Namensstreit in Jugendzentrum: „Antifa Café“ nicht erwünscht
Pinnebergs Bürgermeisterin findet, der Name „Antifa Café“ sei negativ behaftet. Es kam zum Rauswurf der Gruppe, der mittlerweile zurückgenommen wurde.
Seit einigen Monaten kommt in der staatlich getragenen Einrichtung ein loser Zusammenschluss von Jugendlichen zu dem „Antifa Café“. Bis zu 50 junge Menschen besuchten Veranstaltungen in der schleswig-holsteinischen Stadt. In den Räumen an der Bahnhofstraße hörten sie Vorträge von Zebra e. V., einer Beratungsstelle für Opfer von rechter Gewalt, oder Crewmitgliedern der „Iuventa – Jugend rettet“, die über das Sterben im Mittelmeer berichteten.
„Der Zuspruch ist wirklich gut“, sagte ein Teammitglied der taz. Der Zulauf erfreue ihn, gerade wegen der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung nach rechts. Weitere Abende seien bereits in Planung gewesen: Unter anderem sollte eine Überlebende des Holocaust kommen sowie ein Mensch aus der Keupstraße, wo der NSU eine Nagelbombe zündete.
Doch dann habe die Bürgermeisterin das Café-Team über die Mitarbeiter*innen des Jugendzentrums wissen lassen, dass sie den Namen „Antifa“ nicht mehr führen dürften. Nach internen Gesprächen hätten sich die Teammitglieder entschieden, ihre „Werte“ und ihre „Haltung“ zu verteidigen. Sie hätten um eine schriftliche Erklärung gebeten und Gesprächsbereitschaft gezeigt. Auf beides habe die Bürgermeisterin nicht reagiert.
Missverständnis innerhalb der Verwaltung
Am 7. November bat dann die Leitung des Jugendzentrums das Team zum Gespräch, das im Rahmen des geöffneten Cafés geführt wurde. Das „Antifa Café“ blieb bei seiner Position, so dass die Leitung ein Hausverbot ausgesprochen habe – zwei Tage vor dem 9. November, an dem die Reichspogromnacht 1938 stattfand, wie das Team betont und dabei zudem auf die Namensgeber des Jugendzentrums verweist: Sophie und Hans Scholl waren Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose, die 1943 von den Nazis hingerichtet wurden.
Rathaussprecherin Maren Uschkurat erklärte am Montag, der Rauswurf basiere auf einem „Missverständnis“ innerhalb der Verwaltung. Irgendwo zwischen Bürgermeisterin und Mitarbeitern im Haus sei etwas nicht richtig kommuniziert worden, erklärte sie der taz.
Auch habe es kein echtes Hausverbot im rechtlichen Sinne eines Betretungsverbots gegeben. „Grundsätzlich kam die Frage auf, ob der Name ‚Antifa Café‘ möglicherweise negativ behaftet sein könnte wegen G20 und den linksextremen Krawallen.“ Deshalb sei die Antifa-Gruppe angesprochen worden, „ob nicht ein anderer Name gewählt werden könnte“, so Uschkurat. Dass die Gruppe sich weiterhin als Antifa bezeichnen will, würde jedoch akzeptiert. Sie könne die Räumlichkeiten weiter nutzen.
Das Antifa Café erklärte dazu am Montag: „An ein Missverständnis glauben wir nicht. Mit Nachdruck wird uns seit Monaten über Dritte mitgeteilt, wir müssen den Namen ändern, da ansonsten ein Verbot ausgesprochen wird.“
Klaus-Dieter Brügmann, Fraktionsvorsitzender der Linken im Kreistag, nannte das Vorgehen der Bürgermeisterin „eine Verhöhnung der Namensgeber des Jugendzentrums“.
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