Nachruf Klaus Bednarz: Die Stimme der Ungehörten
Er wollte den Mächtigen unbequem sein. Bekannt wurde Klaus Bednarz vor allem mit dem ARD-Politmagazin „Monitor“. Nun starb er 72-jährig.
Es war sein größter Auftritt. Als sich am 9. November 1992 als Reaktion auf die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 100.000 Menschen auf dem Kölner Chlodwigplatz versammelten, stand Klaus Bednarz vor ihnen auf der Bühne. Seine Worte trafen die Stimmung: „Nazis verpisst euch, niemand vermisst euch!“
Damals war Bednarz das Gesicht des ARD-Politmagazins „Monitor“. Engagiert und kritisch leitete und moderierte der Mann mit der dickrandigen Brille und dem Pullover unter der Anzugjacke von 1983 bis 2001 die Sendung. Den Mächtigen unbequem sein, denen, die keiner hört, eine Stimme verschaffen, war sein Motto.
Am 6. Juni 1942 im brandenburgischen Falkensee geboren, hatte Bednarz eigentlich Schauspieler werden wollen. Stattdessen begann eine TV-Karriere – zunächst als Kulturredakteur beim WDR, später als ARD-Korrespondent in Warschau und Moskau. Nach fast zwei Jahrzehnten bei „Monitor“ war er bis zu seiner Pensionierung 2007 WDR-Chefreporter sowie ARD-Sonderkorrespondent. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Carl-von-Ossietzky-Medaille.
Zuletzt lebte Klaus Bednarz zurückgezogen nahe Schwerin. Am Dienstagabend ist er im Alter von 72 Jahren gestorben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!