im Zentrum für Demokratie am S-Bahnhof Schöneweide zu sehen. Der Ausstellungsort liegt am Anfang der Brückenstraße, an deren anderem Ende der wichtigste Treff Berliner Neonazis liegt, die Kneipe Zum Henker. Dazwischen befindet sich der von NPD-Vizelandeschef Sebastian Schmidtke betriebene Szeneladen Hexogen.

"Wir sind vor einem Jahr sehr bewusst hierhergezogen", erzählt Yves Müller, einer der zwei Mitarbeiter des Zentrums. Es ist im Bezirk Treptow-Köpenick für antirassistische Arbeit zuständig, schult Lehrer und Jugendsozialarbeiter für den Umgang mit der rechten Szene und hilft bei der Organisation von Demokratiefesten.

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Einfach ist diese Aufgabe in Schöneweide nicht immer. Wichtige Arbeitswerkzeuge des 28-jährigen Historikers Müller sind Lappen und Spachtel. Damit entfernt er regelmäßig rechte Aufkleber an den Schaufensterscheiben seines Erdgeschossbüros, auf denen "Keinen Fußbreit den Antideutschen" steht oder "Guten Heimflug". Aufkleber gehören aber noch zu den harmlosen Angriffen auf die Räume des Zentrums für Demokratie. Mehrfach wurden die Jalousien mit Flaschen und Böllern beworfen, inzwischen sind sie durch Scherengitter ersetzt worden.

Täter werden selten gefunden in einem Kiez, wo die Rechten über informelle Informationskanäle verfügen und sich warnen, wenn die Polizei kommt. Besucher des Zentrums werden immer wieder von Rechten gefilmt. Während einer Veranstaltung im März hielten Neonazis aus dem Spektrum der verbotenen Kameradschaft "Frontbann 24" eine Gegenkundgebung am Bahnhofsvorplatz ab. "Die Rechten machen deutlich, dass sie diesen Kiez als ihren reklamieren", sagt Müller, der sich mehr Besucher für sein Zentrum wünscht. "Wir sind zwar ein Treffort für zivilgesellschaftliche Initiativen. Bezirkspolitiker und Lehrer informieren sich hier über rechte Kultur. Aber aus der Nachbarschaft kommt selten jemand."

Dafür sind mehrere Gründe denkbar: Ein Besuch im Zentrum für Demokratie wäre ein Bekenntnis, nicht zum rechten Mainstream der Brückenstraße zu gehören, und könnte bedeuten, dass man Opfer von Gewalt wird. Einige Nachbarn haben auch gar kein Problem mit den rechten Nachbarn. Oder erkennen diese gar nicht mehr als Rechte.

Das wiederum thematisiert die Ausstellung. Trägt ein Schüler eine "88" auf dem Rücken seines Sporthemds, vermuten Lehrer darin womöglich ein sportliches Bekenntnis. Die "88" steht aber für "Heil Hitler" - H ist der achte Buchstabe im Alphabet. Anders als "Heil Hitler" ist "88" straffrei. Auch "14" ist eine bei Rechtsextremen beliebte Zahlenkombination. Sie steht nicht etwa für die Buchstaben A und D sondern für "14 words", eine Abkürzung der Phrase "We must secure the existence of our people and a future for white children" (Wir müssen die Existenz unseres Volkes und die Zukunft unserer weißen Kinder sichern.) Es ist ein Zitat des 2007 gestorbenen US-Neonazis David Lahne. Die "14 words" werden bei Neonazis als Grußformel benutzt. Sie finden Verwendung in Liedtexten, auf T-Shirts, Aufnähern oder CD-Covern. Außenstehenden ist diese Symbolsprache unverständlich.

Den Schluss, die Zahlen 88 und 14 müssten wie Hitlergruß und Hakenkreuz unter Strafe gestellt werden, ziehen die Macher der Ausstellung allerdings nicht. Sie halten das Strafrecht für eine stumpfe Waffe gegen rechts. Letztlich sind auch nicht die Symbole das Problem, sondern das Gedankengut dahinter.

Eine neue Tendenz der rechten Szene besteht darin, linke Symbole in ihre eigene Zeichenwelt zu integrieren. Etwa das Symbol der "Antifaschistischen Aktion", eine rote und eine schwarze Fahne. Auch das Palästinensertuch, in den 1980er Jahren und teilweise noch heute unter Linken populär, wird inzwischen von Rechten als vermeintlich antisemitisches Symbol verwendet - nach dem Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund." Auch Träger eines T-Shirts oder Besitzer eines Notizbuchs mit dem Konterfei des lateinamerikanischen Revolutionärs Ernesto Che Guevara müssen heute keine Linken sein. Rechte vereinnahmen ihn wegen seines Kampfs für nationale Unabhängigkeit.

Seit Rechtsextreme ihre Gesinnung nach außen hin verschleiern, wird es nicht nur schwerer, sie zu erkennen. Auch der Einstieg von Jugendlichen in die rechte Kultur wird niedrigschwelliger und geschieht oft in vielen kleinen Schritten.

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21 Kommentare

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  • E
    @EineFrage

    vielleicht machst du dich mal selber schlau?

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Hells_Angels

     

    der typ hatte sich die antwort wahrscheinlich für den fall der fälle zurecht gelegt.

  • J
    jhsdgfuezgfue

    @von Peer Spektive: Das machen ältere Menschen doch auch: Anzüge, Schlipse, Brautkleider , Abendkleider, bestimmte Schuhe, bestimmte Clubs.Reden die denn miteinander ? Vielleicht über ihre Schuhe.

  • H
    Hank

    Wie passend: ein Artikel über "Nazi Codes" und ein Bild von Lonsdale...die Kompetenz des Redaktuers zu diesem Thema hält sich scheinbar auch sehr in Grenzen.

  • A
    Anonym

    Wie kann denn die Kufiya antisemitisch sein? Ein Kopftuch aus der arabischen Welt symbolisiert den Kampf gegen Araber?

     

    Da waren Bahamas, konkret und Jungle World mal wieder mehr damit beschäftigt, Artikel ins unverständlichste (vermeintlich) hoch intelektuelle zu überseten, als einmal den Inhalt zu überprüfen. Oder waren es gar nicht diese Schmutzblätter, sondern haben ein bis zwei Antideutsche mal ihre eigenen Köpfe angestrengt und dabei ist natürlich noch größerer Mist rausgekommen?!

  • A
    Anne

    @Stephan

    Klar könnte ich das ausführen, aber ich habe keine Lust mehr, immer und immer wieder elemantare Dinge zu erklären.

  • A
    Anne

    @von @Anne

    Gute Idee! Ich befürchte nur, dass gar nicht wissen, was ein Nazi ist und sich dann wundern, wer weg ist und wer noch da ist.

  • A
    @Anne

    Nazis ausweisen: nach Verschwindistan. "Guten Flug" ihr Lappen...

  • S
    Stephan

    @Anne:

     

    Kannst Du deine Aussage auch begründen? Warum ist der Artikel "totaler Mist und grenzt an Volksverhetzung"?

     

    Ich weiß, die Methode Aussagen Anderer mit bloßem "das ist Unsinn" abzutun, ist leider Gang und Gäbe in der öffentlichen Diskussionslandschaft. Letztlich zeigt eine solche Reaktion nur, das man selber keine bessere Idee hat...

  • TJ
    Tom Jones

    "...als vermeintlich antisemitisches Symbol ..."

     

    Was sucht denn dieses Wort "vermeintlich" da?

    Gibt es etwas antisemitischeres, als die Vernichtung des einzigen jüdischen Staates und seiner Bewohner zu fordern?

  • A
    Albert

    Artikel mit dieser Thematik sind wichtig, dieser hier aber sehr schlecht gemacht. MIch würde nicht wundern wenn Lonsdale, eine Marke die sich eindeutig antirassistisch positioniert und auch gerne von Menschen mit schwarzer Hautfarbe getragen wird Anzeige erstattet.

  • H
    Harry

    Es wäre schön ,wenn Sie, liebe Anne, uns auch mitteilen könnten, was denn an dem Artikel anlass Ihrer Empörung ist?

     

    Der Mist mit dem Lonsdale Bild wurde ja schon erwähnt, aber ansonsten kann ich nicht viel finden.

     

    Erhellen Sie uns.

  • S
    Sepp

    @Anne:

    Kannste mir erklären, warum der Artikel Mist sein und an Volksverhetzung grenzen soll?

  • A
    Andreas

    Ein guter Beitrag, der hoffentlich ein paar Berliner ermuntert, mal aus ihrem Kiez rauszukommen und das Zentrum für Demokratie in Schöneweide zu besuchen.

  • H
    hopfen

    Der Artikel wirkt ein wenig sehr zusammengeschustert. Im Prinzip können also alle Zahlenkombinationen auch Nazi-Codes sein... das dann mit Lonsdale zusammenzuschmeißen zeugt nicht grade von Fachwissen. Morgen erklärt die Taz dann, dass Skinheads alle Nazis sind und Leute die dieses Jahr 23 geworden sind sowieso...

  • P
    Philipp

    @ Anne:

    Würdest du deine These etwas ausführen und Argumente anbringen. Dann kann man wenigstens versuchen deinem Gedanken zu folgen.

  • E
    EineFrage

    Neulich in der S-Bahn:

     

    Ich setze mich neben zwei Männern hin, einer neben mir, der sich breitbeinig seine Eier schaukelt, der andere mir gegenüber, machohaft flegelnd, aber er wollte mir immerhin Platz machen. Doch ich setzte mich auf die andere Seite ans Fenster. Der breitbeinige musste nun zusehen, wie er an seine Eier kommt, da ich meine Beine breit aufschlug, Rucksack und Buch ausfaltete, um meine Millionen Eichen im Bauch streicheln zu können. Da sah ich bei dem "Spießermacho", der mir gegenüber saß einen Ring mit der Aufschrift "81". Ich fragte ihn ziemlich laut, so dass auch mindestens zehn andere mithören konnten, ob das Adolf Hitler andersherum getarnt heißen soll, weil Nazis ja so etwas tragen, um unerkannt zu bleiben? Er verneinte und dann fragte ich, was das denn heißen würde? Er erklärte mir, es bedeutet "Hells Angels" und ich gab zurück, dass das ja schade sei um ihn, dass sei doch eigentlich auch so ein Nazidreck!

     

    Meine Frage an euch alle hier, stimmt das? Sind Hells Angels Nazis oder "bloß" Rocker?

  • PS
    Peer Spektive

    Ist auch immer wieder schön, wenn sich die jungen Leute an den Codes "erkennen", anstelle miteinander zu reden. So bleibt alles, wie es ist.

  • F
    fgstdfgsdfgsdf

    Ich wünsche den Autorinnen und Autoren der Taz mehr Wissen über das, was sie schreiben.Ich glaube, dass es früher mehr politisiertere Menschen bei der Taz gab,das scheint mittlerweile ganz anders zu sein. Ich denke, daran leidet auch die Qualität eurer Überschriften, Bilder und Texte.

  • R
    RedHead

    Zum Palästinensertuch: Die Neonazis sind diejenigen, die das Symbol richtig verstanden haben! Es ist ein Identifikationssymbol der palästinensischen Volksgemeinschaft bzw. ein Solidaritätsbekenntnis mit dem Kampf dieser Volksgemeinschaft gegen die jüdischen Siedler im nahen Osten - das passt zu 100% zur Naziideologie.

    Andersherum sind so genannte Linke, die meinen, sich mit Volksgemeinschaften solidarisieren zu müssen in Wahrheit Idioten. Die viel gepriesene Solidarität in der Linken zielt auf die Gemeinsamkeit der Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse ab oder aber auf den gemeinsamen Kampf gegen Klassenunterschiede, nicht aber auf so etwas dämliches wie ein gemeinsames Zugehörigkeitsgefühl zum Konstrukt "Volk". Das Palituch können die Faschos gerne haben. Daran erkennt man dann Antisemiten.

  • LM
    Lieselotte Meier

    Man sollte schon ein passendes Bild zum Artikel finden (den Nazimarken gibt es ja wahrlich genug). Lonsdale dagegen distanziert sich davon das Neonazis die Marke für sich vereinnahmen und fördert darüber hinausgehend antirassistische Gruppen und verkauft Kleidung mit dem Logozusatz "Lonsdale loves all Colours" als klares antirassistische Statement. Ein ideologisch gefestigter Neonazi wird deshalb wohl kaum durch das Tragen von Lonsdale Klamotten auffallen sonder eher durch die im Text angesprochenen Zahlen- und Buchstabencodes.

  • A
    Anne

    Leidet der Autor zufällig an hohem Fieber? Der Artikel ist totaler Mist und grenzt an Volksverhetzung.