Nach dem Brand des Clubs auf St. Pauli: Dem Pudel droht der Abriss
Wolf Richter, Miteigentümer des Pudel Clubs, verhindert per einstweiliger Verfügung die Reparatur und fordert den Abriss. Heute ist der Fall vor Gericht.
Nach dem Brand sah es zunächst so aus, als würde der Laden kurze Zeit später seinen Betrieb wieder aufnehmen können. Die Versicherung hatte zugesagt, den Schaden zu übernehmen. Die Aufbauarbeiten scheiterte aber daran, dass sich Richter und Schamoni nicht auf ein Bauunternehmen einigen konnten, um es mit der Renovierung zu beauftragen.
Keine „Mietsache“ – kein Mietvertrag
Nach Auskunft der Pudel-UnterstützerInnen habe sich Wolf Richter gar nicht zu der Frage geäußert, bis er über seinen Anwalt habe mitteilen lassen, dass er den ganzen Mietvertrag für hinfällig halte. Wenn die Mietsache, also der Club, nicht mehr existiert, besteht auch kein Mietverhältnis mehr – so die Argumentation.
Weil Richter sich selbst nicht zu dem Fall äußert, kann man über seine Motive nur spekulieren. Darauf, dass der Club bald nicht mehr existiert, scheint er es aber anzulegen: Er hat per Eilverfahren eine einstweilige Verfügung erwirkt, die Schamoni und dem Pudel-Kollektiv verbietet, Sanierungsarbeiten am Gebäude durchzuführen.
Passiert aber weiterhin nichts an dem Haus, dessen unterer Teil immer noch nass von den Löscharbeiten ist, wird vermutlich bald nichts mehr zu retten sein. „Wir sollen zusehen, wie der Pudel verrottet“, kommentierte ein Mitglied des „Pudel Verein für Gegenkultur“ den Schritt Richters. Dessen Verhalten mache klar: Er tue alles dafür, dass der Pudel kaputtgehe.
Anonyme Pudel-Unterstützerin
Ist der Pudel noch zu retten?
„Noch kann man das alles retten“, sagte ein anderer Pudel-Unterstützer. Man müsse nur das Dach abtragen und durch ein Flachdach ersetzen sowie die unteren Räume sanieren. „Da sind Leute in ihrer Existenz gefährdet, die einfach nur wollen, dass der Club wieder aufmacht“, so der Pudelfreund, „und Richter setzt alles daran, das zu verhindern.“
Der Wiederaufbau des Gebäudes sei nicht wirtschaftlich, argumentierte nach Informationen des Pudel-Anwalts Martin Klingner der gegnerische Anwalt Friedrich Grub. Weder Grub noch sein Mandant Richter waren am Montag für die taz zu erreichen. Das Pudel-Kollektiv hat Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung eingelegt. Heute soll das Amtsgericht Altona darüber entscheiden.
In einem Schreiben an das Gericht offenbart Richter nach Angaben des Pudel-Anwalts seine Absicht, das ganze Gebäude abzureißen und stattdessen einen Neubau neben dem Park Fiction zu errichten. Laut Klingner habe Grub an das Gericht geschrieben, dass es erforderlich sei, das gesamte Gebäude abzureißen und neu zu bauen. Die Fortführung des Clubs sei auch an anderer Stelle möglich, habe der Anwalt geschrieben: „Sofern St. Pauli den Pudel verliert, gewinnt ihn ein anderer Stadtteil.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid