Nach dem Tsunami in Indonesien: Erstes Massengrab wird vorbereitet
Indonesien bittet um internationale Hilfe: Die Behörden fürchten weiter steigende Opferzahlen und es fehlt an Geräten zur Beseitigung der Trümmer.
Infolge der Katastrophe sind seit Freitag nach offiziellen Angaben 844 Menschen ums Leben gekommen. Am Vortag war von 832 Toten die Rede gewesen. Bei der aktuellen Zahl soll es sich laut Katastrophenschutzbehörde nur um bereits identifizierte Opfer handeln.
Die Behörden fürchten, dass die Zahl der Toten noch stark steigen wird, da einige Gebiete der Katastrophenregion nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten sind. Vizepräsident Jussuf Kalla hatte schon am Sonntag erklärt, er halte mehrere tausend Tote für möglich.
Angesichts des großen Ausmaßes der Katastrophe bat Indonesiens Regierung am Montag um internationale Hilfe. In der am schwersten betroffenen Stadt Palu wurde damit begonnen, ein Massengrab auszuheben, um Leichen möglichst schnell beerdigen zu können und so die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern.
Es fehlt schweres Gerät
Immerhin ist der Flughafen von Palu seit Montag wieder nutzbar trotz der Schäden auf der Landebahn. Im Katastrophengebiet mangelt es an schwerem Gerät zur Beseitigung von Trümmern, an Treibstoff für Fahrzeuge, an Medikamenten für Verletzte und generell an Elektrizität. Das Militär flog Generatoren ein, um eine Mindestversorgung zu ermöglichen. Da viele Straßen und Brücken zerstört sind, ist die Region nur schwer zugänglich.
Auch wurden bewaffnete Konvois für den Transport von Hilfsgütern gebildet aus Angst vor Überfällen und Plünderungen. Am Sonntag war ein teilweise eingestürztes Einkaufszentrum geplündert worden, was für Empörung sorgte.
Während die fieberhafte Suche nach Überlebenden am Montag weiterging, schwand langsam die Hoffnung. Zwei Personen konnten aus einem eingestürzten Hotel und einem Restaurant gerettet werden.
Nach Behördenangaben konnten während der Katastrophe 769 Gefangene aus drei Gefängnissen fliehen, als deren Mauern teilweise einstürzten. Zwei der betroffenen Haftanstalten liegen in der Provinzhauptstadt Palu. Die Regierung stellte den Geflohenen inzwischen ein Ultimatum, doch habe die Suche nach ihnen keine Priorität.
Unterdessen ging der Streit um das Tsunami-Warnsystem am Montag weiter. Es ist offensichtlich, dass die meisten Menschen nicht gewarnt worden waren, obwohl das System nach Angaben des daran beteiligten Geoforschunszentrums Potsdam funktioniert habe. Nach Meinung der Potsdamer wurde die Warnung viel zu früh wieder aufgehoben. (mit Agenturen)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Die Wahrheit
Glückliches Jahr