Neonazi-Aufmarsch in Dortmund: Rund 1.500 Menschen gegen Rechts
Dortmund hat sich am Samstag als Hochburg der Demokratie präsentiert, sagt der Polizeipräsident. Neonazis hatten für den Ausnahmezustand gesorgt.
Der evangelische Pfarrer warf der rechtsextremen Partei vor, sich mit ihrem Aufmarsch-Slogan des Vokabulars der Nationalsozialisten zu bedienen. „Die Worte erinnern an das menschenverachtende Lied ‚Deutschland erwache‘“, sagte er. Rund 600 Rechtsextremisten nahmen laut Polizei an der Demo der Partei in der Dortmunder Nordstadt teil.
Die Dortmunder DGB-Vorsitzende Jutta Reiter betonte, dass für ein gemeinsames Europa nationalistische Bestrebungen überwunden werden müssen. Der Europaparlamentarier Dietmar Köster (SPD) nannte es „eine Schande, wenn Nazis durch die Stadt ziehen“. Er forderte zur Solidarität mit Flüchtlingen auf, die in Europa ein neues Zuhause suchen. Der Europaabgeordnete der Grünen, Sven Giegold, warnte davor, dass angesichts wachsender rechtspopulistischer Strömungen auch die demokratischen Parteien „anfangen, wie Nazis zu reden“.
Die Gegenkundgebung hatte am Samstagmittag mit einer zentralen Kundgebung begonnen. In der evangelischen Pauluskirche in Nähe der genehmigten Neonazi-Demo wurde die Glocken aus Protest geläutet.
Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung
Schon seit den frühen Morgenstunden war die Polizei mit mehreren Tausend Beamten vor Ort, um Neonazis und Gegendemonstranten räumlich voneinander zu trennen. Mehrere Hubschrauber und Wasserwerfer waren im Einsatz. Die westliche Innenstadt rund um den Hauptbahnhof wurde in der Zeit für den Autoverkehr gesperrt.
Die von der Polizei befürchteten Zusammenstöße zwischen Rechtsextremen und Antifa blieben weitestgehend aus. In der Innenstadt waren den Angaben nach mehrere Tausend Anhänger autonomer oder antifaschistischer Gruppen unterwegs. Sie ignorierten nach Angaben eines Sprechers der Gewerkschaft der Polizei mehrfach Polizeisperren. Vereinzelt habe es Flaschen- und Steinwürfe gegeben.
Gegen Teilnehmer der Demonstration der Partei „Die Rechte“ leitete die Polizei nach eigenen Angaben Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Volksverhetzung sowie des Mitführens von Vermummungsgegenständen und Waffen ein. „Dortmund hat heute eindrucksvoll gezeigt, dass es eine Hochburg der Demokratie ist, in der gewaltbereite Verfassungsfeinde von rechts und von links keine Chance haben“, zog Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange am Samstagabend Bilanz.
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