Nachruf auf Roy Hackett: Ein Pionier der Gleichberechtigung

Er war Wegweiser für das erste Antidiskriminierungsgesetz in Großbritannien. Roy Hackett ist mit 93 Jahren gestorben.

Roy Hackett als alter Mann mit grauem Haar blickt in die Kamera

Blieb bis ins hohe Alter politisch aktiv: Roy Hackett Foto: Eyevine/Guardian/laif

London taz | Er beschrieb die Jahre, in denen er zunächst in Liverpool, Wolverhampton und London lebte, als ein „Hundedasein“. Besonders schwer war es aufgrund des offenen Rassismus, eine Bleibe zu finden. Nachdem Roy Hackett im Jahr 1956 Bristol erreicht hatte, wurde ihm sogar eine Tür vor der Nase zugeschlagen. In dieser Nacht schlief er auf einer Türschwelle.

Gegen Missstände wie diese kämpfte Hackett von da an vehement. Nun ist er im Alter von 93 Jahren gestorben.

Einer der Arbeitgeber, die sich weigerten, schwarze Menschen einzustellen, war das städtische Busunternehmen, die Bristol Omnibus Company. Im Jahr 1955 hatte dort eine Gewerkschaftsgruppe sogar offiziell gegen die Einstellung schwarzer Menschen gestimmt. Um gegen Derartiges koordinierter vorzugehen, gründete Hackett 1962 das Commonwealth Coordinated Committee. Dieses führte 1963 einen Test durch: Guy Bailey, der wie Hackett ebenfalls aus Jamaika stammte, bewarb sich auf ein Stellenangebot des Unternehmens. Wie erwartet sagte man Bailey ab, als man beim Vorstellungsgespräch sah, dass er schwarz war.

Vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Bür­ge­r:in­nen­rechts­be­we­gung und Streiks von Gru­ben­ar­bei­te­r:in­nen in Großbritannien beschloss Hackett, gemeinsam mit Bailey und den Aktivisten Paul Stephenson, Owen Henry, Audley Evans und Prince Brown am 30. April 1963 Bristols Fishpond Road, eine zentrale Strecke für den Busverkehr, zu besetzten.

Gesetz gegen rassistische Diskriminierung

Rasch schlossen sich weitere Sym­pa­thi­san­t:in­nen dem Protest an, der bald als Bristol Bus Boycott bekannt wurde. Zu ihnen zählten der schwarzen Bürgerrechtler Sir Learie Constantine und der damalige Chef der Labour-Opposition, Harold Wilson. Wilson versprach, dass er diese Art von Diskriminierung gesetzlich verbieten werde, sollte Labour an die Macht kommen.

Erst nach vielen Wochen gab das Busunternehmen am 28. August nach – an jenem Tag also, an dem Martin Luther King in den USA seine Rede „I have a dream“ hielt. Zwei Jahre später erfüllte auch Wilson, nun Premierminister, sein Versprechen mit dem ersten britischen Gesetz gegen rassistische Diskriminierung.

Hackett war später einer der Mitgründer des Bristol St Pauls Carnival und blieb bis ins hohe Alter politisch aktiv. Besonders gerne sprach er in Schulen, um Kinder zu inspirieren. Als 2020 die Statue des Sklavenbesitzers Edward Colston gestürzt wurde, schlugen viele vor, stattdessen ein Denkmal für Hackett zu errichten.

Im Jahr 1959 heiratete Hackett seine nach Bristol gezogene Jugendliebe Ena. Die beiden hatten drei überlebende Kinder. Hackett erhielt 2009 und 2020 zwei Ehrenverdienstauszeichungen der Queen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.