Nachruf auf Gordon Lightfoot: Der kanadische Melancholiker

Gordon Lightfoot hat bekannte Interpreten mit Songtexten versorgt und besonders das Folk-Genre geprägt. Nun ist er mit 84 Jahren gestorben.

Gordon Lightfoot steht auf einer Büne in Ottawa, eine Gitarre um den Hals, beide Daumen nach oben gestreckt-

Legendärer Singer-Songwriter: Gordon Lightfoot bei einem Auftritt in Ottawa 2017 Foto: Sean Kilpatrick

Unter Folkies, Freunden und Freundinnen von freundlicher, gleichwohl intensiver Light-Country-Musik war er in den sechziger Jahren eine kleine Berühmtheit: Gordon Lightfoot. Jahrgang 1938, geboren in Orillia, Ontario, war als Songwriter eine feine Adresse. Interpretinnen* wie Peter, Paul & Mary, Bob Dylan, später Paul Weller und Johnny Cash sangen sein Material, Lieder wie „Sundown“, „Summer Side of Life“, „Carefree Highway“, „Miguel“, „Did She Mention My Name“ oder „Rainy Day People“ entsprangen einem Gemüt.

Anders als beim international orientierten Landsmann Leonard Cohen oder bei seiner cooler scheinenden Kollegin Joni Mitchell schien Lightfoot immer melancholisch gestimmt. Ein ewiger Roadster, der immer, selbst bei Konzerten im höheren Alter, ein wenig der sehnsuchtsvoll Reisende blieb, sesshaft nur ausnahmsweise, wenn es die Tourpausen erzwangen.

Lightfoot verkörperte für die kleine Gemeinde der Folk-Nerds in Deutschland diese gewisse Atmosphäre freundlicher Traurigkeit aus Prinzip – ein Buddyship-Anführer auf der Gitarre von höchsten Gnaden.

In Deutschland wurde er einem größeren Publikum 1972 bekannt, als einer seiner größten Hits, „If You Could Read My Mind“ in einer Version der schwedischen Instrumentalband Spotnicks den unterlegten Soundtrack für einen Publikumswettbewerb der ARD während der Olympischen Sommerspiele in München abgab. Ein heiter stimmendes Stück, das irgendwie den Sommer preist und den nahenden Herbst schon zu ahnen scheint.

In Kanadas Music Hall of Fame

Textlich sind fast all seine Stücke von der Vergeblichkeit der Ruhe durchwirkt. Immer scheint er weggehen zu müssen, auch vor seinen Liebsten flüchtend: ein Folk-Motiv schlechthin, von Lightfoot kongenial in seiner Zeit zu Liedern verarbeitet.

Lightfoot, mehrfach verheiratet, mehrere Kinder, hat viele Interpreten mit Songmaterial versorgt, auch Barbra Streisand oder Cher. 1986 wurde er in die kanadische Music Hall of Fame aufgenommen, die Laudatio auf ihn hielt der spätere Literaturnobelpreisträger Bob Dylan.

Der Melancholiker Lightfoot, der in einem Gespräch vor einigen Monaten bekannte, mit sich und seinem teils ja unruhigen Leben in Frieden zu sein, starb mit 84 Jahren am 1. Mai in Toronto.

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