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Nach den Anschlägen in BrüsselNicht jeder trauert

Einige Jugendliche befürworten die Terroranschläge. Es sind nur wenige, doch sie stoßen die Diskussion über „Parallelgesellschaften“ wieder an.

Nicht alle trauern um die Opfer des Terroranschlags. Jugendliche haben am Mittwoch die nationale Schweigeminute gestört Foto: dpa

Brüssel taz | Die Trauer für die Opfer der Anschläge vom 22. März wird anscheinend nicht von allen in Belgien geteilt. Im Brüsseler Stadtteil Anderlecht mit einem hohen maghrebinischen Bevölkerungsanteil störten Jugendliche am Mittwoch mittag die landesweite Schweigeminute für die Toten und griffen Journalisten an. Die Polizei nahm einen von ihnen fest.

Der Vorfall ist nicht repräsentativ für die nordafrikanische Gemeinschaft in Belgien, aber bei einer Radiodiskussion am Mittwoch abend sagte eine Journalistin des Senders RTL-Radio, in mehreren Stadtteilen hätten „Jugendliche mit Migrationshintergrund“ die Anschläge begrüßt.

Für Unruhe sorgte bereits die Reaktion einiger Bewohner des Stadtteils Molenbeek am Freitag vergangener Woche auf die Verhaftung des von dort stammenden Salah Abdeslam als mutmaßlicher Beteiligter an den Terroranschlägen vom 13. November 2015 in Paris. Junge Leute sammelten sich vor den Polizisten und bewarfen sie mit Flaschen und Steinen.

Übergriffe auf Journalisten sind aus Molenbeek bereits im Januar gemeldet worden. Im Viertel Schaerbeek waren nach den Pariser Anschlägen vier Mädchen und zwei Jungen von ihrer Schule suspendiert worden, weil sie die damalige Schweigeminute für die Pariser Toten gestört hatten.

Die Mehrheitsreaktion in Belgien auf die Terroranschläge – Trauer und Solidarität mit den Opfern – ist auch unter der nordafrikanischen Gemeinschaft, die selbst mehrere Opfer zu beklagen hat, Mainstream. Doch die wiederholten Vorfälle, die eine kleine Minderheit betreffen, sind Wasser auf die Mühlen gewisser politischer Diskussionen, die jetzt in Belgien beginnen: Ghettoisierung, „Parallelgesellschaften“, die Wurzeln islamistischer Radikalisierung und die möglichen familiären, klanbasierten oder kriminellen Unterstützerkreise der Attentäter von Paris und Brüssel.

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49 Kommentare

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  • Um ehrlich zu sein, empfände ich auch keine Trauer, wenn das Brüsseler EU-Viertel ebenso wie Molenbeek dem Erdboben gleichgemacht würde. Aus humanitären Gründen sollte man selbstverständlich vorher alle evakuieren.

     

    Aber der ganze Kram der EU steht auch noch in Strasbourg rum und der dauernde Umzug verursacht nur Kosten und die Einebnung von Molenbeek und die Verteilung aller dort lebender auf andere Stadtteile, Städte und Länder würden eine Integration wesentlich mehr entgegenkommen.

  • Hmm? "Trauer" tritt ja dann auf, wenn eine `schöne-gute-wahre´ Idee von Lebensmotivation `nicht mehr geht´..

    oder wenn Menschen, Dinge, Zustände.. die einem "lieb" waren , weg sind..

    Abstrakt betrauere ich die Barbarisierung/Militarisierung der Zivilgesellschaft: Die AfD will auf Flüchtlinge an den Grenzen schiessen..

    Der IS, mit verdrehter religiöser Logik, dehumanisiert die westliche Kultur..

    der Westen dehumanisiert den IS...

    Die sich zeigende Unwilligkeit zur Trauer, oder die Ignoranz... das zeugt von Anästhetisierung zivilen Lebensgefühls. Entsolidarisierung, Legitimation sozialer Ausgrenzung (siehe D.C. Bendit dazu!) ...

    "ALL WE NEED IS LOVE" !!!

    • @vergessene Liebe:

      -?-"ALL WE NEED IS LOVE"-?-

      ----

      Schön wär´s.

      Diese Meinung hat aber z.B. John Lennon selbst, nicht vor tödlicher Gewalt auch gegen ihn, retten können.

  • Ich finde diese medial verordnete Trauer auch furchtbar. Gerade für Menschen abseits des Geschehens, die nicht in der erweiterten Realität der ständigen Beschallung leben, ist dieses Ereignis nun einmal ein relativ kleines und eher unbedeutendes. Dass hier Kommentierende Empathie mit der Bereitschaft, sich die eigenen Emotionen vom Diskurs vorschreiben zu lassen verwechseln, verwundert bei der politischen Bedeutung dieses öffentlichen Trauerns kaum. Manche sehen den zynischen Zirkus um hohle Phrasen und mitreisende Gefühlsduselei eben als dass, was er ist. Andere sind betroffen und trauern und wiederum andere tun beides.

  • Liebe Frau Rölke-Sommer, ich lese ja immer wieder mit Interesse Ihre Kommentare hier.

    Nun, ich selbst kann manchmal ihre Meinung teilen, des öfteren aber eher nicht, einfach weil Sie stets rückhaltlos jeden muslimischen Standpunkt verteidigen, und kritisieren was und wer immer auch diesen kritisiert.

    Nun, ich kam bisher nie auf die Idee, mich dazu zu äußern, wohl weil ich auch dazu neige, die Feindin meines Feindes für meine Freundin zu halten weswegen es sich verbietet, ihr in den Rücken zu fallen.

    Allerdings treibt mich dieses Thema schon länger um, gerade weil ich gerne in einer multikulturell geprägten Umgebung lebe. Meine 3 Söhne waren/sind in Schulen, in denen Schüler mit Bio-Deutschem Hintergrund stark unterrepräsentiert sind, was mich im Prinzip nicht weiter stört. Trotzdem sehe ich da durchaus auch Probleme, ebenso wie auch meine betroffenen Söhne (deren Freunde afghanisch, marokkanisch, italienisch, türkisch, indisch... weiß der kuckuck was- sind). Nicht weil meine Söhne Deutsche sind, denn als solche werden sie nicht wahrgenommen. Aber als Nicht-Muslime schon. Gut, das ist ein anderes Thema. Aber was hier beschrieben wird, die jungen Marokkaner, (oder auch Afghanen) die islamistische Anschläge verherrlichen und in der Schule - gerade bei solchen Anlässen - Nicht-Muslime mobben, das sollte schon ein Thema sein, auch für die sog. "Linke" und alle, die guten Willens sind, Muslime natürlich eingeschlossen. Denn, liebe Frau Rölke-Sommer, es ist nun mal eine Tatsache, auch wenn ich das ungern öffentlich sage, dass Gewalt und körperliche Züchtigung in den meisten moslemischen Familien immer noch praktiziertes Erziehungsmittel ist und die jungen Mädchen vor allem aufgrund gründlicher Indoktrination von frühester Kindheit an "freiwillig" das Kopftuch tragen. Und genau hier ist meines Erachtens der Grund für solches Verhalten zu suchen.

    • @Ute Krakowski:

      -?-"Nicht-Muslime mobben, das sollte schon ein Thema sein"-?-

      -----

      Machen Sie es dort in der Schule und vor allem auch bei Ihren Kindern, konsequent-radikal zum Thema:

       

      Ihr jeweils betroffenes Kind soll JEDESMAL, sofort aus der Schule weg gehen und nach Hause kommen. Dort nehmen Sie den jeweiligen Vorfall genauestens zu Protokoll und schicken dieses als Beschwerdebrief an die Schulleitung, JEDESMAL. Gegen faschistisches Verhalten, auch religiöses, muss man seine Kinder früh in der zu fahrenden Verteidigungslinie anlernen. Und mit entsprechend, getrost kalkulierendem politischen Aufsehen, gegen zur Zeit hoch heikle Gesellschaftsthemen auch auf den Schulhöfen, gewinnen Sie möglicherweise auch andere Eltern, zu diesem ernsten Thema, als Bündnisgenossen. Gerade als Linke® nichts, von welchen auch immer Religions-Faschisten, auch falls Kinder gegen Kinder, gefallen lassen.

    • @Ute Krakowski:

      mein vorschlag: schreiben Sie mir privat. wie Sie mich erreichen können, finden Sie in meinem profil.

       

      ansonsten: ich weiß nicht, was jugendliche irgendwo in Belgien getan haben. ich kann in diesem artikel nur das lesen, was leutz sagen, wie sie das nicht näher geschilderte tun jugendlicher interpretieren. wobei ich noch nicht mal nachprüfen kann, ob die interpretation sich auf eigene beobachtung oder auf hören-sagen stützt. ziemlich wolkig das alles, sachichma.

      weshalb ich dazu sage, was mir zu staatstrauer einfällt. unter anderem sage ich dazu, dass kein mensch verpflichtet ist, sich wie staat aufzuführen.

       

      und dass jugendliche, die leise ahnen, dass sie die nächsten sein könnten, die staat exekutiert, an staatstragender trauer nicht teilnehmen mögen - das kann ich sehr gut verstehen. was mit religion weniger zu tun hat, dafür aber mit rasse+klasse+geschlecht alles.

    • 3G
      33324 (Profil gelöscht)
      @Ute Krakowski:

      Frau Rölke-Sommer sieht sich - wenn ich mit meinen Beobachtungen richtig liege - wohl als Anwältin der muslimischen Milieus in D und EU. Und wie wir alle wissen, sind Anwälte nicht zur Objektivität verpflichtet, sondern nur zur Loyalität zu Ihren Mandanten.

    • @Ute Krakowski:

      Natürlich neigen wir dazu vor solchen Tatsachen die Augen zu verschließen, weil das ja ein gefundenes Fressen ist für alle Fremdenfeinde. Allerdings beschleicht mich zusehends das Gefühl, dass diese Taktik auch nach hinten losgehen kann. Irgendwann geht es uns, (bzw. gerade Ihnen) so wie kürzlich den Grünen mit der Pädophilendebatte, dass Ihnen nämlich Ihre derzeitige Haltung eines Tages gründlich um die Ohren fliegt.

       

      Das sollte natürlich alles unter einem Beitrag von Frau Rölke-Sommer weiter unten stehen. Aber ich nehme mal an, die wird es auch so lesen, wenn sie sich mal wieder hierher verirrt.

      • 3G
        33324 (Profil gelöscht)
        @Ute Krakowski:

        Right, Frau Krakowski, so sehe ich das auch.

  • Es gibt sogar CDU/CSU/SPD/AfD-Politiker, die sind für den Anschlag dankbar. Dem Dank schließt sich Victor Orban auch an. Er setzt dies sofort in die Tat um, mittels Telefon- und Emailüberwachung für jedermann. Schließlich ist es wieder eine hervorragende Möglichkeit den Rechtstaat zu demontieren. Oder wie sollte man den Bundesinnenminister sonst verstehen, der meint, das der Rechtstaat "gut und schön" ist, aber die Sicherheit sei wichtiger"?

  • 1. Ich empfinde keine Trauer.

    2. Selbstverständlich verurteile ich die Anschläge (so wie jene in anderen Teilen der Welt, die hier weniger Zeilen bekommen).

    3. Selbstverständlich wünsche ich den Angehörigen der Opfer alle Kraft dieser Welt.

    4. Selbstverständlich hoffe ich, dass die überführten Täter rechtsstaatlich zur Verantwortung gezogen werden.

     

    Aber ich empfinde eben keine Trauer.

  • Vielleicht haben diese nonkonformen Jugendlichen einfach nur nicht darüber nachgedacht über das, was sie da von sich geben. Manche wollen einfach nur provozieren - um jeden Preis - davon sind Jugendliche nicht ausgeschlossen.

  • 1G
    12239 (Profil gelöscht)

    Ich trauere nicht, wieso auch?

  • Längst vergessen: Dass und warum der Westen anfing, in der Region rumzuzündeln, Anfang der 90er Jahre. Unser Öl unter deren Sand. Inzwischen scheint wohl das "war on terror"-Märchen geistiger Konsens zu sein. Der Kampf um Resourcen? Ha! Nichts als Verschwörungstheorien!

  • Es ist zu bezweifeln, dass das Gros dieser nonkonformen Jugendlichen islamistische Beweggründe hat.

    Eher wohl nüchtern-nachvollziehbare.

    • @H.G.S.:

      Sie haben wohl eher nicht nachgedacht und/oder wollten provozieren. Zu einer Schweigeminute versammelt man sich freiwillig. Wer nicht will, der beteiligt sich nicht an der Schweigeminute. Wenn er/sie die anderen dann aber stört, der handelt respektlos und wird suspendiert. Respektlosigkeit darf nicht geduldet werden.

      • @Klaus M:

        Was soll man einem Ignoranten wie Ihnen antworten? Dessen "Nachdenken" sich scheint's nur für seine eigenen Texte interessieren will??- Gucken Sie mal bei 18:47 Uhr, Sie schreiben hier immerhin um 19:34. Sie dürfen sich danach, mit frischem Grips, gerne wieder melden.

    • @H.G.S.:

      Als da wären?

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Siehe 18:47 Uhr.- Ihr Beitrag war da wohl, von der Taz-Mod noch zurück gehalten worden?

    • @H.G.S.:

      Welche denn ? Trauer und Trauernde stört man nicht. Ist so eine der Grundregeln des (respektvollen) Umgangs miteinander. Da darf es auch keine Ausnahmen oder Erklärungs- oder Relativierungsversuche geben.

      • @steven67:

        Genau, diese respektlosen Schweine vom Bundesverfassungsgericht, die den Neonazis immer die Trauermärsche am Todestag von Rudolf Heß verboten haben, sind gegen alle Grundregeln des Umgangs miteinander.

      • @steven67:

        -?-"Welche denn ?"

        ----

        Dass man auch ihre Toten kaum betrauert bzw. betrauert hatte. Und sie, die Jugendlichen, als staatspräsidialer Wunsch außerdem z.B. "von der Strasse" gekärchert werden sollten. Nach aktueller Nachrichtenlage sind derartige Erlebniseindrücke vor allem in Frankreich und Belgien Alltag, für diese zu Lebzeiten ausrangierten Migrations-Jugendlichen. Auch werden zum Teil in ihren persönlichen Abstammungsländern, gigantische Anzahlen, an vor allem von der US-geführten Allianz kaltblütig zerbombten und zerschossenen Mitmenschen, nicht im entferntesten dermaßen betrauert. Was wollen Sie noch hören?-Es gäbe noch Vieles. Leider.

        • @H.G.S.:

          Nachsatz: Man hat, im Gegenteil, auf Trauerzüge zur Bestattung, noch Bomben und Raketen abgeschossen. Wer sollte da noch, auf auch vielleicht von ihm, bis dato gesetzten "Respekt-Regeln", noch weiterhin was geben?

      • @steven67:

        was, verdammte hacke, tun eigentlich journalisten, welche andere leutz beobachten, ob und wie oder nicht sie trauern? oder "stören"?

        respektvollen umgang mit anderen pflegen etwa?

        • 1G
          12294 (Profil gelöscht)
          @christine rölke-sommer:

          Sie tun ihren hackverdammten Job.

  • Wer auf Polarisierung setzt ("Wer nicht für uns ist, ist gegen uns") darf sich nicht wundern, wenn er sie auch bekommt. Oder auch "Der Feind meines Feindes ist mein Freund"...

     

    Es ist so oder so eine verflixte Situation, da hilft alles nichts. Der einzige, für den sie einfach ist, ist der IS.

  • 'Es sind nur wenige' und das weiss der Hr. Misser weshalb?

  • Bin ich eigentlich die einzige, der es schwerfällt, um Menschen zu "trauern", von denen ich rein gar nichts weiß? Oder bin ich nur die Einzige, die das an dieser Stelle offen zugibt?

     

    Mag sein, das ist jetzt nicht die Zeit für Spitzfindigkeiten. Trotzdem: "Trauer bezeichnet einen emotionalen Zustand", weiß das Lexikon, wie er "insbesondere nach dem Tod eines geliebten Menschen oder auch bei einem sonstigen schweren Verlust" auftritt, und zwar "im Rahmen der Bewältigung". Ich weiß, wie sich ein "schwerer Verlust" anfühlt. Ich weiß genau, wie es ist, wenn "geliebte[] Menschen" sterben. Und ich bin ziemlich sicher: Das hier ist etwas völlig anderes.

     

    Ich frage ich mich also ein wenig irritiert, wieso Françoise Misser von mir erwartet, ja geradezu verlangt, dass ich ein "Gefühl der Niedergeschlagenheit, eines Mangels an Lebensfreude [...] oder eines seelischen Rückzugs, einer starken Kränkung" empfinde. Wollten nicht genau so ein Gefühl auch die Attentäter auslösen bei mir? Soll ich Missers Erwartungen also tatsächlich entsprechen, ohne ihn auch nur zu kennen? Wenn ja, wieso? Weil er mich ansonsten von der Schule verweist?

     

    Vielleicht, so meine Hoffnung, liegt hier ja ein sprachliches Missverständnis vor . Trauer kann nämlich auch "eine besondere Art der Kleidung" oder "einen offiziellen Zustand" bezeichnen, "der von der Regierung bei Unglücksfällen oder nach dem Tod einer hochrangigen Person verordnet werden kann". Man nennt sie dann "Staatstrauer". In dem Fall würde Misser sich mit König Phillippe verwechseln – und mich mit einem seiner Untertanen.

    • 3G
      3641 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      Der Beitrag gefällt mir.

    • @mowgli:

      Um auf Ihre Frage zu antworten: Sie gehören offenbar zu der Sorte von Menschen, denen es schwer fällt Mitgefühl aufzubringen. Dahinter kann eine psychische Erkrankung stecken, aber da Sie schreiben, dass Ihnen das imerhin noch gelingt wenn sie persönlich betroffen sind, würde ich das nicht vermuten.

      Nicht jeder Mensch ist gleichermaßen zu Empathie in der Lage, von daher brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.

      Vielleicht haben Sie das aber auch falsch verstanden. Ich bin auch nicht tieftraurig wegen der Anschläge, aber ich fühle mich betroffen und es bedrückt mich. Zum einen der Verlust an Menschenleben, sowie die vielen Verletzten - da empfinde ich Mitgefühl für die Angehörigen. Zum anderen ist es ein Angriff auf uns alle, und auf unsere Lebensweise, insofern bin ich auch selbst betroffen. Und mich schockiert auch der blanke Hass und Fanatismus, diese Verachtung des Lebens und der Menschen, die die Massenmörder/Terroristen an den Tag legen. Was nicht heißt, dass ich deswegen in Tränen ausbreche.

      Es geht also nicht unbedingt um persönliche Trauer, in dem Sinne, dass man in Tränen ausbricht, aber der menschliche Anstand und der Respekt vor den Opfern gebietet eine gewisse Betroffenheit. Zumindest ist es nicht zu tolerieren, dass Schweigeminuten gestört werden, oder Menschen dieses Verbrechen gutheißen. Darum ging es eigentlich in der Meldung.

      • @juli123:

        ja ja, der angriff auf unsere lebensweise. der ist natürlich besonders zu betrauern.

         

        anderswo, sagen wir in Kunduz, Gaza, Aleppo oder Sana'a, sind die leutz das ja schon gewohnt. oder wie?

        • @christine rölke-sommer:

          Mit Lebensweise meinte ich unsere demokratische, offene, und liberale Gesellschaft im Sinne unseres Grundgesetztes und der Menschenrechte.

          Und ja, der Angriff darauf ist ganz besonders zu betrauern. Und nicht nur das, er ist auch abzuwehren.

           

          Wie Sie sicher wissen sind Menschenrechte universell und allgemein gültig, also auch für die Menschen im Nahen Osten. Wenn Sie sagen, dass es diese Menschen schon gewohnt sind, dass ihre Rechte mit Füßen getreten werden, kann ich Ihnen da leider nur zustimmen. Autoritäre Regime, gewaltsam ausgetragene ethnisch-religiöse Konflikte, imperiale Eingriffe von Außerhalb, sowie der Einfluss des Islam haben leider verhindert, dass die Menschenrechte dort je zur Geltung gekommen sind. Ich glaube die meisten wissen nicht einmal was das ist.

           

          Inwieweit die Weltgemeinschaft verpflichtet ist dort einzugreifen, will ich aber gar nicht diskutieren. Das sind alles sehr schwierige Fragen, und mir persönlich wäre es lieber wir würden uns auf den Erhalt dieser Werte und Rechte in Deutschland bzw. Europa konzentrieren.

          Dazu müssen wir uns endlich wieder mehr darüber klar werden, dass Religions- und Meinungsfreiheit nicht über anderen Grundrechten, wie zb. der Gleichberechtigung aller Menschen stehen. Dass diese Rechte in Europa ausnahmslos für alle Menschen gelten, und auch durchgesetzt werden müssen. Dass keine Parallelgesellschaften entstehen dürfen, in denen diese nicht gelten, und dass es keinerlei Toleranz für Intoleranz geben darf!

          • @juli123:

            Nachfolgende Haltungsäußerung von Ihnen, dürfte Sie für all Das disqualifizieren, was hier Thema geworden ist:

             

            "Inwieweit die Weltgemeinschaft verpflichtet ist dort einzugreifen, will ich aber gar nicht diskutieren. Das sind alles sehr schwierige Fragen, und mir persönlich wäre es lieber wir würden uns auf den Erhalt dieser Werte und Rechte in Deutschland bzw. Europa konzentrieren."

            -----

            Warum äußern Sie sich dann überhaupt, zum hier anstehenden, komplexen Thema ? Durchdenken Sie doch dann lieber jene, Ihnen "schwierige Fragen" offensiv und ehrlich. Würde eine breitere Debatte möglich machen, in der Sie dann noch ehrlicher einbringen könnten, was Ihnen "persönlich lieber wäre". Kämen vermutlich sehr erhellende Wahrheiten ans Tageslicht.

  • ich tät mich auch schwer mit der teilnahme an staatstragender trauer, gehörte ich zu den bewohner*innen einer allseits so-genannten "terrorhochburg", eines "problemviertels", eines "sozialen brennpunkts" und wie sonst noch menschen+orte zum 'anderen' erklärt werden.

    vor allem dann, wenn auch noch die sog.presse vorbeikommt, um zu gucken, ob die leutz sich auch ja wohlverhalten.

    • 3G
      33324 (Profil gelöscht)
      @christine rölke-sommer:

      Ich verstehe nicht, wie man in irgendeiner Weise auch nur ein Fünckchen Verständnis für (vermeintliche) Beweggründe von Bombenattentätern aufbringen kann, bei denen es jeden Menschen treffen kann, ob alt/jung, weiß/farbig, Europäer/Asiate/Afrikaner, behindert/nicht behindert, links/rechts, Buddhist/Moslem/Jude/ Christ/Hinduist/Areligiöser, groß/klein, schlank/beleibt, Mann/Frau, usw. ?

      • @33324 (Profil gelöscht):

        und ich verstehe nicht, wie journaille leutz - staatsbürger von Belgien - unter beobachtung nehmen kann, um herauszufinden, ob die richtig trauern oder stören.

         

        dass dynamit nicht unterscheidet, habe ich 1975 in Jerusalem gelernt. noch fragen?

        • 3G
          33324 (Profil gelöscht)
          @christine rölke-sommer:

          Der investigative Journalismus kennt keine per se keine Grenzen.

          • @33324 (Profil gelöscht):

            schtümmt. das investigative witwen-schütteln kannte vor einem jahr auch keine.

            was dann wieder alle ganz furchtbar fanden, weil: unsere witwen+waisen schüttelt man nicht.

    • @christine rölke-sommer:

      Wenn man schon so borniert ist, dass man nicht über die Anschlagsopfer trauert, sollte man wenigstens so viel Anstand aufbringen, dass man die Trauer der anderen nicht stört.

      • @kdw59:

        ach ja?

        vielleicht sollten wir erst mal herausfinden, wer da wen gestört hat.

        danach könnten wir herausfinden, wer die bornierten sind.

        • @christine rölke-sommer:

          "...störten Jugendliche am Mittwoch mittag die landesweite Schweigeminute für die Toten und griffen Journalisten an."

          Was gibt es da noch herauszufinden?

          • @kdw59:

            was wollten denn diese journalisten von den jugendlichen? sie vielleicht gar antanzen?

        • @christine rölke-sommer:

          bornierten wird groß geschrieben.

      • @kdw59:

        Gut gesagt, KDW59. Aber Anstand scheint out zu sein. Oder zu einfach, man kann ihn nicht problematisieren.

  • 3G
    33079 (Profil gelöscht)

    Nun ja, hab es nicht auch nicht wenige unter uns (und anderswo) , die die Bombardierung des Iraks bzw. Libyens gut hießen?

    Insofern wundert's nicht - leider.

    • @33079 (Profil gelöscht):

      Und dann reden wir noch nicht mal von den tausenden Morden die aus Rammstein geleitet werden.

      • 8G
        86548 (Profil gelöscht)
        @Muff Potter:

        Was hat die beste deutsche Band damit zu tun?

    • 3G
      33079 (Profil gelöscht)
      @33079 (Profil gelöscht):

      "hab"> "gab"...