Nachhaltige Produktion von Smartphones: Fairer ist noch nicht ganz fair
Eine Studie zeigt: Auch die Hersteller des Fairphones haben Nachholbedarf – beim Umgang mit Chemikalien oder der Steuertransparenz.
Die AutorInnen vom niederländischen Institut Somo weisen sogar fünf Bereiche aus, die von den Fairphone-Machern noch nicht ausreichend adressiert würden: verantwortungsvoller Umgang mit Chemikalien in der Produktion, transparente Steuerpolitik, verbessertes Recycling, geregelte Beschwerdemechanismen in den Fabriken der Zulieferer und ein zertifiziertes Umweltmanagement.
Auf dem Firmenblog reagierte Fairphone vergangene Woche auf die Ergebnisse der Studie. Das neu entwickelte Fairphone 2 vereinfache durch seine modulare Bauweise das Recycling, heißt es dort unter anderem. „Dadurch haben wir mehr Einfluss auf die Wertschöpfungskette“, sagt Firmensprecherin Daria Koreniushkina. Außerdem könne das Telefon durch das einfache Austauschen vieler Komponenten deutlich länger benutzt werden.
Die Probleme mit Chemikalien aus der Verarbeitung seien Fairphone ebenfalls bekannt, so Koreniushkina gegenüber der taz. Gemeinsam mit Hi-P, dem Hersteller des zweiten Fairphones, arbeite man an Lösungen.
Schutzmaßnahmen durchsetzen
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Laut Irene Schipper von Somo sind es vor allem die industrieweit eingesetzten Stoffe Benzol und N-Hexan, die in den vergangenen Jahren mit Erkrankungen von Fabrikarbeitern in Verbindung gebracht wurden. Benzol stehe unter Verdacht, Leukämie auszulösen, N-Hexan greife das Nervensystem an. Schipper fordert, die Gefahren besser gegenüber den ArbeiterInnen zu kommunizieren und entsprechende Schutzmaßnahmen schnellstmöglich durchzusetzen.
Ein Umweltmanagement ist zumindest in zweiter Reihe etabliert: Hi-P sei nach dem ISO-Standard 14001 zertifiziert, der in der Studie beispielhaft angeführt wird, so Fairphone. Dass es noch keine Steuertransparenz gibt, begründet die Sprecherin unter anderem mit der geringen Firmengröße, momentan gebe es 37 MitarbeiterInnen.
Johanna Fincke
Die Christliche Initiative Romero, neben Weed e.V. und Südwind Koauftraggeberin des Berichts, gibt zwar zu, dass man von dem jungen Unternehmen nicht gleich Perfektion erwarten dürfe – dennoch. „Auch ein sympathisches Unternehmen muss kritisch begleitet werden“, sagt Referentin Johanna Fincke.
Johanna Sydow von Germanwatch kritisiert: Wer ein Fairphone bestellt, „kauft trotzdem noch viele Menschenrechtsverletzungen mit“. Das liege unter anderem an den Arbeitsbedingungen in China, wo die 60-Stunden-Woche regelmäßig überschritten wird. Aber auch an den Rohstoffen. Von über 40, die verbaut werden, sind nur zwei konfliktfrei: Zinn und Tantal. Für das Fairphone 2 sollen Gold und Wolfram hinzu kommen, aber bis zu einem komplett fairen Telefon sei es noch ein langer Weg.
Sydow sieht aber auch Positives: Sie lobt eine lange Haltbarkeit und Reparierbarkeit des neuen Modells. Trotz der Schwierigkeiten sei Fairphone im Umgang mit Ressourcen Vorreiter. Die Aktivistin hebt dabei Engagement in Konfliktgebieten wie dem Kongo besonders hervor. Andere Hersteller zögen sich aus umkämpften Regionen zurück – Fairphone hingegen unterstütze lokale, unabhängige Initiativen, um auch unter erschwerten Bedingungen konfliktfreie Mineralien zu kaufen.
All der Schritte in die richtige Richtung zum Trotz, es gibt eine Alternative, die auch das Fairphone nicht schlagen kann. Johanna Fincke empfiehlt: „Man sollte lieber kein neues Smartphone kaufen als ein Fairphone.“
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