Nach den Morden in Minnesota: Der mutmaßliche Täter ist gefasst
Nach einer zweitägigen Großfahndung hat die Polizei den mutmaßlichen Mörder der demokratischen Abgeordneten Melissa Hortman und ihres Ehemannes gefasst.

„Die unvorstellbaren Taten eines Mannes haben den Staat Minnesota verändert“, sagte Gouverneur Tim Walz auf einer Pressekonferenz. Der Schütze hatte sich laut den Behörden während der Tat als Polizeibeamter ausgegeben und auch ein Auto gefahren, das einem Polizeifahrzeug ähnelte.
Zunächst wurden am Samstagmorgen der demokratische Abgeordnete John Hoffman und seine Frau Yvette in ihrem Haus in Champlin angegriffen. Beide wurden angeschossen, überlebten die Tat aber. Nachdem die Polizei im 15 Kilometer entfernten Brooklyn Park von den Schüssen erfahren hatte, schickte sie Beamte zum Haus der Abgeordneten Melissa Hortman und ihrer Familie, wie es im Ermittlungsbericht hieß.
Die Polizisten trafen ein, als Boelter gerade durch die geöffnete Tür des Hauses Schüsse auf den Ehemann Mark Hortman abgab. Die Beamten lieferten sich ein Feuergefecht mit dem Schützen, der ins Haus lief und dann flüchtete.
Größte Fahndung in der Geschichte Minnesotas
Die Behörden leiteten eine Großfahndung ein, an der laut dem Polizeichef von Brooklyn Park, Mark Bruley, 20 Sondereinsatzteams beteiligt waren. „Es steht außer Frage, dass dies die größte Fahndung in der Geschichte des Staates ist“, sagte er. Schließlich wurde der Verdächtige laut einem Ermittler in einem Feld im Bezirk Sibley verhaftet. In dem Bezirk wohnte der Verdächtige den Behörden zufolge mit seiner Ehefrau und fünf Kindern.
Die Ermittler gingen davon aus, dass der Mann allein handelte. Zu einem Motiv äußerten sie sich noch nicht. In seinem Fahrzeug fanden sie eine Liste mit 70 Namen von Abgeordneten, Prominenten und Abtreibungsbefürwortern sowie Informationen über Gesundheitseinrichtungen. Ermittler Drew Evans sagte, bei den Unterlagen habe es sich nicht um politische oder ideologische Abhandlungen gehandelt, sondern um ein Notizbuch mit Namen und Gedanken. Einzelheiten wollte er nicht nennen.
Gegen 6 Uhr am Samstagmorgen schrieb Boelter eine Textnachricht an Freunde mit einer Entschuldigung, sagte aber nicht, was er getan hatte. „Ich werde für eine Weile weg sein. Vielleicht bin ich bald tot, also möchte ich euch nur wissen lassen, dass ich euch beide liebe und ich wünschte, es wäre nicht so gelaufen“, schrieb er in Nachrichten, die die Nachrichtenagentur AP sehen konnte.
Freunde und ehemalige Kollegen, mit denen AP sprach, beschrieben Boelter als gläubigen Christen, der eine evangelikale Kirche besuchte und an Wahlkampfveranstaltungen für Präsident Donald Trump teilnahm. Dokumente zeigen, dass er 2004 in Oklahoma als Republikaner registriert war, bevor er nach Minnesota zog, wo Wähler keine Parteizugehörigkeit angeben.
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