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Nachhaltiger TransportSchifffahrt will Klimaneutralität

Die Branche will das Ziel bis 2050 erreichen. Bisherige Erfahrungen lehren allerdings, dass eine Einigung der wichtigsten Staaten dauern kann.

Das Containerschiff „Ever Ace“ auf dem Weg in den Hamburger Hafen Foto: Georg Wendt/dpa

An wohlfeilen Ankündigungen mangelt es auf der Weltklimakonferenz in Glasgow nicht. Am Mittwoch hat auch der Internationale Reederverband ICS in London ein Zeichen gesetzt. „Unsere Branche will bereits im Jahr 2050 klimaneutral sein“, sagte Alfred Hartmann, Präsident des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg. Bislang sollte der CO2-Ausstoß lediglich halbiert werden.

Immerhin war die Seeschifffahrt 2018 die erste Industrie, die ein globales Klimaziel verabschiedet hat. Nun reichte der Weltreederverband auch seinen neuen Vorschlag bei der Schifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen IMO in London ein. Die 175 Mitgliedsstaaten sollen im November erstmals darüber beraten. Bisherige Erfahrungen lehren allerdings, dass es jahrelang dauern kann, bis sich die wichtigsten Staaten geeinigt haben.

Global werden mehr als 90 Prozent aller Waren per Frachter transportiert. Derzeit ist laut IMO die Schifffahrt für gut zwei Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich, was in etwa dem Anteil Deutschlands entspricht. Der deutsche Reederverband ist eines der größten Mitglieder im Weltreederverband ICS. Maßgeblich auf sein Betreiben hin war der ICS-Beschluss zustande gekommen, so Hartmann. Seine Klima-Ankündigung darf als Botschaft an die künftige Bundesregierung verstanden werden. „Um unser ehrgeiziges Ziel zu erreichen, braucht es finanzielle Unterstützung und eine umfassende Förderstruktur“, sagte der VDR-Präsident.

Von einem weltweit geltenden Netto-Null-Ziel versprechen sich vor allem große europäische und amerikanische Reeder endlich einen verbindlichen politischen Rahmen für ihre Investitionen und ein globales „Level Playing Field“, gleiche Wettbewerbsbedingungen. Dabei zeigt der Druck von Küstenstaaten, Häfen und Umweltverbänden durchaus bereits Wirkung.

Abgasnormen verschärft

In den vergangenen Jahren wurden die Abgasnormen in wichtigen Fahrtgebieten verschärft, in vielen Häfen weltweit werden Landstromanlagen errichtet; und kürzlich verließ das dritte Kreuzfahrtschiff die Meyer Werft, welches mit vergleichsweise emissionsarmem LNG-Antrieb ausgerüstet ist.

Einige Umweltaktivisten lehnen dagegen LNG selbst als „Brückentechnologie“ ab. Verbrennungsmotoren abzuschaffen, halten wiederum die Reeder für unpraktikabel. Batterie- oder Brennstoffzellenantriebe wären nur für küstennahe Fährverkehre einsetzbar. Hartmann: „Noch ist aus unserer Sicht offen, ob etwa Methanol, Ammoniak oder andere, aus grünem Wasserstoff hergestellte Treibstoffe Schiffe künftig antreiben.“

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8 Kommentare

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  • @JALELLA:

    wenn Sie genau gucken, dann finden Sie etwas. Im letzten Satz.

    Gerade beim Schiffsverkehr wird Ammoniak als Energieträger diskutiert (ja, irgendwo muss die Erneuerbare auch dafür herkommen, PV, Wind, whatever).

    Werfen Sie "ammonia energy carrier" in die Suchmaschine Ihres Vertrauens (hoffentlich nicht die mit dem G).

    Im grösseren Kontext hier [1], speziell Ammoniak hier [2].

    Alles kein Hexenwerk, dennoch eine riesige Herausforderung, die wir so als Menschheit noch nie hatten. Covid ist ein Wochenends-Picknik dagegen.

    Wer behauptet, so etwas lässt sich machen, während wir am Wachstumsdogma festhalten ist, mit Verlaub, entweder ein Idiot oder ein Verbrecher.

    [1] en.wikipedia.org/wiki/Hydrogen_storage

    [2] [1] en.wikipedia.org/w..._related_compounds

    • @tomás zerolo:

      "...Ammoniak als Energieträger..."



      Naja, es scheint einen Hype um Ammoniak als Energieträger zu geben, sicher geeignet, um Forschungsmittel abzugreifen. Hinsichtlich einer praktischen Anwendung möchte ich gerne an den Geruch versiffter Autobahnpissoirs erinnern. Und auch Maersk bleibt vorerst anscheinend lieber bei Methanol: www.tagesschau.de/...r-antrieb-101.html

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ankündigungen sind oft nicht das Papier wert, auf dem sie festgehalten werden.

    Schiffe sind prädestiniert für den Wasserstoffantrieb.



    Man sollte jetzt schon anfangen umzurüsten, egal ob grüner oder blauer Wasserstoff.



    Jährlich sollte der Fortschritt kontrolliert werden.



    Ab einem bestimmten Datum sollten keine Schiffe mehr, die mit Schweröl fahren, europäische Häfen anlaufen dürfen. DAS WÄRE EINE GUTE LEISTUNG.



    Allerdings befürchte ich, dass die EU-Kommission unter v.d.Leyen das nicht packt!

    Das ist viel, viel wichtiger als das lächerliche Tempolimit auf deutschen Straßen!



    "Heute werden rund 90 % der Stückgüter des Welthandels mit Containerschiffen transportiert: " (www.umweltnetz-schweiz.ch/)



    Das sagt alles übe die Dimensionen!

  • Den Artikel habe ich ungläubig aber sehr interessiert gelesen. Mit der Frage im Kopf: wie wollen die das machen mit ihren Millionen Tonnen schweren Dreckschleudern? Die Antwort bleibt der Artikel leider schuldig. Was wollen sie unternehmen, um klimaneutral zu werden? Oder ist das nur so ein wischiwaschi-Spruch, um im allgemeinen Greenwashing-Strom mit zu schwimmen?

  • Es gab in den letzten Jahrzehnten erfolgversprechend Ansätze zur Reduktion der Treibstoff-bedingten Betriebskosten, das waren technisch raffinierte Innovationen wie die automatisierten Riesensegel auf Frachtschiffen oder im Luftverkehr ein Zeppelin-Revival. Gegen Subventionen und politisch intendierte Begünstigungen als Markt-Einflüsse kommt ein kleines Nischenprodukt aber kaum zur Serienreife. Kerosin muss adäquat steuerlich und nach der Klimaschädlichkeit abgebildet werden, die Konzerne der Luftfahrtindustrie dürfen nicht querfinanziert werden als "europäische" Projekte u.a. der deutsch-französischen Freundschaft. LNG-Antriebe könnten als Brückentechnologie Ultima Ratio werden aus dem Klima-Schlamassel. Zeit für große Diskussionen zum Paradigmenwechsel bleibt nicht mehr. Und noch eine Anmerkung: WAS VERURSACHT DIE MILITÄRISCHE NUTZUNG VON ANTRIEBEN AN EMISSIONEN?

  • Ein solches Ziel kann man immer ausgeben. Das kostet ja nichts, aber wo sind die Realisierungsvorschläge?

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Christof Abt:

      Was wäre ihr Vorschlag?

      • @17900 (Profil gelöscht):

        Das Ziel ist unrealistisch und Herr Hartmann weiß das auch genau.