piwik no script img

Naurus männliche Olympia-DelegationAus der Frauenreihe getanzt

Alle feiern die Geschlechtergerechtigkeit bei Olympia. Unbemerkt bleibt der Inselstaat Nauru: Er entsendet die einzige Delegation ohne eine Frau.

Naurus Läuferin ist hier nicht dabei Bild: dapd

Die Frauenquote Olympischen Wettkämpfen war noch nie so hoch wie in London. 204 Länder entsenden 10.902 Athleten, darunter 4833 Frauen. Im Vergleich: Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München waren unter den 7.134 Athleten aus 121 Nationen gerade mal 1.059 Frauen vertreten.

Erstmals dürfen Boxerinnen in den Ring steigen, damit sind Frauen erstmals in allen Sportarten dabei. Selbst Saudi-Arabien schickt zum ersten Mal zwei Kandidatinnen nach London: Die Judo-Kämpferin Wodjan Shaherkani und die 800-Meter-Läuferin Sarah Attar.

„Diese Entwicklung ist ein Meilenstein für die Gleichberechtigung in der Geschichte der Olympischen Spiele,“ sagte die DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-Melchers. Dennoch gibt es bei den diesjährigen Spielen ein Land, das bei der Frage der Geschlechtergerechtigkeit unbemerkt aus der Reihe tanzt.

Die rund 10.000 Einwohner kleine Insel Nauru im Westpazifik entsendet als einziger Teilnehmer eine rein männliche Delegation. „Leider hat sich unsere weibliche Läuferin nicht für die Spiele qualifiziert,“ sagte die Pressesprecherin der naruischen Regierung, Joanna Olsson. Für die ehemalige deutsche Kolonie treten daher der Gewichtheber Itte Detenamo und der Judoka Sled Dowabobo an.

Das Land war bis London 2012 lediglich durch Gewichtheber vertreten. Mit Dowabobo geht Nauru erstmals in einer weiteren Disziplin an den Start. Der Gewichtheber Itte Detenamo war bereits 2004 und 2008 für Nauru bei den Spielen dabei. Er ist der Sohn von Vinson Detenamo, Präsident des Olympischen Komitees in Nauru, und der Cousin von Quincy Detenamo, ebenfalls olympischer Gewichtheber und derzeit wegen Totschlags für neun Jahre im Gefängnis.

Die Republik nimmt seit 1996 regelmäßig bei den Olympischen Spielen teil. Mit den zwei teilnehmenden Athleten in London, waren bereits acht Nauruer, darunter zwei Frauen, bei Spielen dabei. Als erste Frau schickte Nauru im Jahr 2000 die Gewichtheberin Sheeva Peo zu den Olympischen Spielen nach Sydney. Reanna Solomon qualifizierte sich als zweite Nauruerin, ebenfalls im Gewichtheben für Athen 2004. Beide Athletinnen haben sich mittlerweile vom Sport zurückgezogen. 2009 wurde Peo zur Generalsekretärin des nauruischen Gewichtheberverbandes gewählt.

Das beste Abschneiden in der olympischen Geschichte des Landes erreichte ein Mann. Der Gewichtheber Yukio Peter erreichte in Athen den achten Platz in der Kategorie bis 69kg.

Der diesjährige Teilnehmer Itte Detenamo ist mit dem ehemaligen Gewichtheber Marcus Stephen der einzige nauruische Athlet, der mehr als einmal bei den Olympischen Spielen teilnahm. Stephan qualifizierte sich als Gewichtheber 1996 für Atlanta und 2000 für Sydney. 1992 war Stephan ebenfalls schon bei den Olympischen Spielen in Barcelona dabei, jedoch damals noch für Samoa da Nauru noch kein offizielles Mitglied des IOC war. Heute ist Marcus Stephen Präsident der Republik Nauru.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • D
    Daniel

    Ganz meine Meinung, hans eberhard.

    In anderen taz-Artikeln zu Saudi-Arabien wird sogar noch zu verstehen gegeben, als sei Nauru noch gestriger als eben Saudi-Arabien. Das ist echter Quatsch

  • HE
    hans eberhard

    das ist eine schlechte sommerloch-geschichte.

     

    bei ohnehin insgesamt nur 2 athleten auf die erfüllung einer frauenquote zu bestehen, grenzt ans lächerliche. bin für quoten, aber haarspalterei ist doof. überdies kommt im selben artikel zur sprache, dass das 10000(!)-ew-land auch schon sportlerinnen bei olympia hatte. es wäre sinnvoller, auf die probleme von sportlerinnen aus ländern wie iran oder saudiarabien hinzuweisen, als mit so einem schwachen artikel punkten zu wollen - auch wenn der exotenbonus winkt.