Nachrichten in der Coronapandemie: Wieler warnt, Spahn entspannt

Der RKI-Präsident Wieler warnt vor Mutationen. Gesundheitsminister Spahn sagt, es gebe genug Schnelltest. Die WHO steht kritisch zum Impfpass.

Lothar Wieler und Jens Spahn gestikulieren im Gespräch

Lothar Wieler spricht nach der Pressekonferenz zu Corona-Impfungen mit Jens Spahn Foto: Michael Kappeler/dpa

WHO hat Bedenken zum Impfpass

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lehnt die von der EU-Kommission geplanten Impfpässe ab. „Wir verstehen, dass Regierungen mit der politischen Realität konfrontiert sind. Trotzdem gibt es ernste Bedenken“, sagt der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, der „Welt“. Die für den Sommer angekündigte Einführung sei vermutlich unvermeidlich, aber keine Empfehlung der WHO. Es sei unsicher, wie lang eine Immunität anhält. Auch könne ein Impfstoff nicht unbedingt die Ansteckung anderer Menschen verhindern. Kluges Ansicht nach ist die Coronapandemie in rund zehn Monaten zu Ende. Das würde nicht bedeuten, dass das Virus dann weg sei, aber es bräuchte wahrscheinlich keine störenden Interventionen mehr. (rtr)

Wieler warnt vor Mutationen

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, warnt vor den Folgen einer Ausbreitung der Virus-Mutation B117. Es sei absehbar, dass diese britische Variante des Coronavirus bald die vorherrschende in Deutschland sei, sagt Wieler in Berlin. „Und dann wird es noch schwieriger, das Virus im Zaum zu halten.“ Die jüngsten Zahlen seien zwar auch positiv: So gehe die Inzidenz in der Altersgruppe über 80 Jahre wegen der Impfungen zurück. Auch die Zahl der Intensivpatienten und der Toten sei rückläufig. Es gebe aber nach wie vor noch zu viel Tote. Und die Inzidenz bei den unter 80-Jährigen steige wieder an, sagt Wieler. (rtr)

Spahn: Schnelltest sind genug vorhanden

Vor dem geplanten Start massenhafter Coronaschnelltests ist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Befürchtungen über einen möglichen Mangel an ausreichenden Tests entgegengetreten. „Von diesen Schnelltests sind mehr als genug da, sie sind verfügbar, sind einfach bestellbar“, sagte Spahn am Freitag in Berlin. Ab Montag will der Bund für alle Bürger mindestens einmal pro Woche einen Schnelltest finanzieren. Getestet werden soll in lokalen Testzentren, welche die Kommunen mit Partnern organisieren. Zudem sollen das Personal in Schulen und Kitas sowie Schülerinnen und Schüler in jeder Präsenzwoche mindestens einen kostenlosen Schnelltest erhalten.

Die kostenlosen Schnelltests würden nicht überall gleich am Montag bereit stehen sein, räumte Spahn allerdings ein. Dies läge nicht an der Verfügbarkeit der Tests, sondern daran, dass diese auch ausgeliefert und die Anwendung organisiert werden müssten. Die erforderlichen Strukturen seien teilweise schon vorhanden, teilweise müssten sie aber noch entstehen. Er sei aber zuversichtlich, dass das Angebot zügig vor Ort umgesetzt werden könne, betonte der Minister. Jedes Testzentrum wisse, wo die bereits seit längerem verfügbaren Antigen-Schnelltests bestellbar seien. (afp)

Coronawarn-App soll besser werden

Die Coronawarn-App der Bundesregierung soll nach Angaben des Gesundheitsministeriums um eine Event-Registrierung erweitert werden. Ein Ministeriumssprecher sagt in Berlin, ähnlich wie bei der App Luca soll dabei auch ein QR-Code verwendet werden. Bei der Begegnung mit einer positiv getesteten Person würde der Nutzer dann eine Warnmeldung erhalten. (rtr)

Künst­le­r*in­nen besetzen Theater in Paris

Arbeitslose Mitarbeiter von französischen Kultur- und Tourismuseinrichtungen haben ein Pariser Theater besetzt und fordern mehr Unterstützung von der Regierung. Unter anderem verlangen sie ein weiteres Jahr Unterstützung der Regierung für Saisonarbeitskräfte an Theatern, die oft Probleme haben, mit ihren Einkünften über die Runden zu kommen. An der prächtigen Fassade hängten die Besetzer Plakate auf. „Kultur wird geopfert“ stand darauf zu lesen und „Sechs von zehn Arbeitslosen werden nicht entschädigt – Skandal“. Theater, Kinos, Museen und Touristenattraktionen in Frankreich waren wegen der Coronavirus-Pandemie bereits den größten Teil des vergangenen Jahres geschlossen. Öffnungstermine hat die Regierung noch nicht genannt. (ap)

KMK: Schulen im März schon offen

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, geht davon aus, dass alle Schüler in Deutschland noch im März wieder zur Schule gehen. „Auch wenn wir durch die Virusmutation eine veränderte Situation haben, können wir nicht noch mal mehrere Wochen warten. Dafür haben die Schulschließungen einen zu hohen sozialen Preis“, sagt die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Einige Bundesländer mit besonders niedrigen Inzidenzwerten würden sich wahrscheinlich sogar für Präsenzunterricht entscheiden. Ziel sei es, zusätzlich Schnelltests zur Verfügung zu stellen. „Das wollen wir in diesem Monat für die Lehrkräfte hinbekommen und dann möglichst schnell auch für die Schülerinnen und Schüler.“ (rtr)

Österreich will Impfstoff aus Russland und China

Österreich hat Interesse an Impfstoffen gegen das Coronavirus aus Russland und China. Das bestätigte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Freitag in Wien. „Es laufen Gespräche mit unterschiedlichen Herstellern.“ Sollte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zum Beispiel für den russischen Impfstoff Sputnik eine Zulassung erteilen, dann „ist es natürlich auch eine Option für viele europäische Länder, unter anderem auch für Österreich“, so Kurz.

Das Land bemüht sich unter anderem durch eine jüngst vereinbarte Impfstoff-Allianz mit Dänemark und Israel, das Tempo beim Impfen zu steigern. Es sei erfreulich, dass die österreichische Firma Polymun Scientific die Herstellung von Zwischenprodukten für den Impfstoff der Firma Biontech im ersten Halbjahr von 15 auf 20 Millionen Dosen steigern könne, hieß es. Die zusätzlichen Dosen würden in der EU verteilt, so Kurz. (dpa)

Steinmeier trifft Angehörige

Vor einem Treffen mit einigen Angehörigen von Verstorbenen in seinem Amtssitz in Berlin sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Inzwischen deutlich mehr als 70.000 – so viele Menschen in unserem Land sind Corona bereits zum Opfer gefallen. Und viele andere sind in dieser Zeit der Pandemie einen einsamen Tod gestorben.“ Das Staatsoberhaupt fügt hinzu: „Ja, es gibt Hoffnung, dass wir diese Pandemie besiegen werden, dank der Impfstoffe, die zur Verfügung stehen und die mehr und mehr zur Verfügung stehen werden. Aber 70.000, das ist und bleibt eine erschütternde, eine verstörende Dimension. Und noch immer sterben Tag für Tag Hunderte Menschen an den Covid-19-Infektionen.“ (rtr)

AstraZeneca für über 65-Jährige

Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca wird nun auch in Dänemark und Österreich für Menschen über 65 Jahren empfohlen. Die dänische Gesundheitsbehörde Sundhedsstyrelsen begründete ihre Neubewertung am Freitag mit neuen Daten aus einer schottischen Studie. Die Studie habe gezeigt, dass der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers das Risiko einer schweren Corona-Erkrankung mit einer Krankenhauseinweisung auch bei Senioren stark senke, erklärte die Behörde in Kopenhagen.

Auch in Österreich sprach sich das Nationale Impfgremium am Freitag dafür aus, den AstraZeneca-Impfstoff nun auch bei Menschen über 65 Jahren und Hochrisikopatienten zu nutzen. In Deutschland hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Instituts ihre Empfehlung am Donnerstag geändert. Auch die Stiko gab zur Begründung an, dass nun auch ausreichend Daten zur Wirksamkeit in der höheren Altersgruppe vorlägen. Die bisherige Altersbegrenzung bei der Empfehlung in Deutschland gilt als wichtiger Grund für die geringere Akzeptanz des Impfstoffs gegenüber anderen Präparaten in der Bevölkerung. (afp)

Coronaneuinfektionen

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 10.580 neue Positiv-Tests. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 65,4 (Vortag: 64,7). Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Ziel von Bund und Ländern ist ein Wert von 50, um das Gesundheitssystem zu entlasten. Ab einem dauerhaften Wert von unter 35 haben sie weitere Lockdown-Öffnungen in Aussicht gestellt. Den neuen Angaben zufolge starben binnen 24 Stunden 264 weitere Menschen. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der gemeldeten Todesfälle auf 71.504. Insgesamt wurden bislang mehr als 2,48 Millionen Fällen Menschen positiv auf das Coronavirus getestet. (rtr)

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