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Nachhaltigkeit im Sport„Im Verein etwas ändern“

Kunstrasenplätze haben einen hohen Mikroplastikabrieb, viele Sportstätten sind sanierungsbedürftig. Mira Pape fordert, dass die Vereine vorsorgen.

Fühlt sich nicht nur für Jogi Löw anders an als echter Rasen, sondern gibt auch Mikroplastik ab Foto: dpa
Alina Götz
Interview von Alina Götz

taz: Frau Pape, sind Sportvereine Klimasünder?

Mira Pape: Vereine und der Sport haben an sich keinen sig­nifikant hohen CO2-Ausstoß, aber durch die vielen Menschen in den Vereinen hat der Bereich eine sehr hohe Bedeutung. Fast jeder zweite Jugendliche macht Sport im Verein. Wenn man das Thema auf der Ebene ansetzt, kann man also eine große Wirkung entfalten.

Also sind die Vereine nur die Plattform für Ihre Projekte?

Ja, aber natürlich haben wir auch konkrete Probleme: Bei Großveranstaltungen haben wir durch erhöhte Verkehrsaufkommen viel CO2-Ausstoß. Viele Sportstätten sind sanierungsbedürftig und haben dadurch einen vermeidbaren Energieverbrauch. Kunstrasenplätze haben einen hohen Mikroplastikabrieb. Das alles müssen wir uns bewusst machen.

Erzählen Sie mir von dem Projekt „Junges Engagement im Sport“, das Sie aktuell bei der Sportjugend leiten.

Wir wollen die Projektarbeit von Kindern und Jugendlichen in ihren Vereinen oder in ihren Freiwilligendiensten vereinfachen. Denn Freiwilligendienstler im Sport müssen in Niedersachsen ein eigenes Projekt in Bezug auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung durchführen. Wir entwickeln online einen Ideenpool, der zu dem Thema gute Beispiele vorstellt und Infos zu möglichen Kooperationspartnern und Fördergeldern verfügbar macht. Wir wollen die jungen Leute, die jetzt für „Fridays for Future“ auf die Straße gehen, dabei unterstützen, auch in ihren Vereinen etwas zu verändern.

Wieso betreffen die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung Sportvereine?

Die Ziele beziehen sich nicht nur auf Missstände anderswo, sondern auch in Deutschland ist einiges zu tun. Jeder kann persönlich, aber auch in der Vereinsarbeit etwas beitragen: Beim Hochschulsport haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Zuschauer beim Fußballspiel gerne einen Euro mehr für ein Würstchen bezahlen, wenn dieses Bio-Qualität hat. Auch die Durchführung eines Energiechecks im Verein deckt häufig ungenutzte Potenziale auf.

Im Interview: 

Mira Pape

22, studiert Umweltwissenschaften und arbeitet als studentische Nachhaltigkeitsbeauftragte im Hochschulsport der Uni Lüneburg. Sie ist ehrenamtlich bei der Sportjugend Lüneburg und der Sportjugend Niedersachsen aktiv.

Gibt es weitere Stellschrauben, an denen Sportstätten sich verbessern können?

Im Hochschulsport kümmern wir uns um ganz verschiedene Dinge. Bei großen Events achten wir auf Müllvermeidung und die Beschaffung der Materialien. Die Fußbälle in der Campusliga haben alle das Fair-Trade-Siegel. Auch beim kommenden Neubau einer Sporthalle werden Nachhaltigkeitskriterien eine Rolle spielen. Unsere Teamkleidung ist Gots-zertifiziert, aus Biobaumwolle und fair gehandelt. In der Verwaltung achten wir auf unseren Papierverbrauch.

Sind Sie selbst Sportlerin?

Ja, ich spiele Touch Rugby. Diese Sportart ist noch nicht im Landessportbund organisiert. Mit dem Damenteam der Pumpernickels nehme ich an internationalen Wettkämpfen teil. Vorher habe ich Rugby gespielt, aber das bietet meine Uni nicht an, daher haben mein Mann und ich hier ein Touch-Rugby-Team aufgebaut.

Welche Tipps haben Sie an eine Breitensportlerin wie mich, die genervt ist, wenn beim Teamausflug Einweggeschirr verwendet wird?

Am besten finde ich strukturelle Veränderungen, über die man einmal nachdenken muss – wie ein Stromanbieterwechsel zum Beispiel. Immer wieder Energie in etwas zu stecken, ist beim hauptsächlich auf Ehrenamt aufgebautem Sport schwierig. Für Plastikgeschirr gibt es natürlich Alternativen, die man etablieren kann. Die Vereine freuen sich darüber. Gerade ist genau die richtige Zeit, um etwas zu verändern. Das Thema hat Rückenwind gekommen.

Haben Sie mit dem Thema Ihre Mission gefunden?

Ja. Und es klappt meist sehr gut, bei all meinen Tätigkeiten die thematische Schnittmenge zu finden. In meinem Studium schaue ich, was ich davon praktisch im Sport umsetzen kann. Alles passt zusammen. Ich habe das Gefühl, dass ich im Bereich Sport und Nachhaltigkeit wirklich etwas verändern kann.

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1 Kommentar

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  • Zitat: „Für Plastikgeschirr gibt es natürlich Alternativen, die man etablieren kann.“

    Einweggeschirr ist grundsätzlich Mist. Auch kompostierbares Geschirr oder Bambus-Besteck muss erst mal produziert werden, bevor man es nach einmaliger Benutzung wegwirft. Es verbraucht also Ressourcen und belastet die Umwelt. Bei einmaliger Benutzung stehen Aufwand und Ergebnis einfach in keinem sinnvollen Verhältnis zu einander. Von solchem Zeug profitieren – grade in Zeiten der Spülmaschine – nur Hersteller und Händler. Die vernünftigste Lösung sind immer noch das sogenannte Fingerfood und Becher, die wiederverwendet werden können.