: Naumann-Glamour
Der 50. Deutsche Filmpreis ist der ARD zu teuer, also zeigt ihn Pro 7 (So., 22.10 Uhr). Das passt dem Staatsminister nicht – schließlich zahlt er mit
Stars, Sternchen und dann auch noch Susann Atwell („Max – das Starmagazin“): Der 50. Deutsche Filmpreis macht auf Hollywood in der Hauptstadt. Pro 7 darf das Ganze auch im Jubiläumsjahr wieder übertragen – wozu ist man Spielfilmsender, TV-Spielfilm darf sponsern, und immerhin darf neben Atwell auch Götz Alsmann moderieren. Brian Ferry kommt auch, aber der singt nur. Und zwar Weill, man ist ja schließlich in Berlin.
Hinter der hoch gestimmten Fassade – immerhin geht’s hier um den bestdotierten unter Deutschlands Kulturpreisen, schlappe 5,36 Millionen Mark werden insgesamt der notleidenden Filmindustrie überreicht – wird aber unüberhörbar gebrummelt. Und zwar über das Fernsehen: Im letzten Jahr hatten die Organisatoren und der qua Amt zuständige Kulturstaatsminister nochmals mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten verhandelt, doch keine stand für das öffentlich-rechliche Spektakel als Senderpartner zur Verfügung. „Pro 7 ist ein guter Partner“, beeilt sich Filmpreis-Produzent Michael Hofmann zu versichern, „sehr bedauert“ hat er die Absage der ARD schon. Staatsminister Naumann war da deutlicher und motzte in der Welt über kleinliche Kaufleute und „Programmdirektoren, die nicht anerkennen, dass beim Filmpreis ihre Stars, die Säulen ihrer eigenen Unterhaltungskunst, auftreten“.
Denen ist’s schlicht zu teuer – während früher der SFB als „mit mäßigem Erfolg“ übertragende ARD-Anstalt rund eine Million Mark aufwandte, verlange Gala-Veranstalter Askania Media fast das Doppelte, sagt der von Naumanns harscher Kritik „überraschte“ SFB-Sprecher Peter Kröger: „Die Neukonzeption der Preisverleihung, die zur Verteuerung geführt hat, kam ja schließlich aus seiner Ecke.“
Dafür verdient die ARD jetzt halt am Filmpreis mit: Eigentümer des Produktionsunternehmens Askania Media (u.a. „Schloss Einstein“ für den Kinderkanal) sind nämlich neben der ARD-Produktionsholding Bavaria über Tochterfirmen auch der ORB und der MDR. STG
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