Neonazi-Demonstration in Cottbus: Tausende stellen sich quer
In Cottbus wollten 126 Neonazis für die rechtsextreme NPD demonstrieren. Doch ihnen stellten sich 3000 Gegendemonstranten in den Weg.
COTTBUS afp | Mehrere tausend Menschen haben am Samstag in Cottbus gegen eine Kundgebung der rechtsextremen NPD demonstriert. An zwei Gegendemonstrationen hätten sich insgesamt mehr als 3.000 Menschen beteiligt, sagte Stadtsprecher Peter Lewandrowski. Die Polizei zählte 126 Rechtsextreme beim NPD-Aufmarsch.
Sowohl die Gegendemonstrationen am Vormittag als auch die ab Mittag stattfindende Kundgebung der Rechtsextremen verliefen zunächst friedlich, wie eine Polizeisprecherin sagte. Die Demonstrationsstrecke wurde von einem starken Polizeiaufgebot abgeschirmt. Gegendemonstranten gelang es dennoch, die NPD-Kundgebung durch Sitzblockaden und Demonstrationen zu stören. Die Rechtsextremen mussten ihre Kundgebungsstrecke nach Angaben der Lausitzer Rundschau verkürzen.
Der Aufzug in Cottbus gilt als bundesweiter Auftakt der NPD-Aufmärsche in diesem Jahr. Die beiden Gegendemonstrationen, „Cottbus bekennt Farbe“ sowie „Cottbus nazifrei“, wurden von Parteien, Jugendkultur-Initiativen und der evangelischen Kirche unterstützt, auch von Künstlern wie dem Sänger der Band „Die Prinzen“, Sebastian Krumbiegel. Unter den Teilnehmern befanden sich Mitglieder der Brandenburger Landesregierung und des Landtages.
Der NPD war es 2009 bei der Kommunalwahl gelungen, mit zwei Abgeordneten in die Stadtverordnetenversammlung Cottbus einzuziehen. Seit 2010 veranstaltet die NPD jeweils Mitte Februar Aufzüge durch die Stadt. Seit dem Verbot der Neonazigruppe „Spreelichter“ wegen Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus im Jahr 2012 gilt das Neonazi-Netzwerk in der Lausitz aber als geschwächt. Die „Spreelichter“ waren nachts mit Masken vermummt und Fackeln durch Südbrandenburg gezogen. Dabei skandierten sie rechtsextreme Parolen. Das Verbot wurde 2013 vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigt.
Die Stadt Cottbus war kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs am 15. Februar 1945 von US-Flugzeugen bombardiert wurden. Die B-17-Bomber zerstörten den Eisenbahnknotenpunkt sowie angrenzende Wohnsiedlungen. Im Bombenhagel sollen rund eintausend Cottbuser getötet sowie mehrere tausend verletzt worden sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge