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Nachruf auf Musiker Bernd HartwichJagen und Sammeln

Der Münchner Musiker und DJ Bernd Hartwich ist tot. Mit den Bands Merricks und Der Englische Garten schuf er modernistische Kleinode. Ein Nachruf.

Bernd Hartwich (2.v.r.) inmitten seiner Band Der Englische Garten Foto: Nader Safari

Aus seinen Songs drang eine Feierlichkeit, die nie bemüht klang und ein Glanz, der immer auch ein bisschen quälte. Das Etikett „do it yourself“ hatte für den Münchner Musiker und DJ Bernd Hartwich höhere Bedeutung: Hartwich, der im Glockenbachviertel, wo seine Eltern ein Elektrogeschäft führten, aufwuchs, entkam durch seine Pop-Leidenschaft der kleinbürgerlichen Herkunft.

Er blieb, ganz ewiger Stenz, trotzdem der Gegend treu. Klischeevorstellungen vom reichen München widerlegte Hartwich. Bis zuletzt arbeitete er als Nachtportier in einem Hotel. Kam ihm jemand blöd, grinste er. Sein breites Grinsen mutete kalifornisch an.

Die Begeisterung für die britische Band Madness, seltsame Auswüchse der Mod-Subkultur und die bizarre Ästhetik des hawaiia­nischen Tiki-Kults kannte keine Grenzen. Im Zeitalter vor dem Internet kannte Hartwich trotzdem alle Artefakte, stellte Verbindungen mit dem Ausland her. Er war ein Nerd im klassischen Sinne, aber jemand, der seine Liebe zu all things pop nie aus Selbstzweck betrieb, sondern im Jagen und Sammeln immer möglichst viele mit einbezog und vielfach multiplizierte. Dadurch entwickelte er sich für die Münchner Musikszene um den Plattenladen Optimal, das Indie-Label Disko B und den Club Ultraschall in den Neunzigern zum Dreh- und Angelpunkt. Als DJ „Bangla“-Bernd brachte er viele Raver:innen mit den Sounds aus Bollywood und postkolonialen britischen Popstilen in Berührung.

Lässige Haltung

Zu Zeiten der tribalistischen Jugendkonflikte Anfang der Achtziger mit Punk und Ska sozialisiert, legte Hartwich spießige Allüren bundesdeutscher Subkulturen ab. Er nahm Haltung so ernst, dass er es mit seinem jeweiligen Gegenüber lässigerweise nicht so genau nahm. Als Bandleader der Merricks, deren Songs er komponierte und teils textete, versammelte er Musiker:innen wie die Posaunistin Marion Dimbath und den Pianisten Carl Oesterhelt.

Ihr Album „The Sound of Munich“ (1997) feierte auf der Höhe eines konservativen Backlashs auf entspannt-verschrobene Art ein München, dessen liberale Vergangenheit als internationale Discokapitale mit glamourösem Nachtleben in Vergessenheit zu geraten drohte.

Seit den Nullern in der Band Der Englische Garten aktiv, setzte Hartwich der Bequemlichkeit des Älterwerdens modernistische Betriebsamkeit entgegen. Heute erscheint ein neues Album der Band namens „Bei Tag und Nacht“. Das hat Bernd leider nicht mehr erlebt, am Mittwoch ist er an den Folgen einer Krebserkrankung im Alter von 53 Jahren gestorben.

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3 Kommentare

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  • Danke für den schönen Nachruf. In der Bildunterschrift ist aber leider ein Fehler. Bangla-Bernd ist selbstberständlich der 2. von rechts.

    • @chs:

      Danke für den Hinweis, ist verbessert worden. Herzliche Grüße aus der Redaktion

      • @taz Moderation:

        Hey Julian, ich bedanke mich ebenfalls für den schönen Nachruf! Laufi