Nachtzug von Bodø nach Trondheim: Mit Ohrstöpseln über den Polarkreis
Wer mit dem Nachtzug über den Polarkreis fährt, hat die Mitternachtssonne im Rücken. Alles prima, nur der Elchburger im Bistrowagen ist etwas teuer.
Zwischen Bodø und Trondheim gibt es zwei Verbindungen pro Tag: eine tagsüber, die andere nachts. Ich nehme den Nachtzug, der schon eine halbe Stunde vor der Abfahrt bereit steht. Vom Bahnhof in Bodø genieße ich noch ein letztes Mal den Blick auf den Hafen, an dem die Lofoten-Fähren an- und ablegen.
Dass es in Norwegen mehrere Anbieter auf dem Eisenbahnmarkt gibt, macht das Buchen etwas unübersichtlich. Aber letztlich ist es egal, ob man direkt bei SJ Nord bucht, bei den norwegischen Staatsbahnen Vy oder über die norwegische Reise-App Entur. Die Preise für einen Sitzplatz unterscheiden sich immer stark von denen für einen Schlafplatz. Liegewagen gibt es in norwegischen Nachtzügen nicht, so bleibt die Wahl zwischen Sitzplatz im Großraumwagen und Bett im 2er Schlafwagenabteil. Die Krux: Wer alleine fährt, zahlt für ein Schlafabteil ebenso viel wie zwei Menschen (ab 150 Euro). Allein und mit begrenztem Budget ist der Sitzplatz deutlich günstiger (ab 29 Euro). Für 15 Euro mehr bekommt man immerhin einen Platz „Premium Plus“, mit mehr Komfort und nach hinten klappbarer Lehne.
Pünktlich auf die Sekunde rollt der Zug um 21.09 Uhr aus dem Kopfbahnhof heraus. Mit der arktischen Mitternachtssonne im Rücken gleiten die Wagen leise vorbei an Fjorden und schneebedeckten Bergen durch den Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark. Nach gut zwei Stunden Fahrt überqueren wir dann den Polarkreis, der von einer kleinen Steinpyramide und einem Besucherzentrum markiert wird.
Der Speisewagen ist mehr Bordbistro. Und es gibt auch eher Snacks als echte Gerichte, aber die haben immerhin einen nordischen Touch. Und nordische Preise: Ein Elch-Burger kostet 20 Euro, eine Zimtschnecke 4 Euro. Außerdem gibt es hier auch Reisehelfer wie Ohrstöpsel oder Zahnbürsten zu kaufen. Die Toiletten sind sauber, so wie der restliche Zug auch, und mit Wifi und Steckdosen wird man auch versorgt.
Mit 20-minütiger Verspätung komme ich am nächsten Morgen um halb acht in Trondheim an. Ausgeschlafen bin ich dank lautstark diskutierender Mitreisender zwar nicht, aber um eine wunderschöne Panoramafahrt reicher. Und, so rechnet mir die Bahn-App vor: Ich habe 87,5 Kilogramm CO2 gegenüber der Fahrt mit dem Auto eingespart, im Vergleich zu einem Flug sind es sogar 105 Kilogramm.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“