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Nächtliche Razzien bei NaturschützernRussische Miliz verfolgt Ökoaktivisten

Die russische Miliz verfolgt Ökoaktivisten, die den Baikalsee vor Müll und Giftabfällen schützen wollen.

Der Baikalsee und sein Einzugsgebiet ist von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Baikalsee im Süden Sibiriens ist das größte Süßwasserreservoir der Erde, er ist der tiefste und mit 25 Millionen Jahren der älteste Süßwassersee der Welt - und längst zum Weltnaturerbe ernannt. Die russische Regierung erlaubt nun, dass eine Papier- und Zellstofffabrik am Ufer des Baikalsees, die 2008 aus Umweltschutzgründen geschlossen wurde, wieder eröffnet wird. Auch alle Arten von Müll und Giftabfällen sollen in der Region um den See herum deponiert werden dürfen. Umweltaktivisten der "Ökologischen Baikalwelle" kämpfen dagegen - und werden von der Miliz verfolgt. Dies berichtete Greenpeace Russland jetzt auf seiner Homepage.

Demnach schüchtern Milizionäre und Beamte des Amtes zur Extremismusbekämpfung die Umweltschützer ein, sie kommen manchmal auch nachts zu ihnen nach Hause, beklagen sich bei den Nachbarn über die Umweltschützer. Marina Richwanowa ist die Leiterin der Baikalwelle. Sie vermutet, so sagte sie der taz, dass die Behörden eine Anklage gegen die Ökogruppe vorbereiteten.

Schon Ende Januar hatten Beamte bei einer Razzia im Büro der "Baikalwelle" Computer beschlagnahmt, weil diese angeblich mit nicht lizenzierter Software laufe. Die meisten Computer sind nach wie vor im Besitz der Miliz. Die Arbeit ihrer Umweltgruppe sei paralysiert, fast die gesamte EDV-Anlage, einschließlich des Internet-Servers, befände sich noch bei der Miliz, so Richwanowa.

Die Gruppe, in der nur Frauen mitarbeiten, hat sich immer wieder bei den örtlichen Behörden unbeliebt gemacht. Mehrfach hatte die Baikalwelle gegen den Import deutschen Atommülls aus der Urananreicherungsanlage Gronau protestiert, der in Angarsk am Baikalsee gelagert wird.

Die Baikalwelle kämpft gegen den geplanten Ausbau des Urananreicherungswerks in Angarks. Mitten in der Stadt lagern dort hoch giftige atomare Abfälle. Dies, so Richwanowa, sei eine klare Verletzung der russischen Umweltgesetze.

Und am 13. Februar hatte die Baikalwelle Protest mit über 2000 Menschen gegen die Wiederinbetriebnahme des Papier- und Zellulosewerkes am Baikalsee organisiert. Die Regierung hatte einen Monat zuvor erlaubt, hochgiftige Industrieabwässer aus dem Zellulosewerk in den See zu leiten. Im Baikalsee lebt die einzige Robbenart der Welt, die in Süßwasser leben kann die Baikal-Ringelrobbe. Anstatt das Zellulosewerk zu fördern, sagt Richwanowa, solle der Staat besser im Tourismus Jobs schaffen.

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7 Kommentare

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  • S
    Sibirien

    Russische Regierung wird von den Protesten in den wenigen russischen Städten nicht beeindrückt sein.

    Der Besitzer Herr Deripaska (geschätze Vermögen laut Wikipedia 4,5 Mlrd US-Dollar) hatte nach der Finanzkrise riesige Verluste gemacht und so muss jetzt die Fabrik wieder geöffnet werden, um weitere Verluste zu vermindern. Das kann man doch verstehen oder?

    Das ist kein Problem von Russland, das ist auch ein Problem von Deutschland. Am Baikal See wird Atommüll aus Deutschland gelagert.

    Was tun?

    Eine Petition an President Medvedev auf der Greenpeace Russland Webseite unterschreiben. Was wenig helfen wird. Ich glaube ehe an internationalen Druck...

    Hilft doch den den wenigen lokalen Umwelt-Helden den Baikal See für die Zukunftige Generationen zu bewaren. Baikal See gehört allen.

  • V
    vantast

    Für Geld tun diese Leute alles, sie ruinieren sogar die Zukunft ihrer Kinder und Enkel. Dummheit kann tödlich sein.

  • DA
    Der andere Andre

    Das man sich mit Geld Gesetze kaufen kann ist leider weltweit eine Tatsache, nicht nur in Russland. Ich finde es falsch, Russland schlicht als Pseudo-Demokratie abzustempeln und nicht weiter zu differenzieren. Auch in Deutschland schlaegt sich die Politik oft auf die Seite von Industrie und Wirtschaft, wenn es zum Beispiel darum geht, den Neubau von Kohlekraftwerken gegen den Willen von Anwohnern und Buergerinitiativen durchzusetzen. Dazu werden auch schnell mal Gesetze aufgehoben.

    http://www.youtube.com/watch?v=DHYtKcPCFRE&feature=related

    Und wenn Gesetzesaenderungen allein nicht reichen, durchsucht die deutsche Politzei auch schon mal verdachtsunabhaengig Privatwohnungen kritischer Buerger und beschlagnahmt Computer, so geschehen vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007.

    Buergerinitiativen, die sich gegen die Interessen von Reichen und Maechtigen stellen, haben es ueberall schwer. Der Mangel an demokratischen Strukturen in Russland ist keineswegs der einzige Grund fuer die Probleme am Baikalsee.

  • C
    Cosmo

    RUSSLAND HAT KEINE DEMOKRATIE, DAS WAS DORT REGIERT IST DIE MACHT DES GELDES IN REINSTFORM. DIESEN EINZIGARTIGEN NATURRAUM SO ZU BEEINTRÄCHTIGEN UND DAMIT ZU GEFÄHRDEN, ZEIGT NUR, DASS DORT WIRTSCHAFTLICHE INTERESSEN VOR ALLEM ANDEREN UND DAMIT AUCH VOR VERNUNFT GESTELLT WIRD - LEIDER WIEDEREINAML.

  • B
    Bürger

    In einer pseudo-demokratie glaubt die bevölkerung wenigstens, dass sie in einer demokratie lebt. in russlands diktatur ist den meisten klar, dass protest gegen einen selbstbereichernden apparat einfach niedergeknüppelt wird.

  • M
    manni

    Die Bundesrepublik Deutschland braucht in dieser Hinsicht den Vergleich mit Russland nicht zu scheuen!

  • K
    Kontrollator

    Es ist jammerschade, dass russland so viel angst vor basisdemokratie und idealistischen leuten hat, die nicht wollen, dass das land komplett geplündert wird. russland scheint eine "pseudo-demokratie" von putins und einiger oligarchen gnaden zu sein.

     

    wenn das so weiter geht, dann steht ca. 95% der rund 140 mio. bewohner dieses landes eine "wunderbare" zukunft bevor.