Nach dem Amoklauf in Heidelberg: Das Motiv liegt im Dunkeln

Ermittler suchen nach Erklärungen für den Amoklauf in Heidelberg. An der Uni hatte ein 18-Jähriger einen Menschen getötet und drei weitere verletzt.

Eine Reihe von Polizisten betrifft ein Gebäude

Frage nach dem Warum: Polizisten vor dem Gebäude der Uni Heidelberg am Montag Foto: Michael Probst/ap

STUTTGART taz | Die Nachricht von den Schüssen im Hörsaal der Heidelberger Universität sorgt im ganzen Land für Entsetzen. Der 18-jährige Täter, der am Montag drei Menschen angeschossen und eine Studentin getötet hat, ist wohl ein Einzeltäter und er hatte wohl keine politische Agenda.

Doch auch am Montagabend, als Politik und Ermittler im Mannheimer Polizeipräsidium zur Pressekonferenz rufen, bleibt noch vieles unklar. Das Motiv liegt im Dunkeln. Zwar hat der Biologiestudent kurz vor der Tat noch eine WhatsApp-Nachricht an seinen Vater geschrieben, berichtet der Mannheimer Polizeipräsident Siegfried Kollmar. „Einige Leute müssten bestraft werden“, habe der Täter darin geschrieben. Und dass er nicht auf einem Friedhof bestattet werden will, sondern auf See.

Doch warum sich der Mann rächen wollte und an wem genau, ist unklar. Die Ermittler schließen religiöse und politische Motive sowie weitere Mittäter derzeit aus. Ob es psychische Gründe gibt, ist bisher unklar. eine entsprechende Erkrankung, die allerdings lange zurückliegt, könnte ein Hinweis sein.

Ungewöhnlich sei, dass man von dem Täter keinerlei behördliche Vorgänge finden könne, sagt der leitende Staatsanwalt Andreas Herrgen. Keine Vorstrafen, keine Ermittlungsverfahren. Nicht einmal einen Führerschein habe der junge Mann gehabt.

Es war 12.24 Uhr, als bei der Polizei Mannheim am Montag innerhalb von 42 Sekunden sieben Notrufe eingingen. „Da wussten wir, dass es kein falscher Alarm sein kann“, sagt Kollmar auf der Pressekonferenz. Sechs Minuten später war die Polizei vor Ort. Sie fanden den 18-Jährigen wenig später tot vor dem Gebäude. Er hatte sich selbst getötet.

Er hatte zwei Gewehre bei sich und in einem Rucksack rund 100 Schuss Munition. Im Hörsaal mit 29 Studenten hatte er mit einer Schrotflinte aber nur drei Schuss abgegeben und den Raum dann verlassen. Warum er seine Tat unterbrochen hat, ist unklar. „Hätte er weiter geschossen, hätte ihn in dem Hörsaal keiner aufhalten können“, sagt der Polizeipräsident.

Waffen im Ausland gekauft

Neben der Suche nach dem Motiv liegt der Schwerpunkt der Ermittlungen auf der Herkunft der Waffen. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Täters seien Kaufbelege für die beiden Gewehre und die Munition gefunden worden. „Wir wissen, dass er die Waffen kurz vor der Tat persönlich im Ausland gekauft hat“, sagt Kollmar. Nun werde man ermitteln, wer ihm die Gewehre ohne jede Berechtigung verkauft hat. Das seien die Leute, die diese Tat mitverantworten müssten. Sicher ist, dass anders als bei früheren Amokläufen weder der Täter noch jemand aus seinem direkten Umfeld einen Waffenschein oder Waffen hatte.

In der Wissenschaft haben die Schüsse im Hörsaal der Traditionsuni europaweit Bestürzung ausgelöst. Rektor Bernhard Eitel zeigte sich beeindruckt von der Anteilnahme, die bei ihm einging. Jetzt müsse geklärt werden, wie die Tat an der Hochschule aufgearbeitet werden könne. Den Studierenden, die die Tat unmittelbar miterlebt haben, werde ab sofort psychologische Hilfe angeboten. Aber dieser Montag habe in der gesamten Studentenschaft Verunsicherung und Ängste ausgelöst. Eitel sagt, für ihn sei der Amoklauf auch ein Stück weit ein Anschlag auf die Hochschule und ihre akademische Offenheit.

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