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Nach Zerwürfnis mit TrumpMarjorie Taylor Greene kehrt Washington den Rücken

Sie war eine glühende Anhängerin des US-Präsidenten. Dann aber überwarf sie sich mit ihm wegen seines Umgangs mit den Epstein-Akten. Trump freut sich, dass sie nun ihr Abgeordentenmandat aufgeben will.

So agierte sie des Öfteren vor ihrem Zerwürfnis mit Trump: Marjorie Taylor Greene bei der ersten Sitzung des 119. US-Kongress am 3. Januar dieses Jahres Foto: Evelyn Hockstein/reuters

Aus Washington

Hansjürgen Mai

Die republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene, die bislang ein Star der MAGA-Szene war, hat überraschend ihren Rücktritt verkündet. Die Entscheidung, ihr Amt zu Beginn des kommenden Jahres niederzulegen, kommt nur kurz nach ihrem öffentlichen Bruch mit Präsident Donald Trump.

Greene, die auch unter ihren Initialen MTG bekannt ist, erklärte in einer Stellungnahme am Freitag, dass sie nach fast fünf Jahren im Amt, von der politischen Realität enttäuscht sei. „Amerikaner werden vom politischen Industriekomplex instrumentalisiert – Wahlkampf um Wahlkampf – damit sie die Partei wählen, die sie am besten davon überzeugen kann, die Gegenseite noch stärker zu hassen“, erklärte Greene, die seit 2021 ihren Heimat-Bundesstaat Georgia im Kongress vertritt.

Die 51-Jährige gehörte über Jahre hinweg zu Trumps stärksten Unterstützern im Repräsentantenhaus. Doch in den vergangenen Wochen hatte sie den Präsidenten, dessen Regierung und ihre eigene Partei stark kritisiert. Die Gründe dafür waren zum einen der wochenlange Regierungs-Shutdown sowie die Forderung nach Veröffentlichung der Akten im Fall des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein. Trump bezeichnet Greene darauf hin als eine „Verräterin“.

Trump hatte monatelang argumentiert, das Einbringen eines Gesetzes zur Freigabe der Epstein-Akten sei nur ein von politischen Gegnern inszeniertes Ablenkungsmanöver, um von den Erfolgen seiner Regierung abzulenken. Doch dann machte der Präsident eine überraschende Kehrtwende und sprach sich selbst für eine Veröffentlichung der Akten aus. Das Gesetz erhielt eine Mehrheit in Abgeordnetenhaus und Senat und wurde von Trump bereits unterschrieben. Solange es zu keinen rechtlichen Verzögerungen kommt, müsste das Justizministerium die Akten innerhalb der nächsten 30 Tage veröffentlichen.

Trump, der Greene in der Vergangenheit als eine „fantastische“ und „kluge“ Person bezeichnet hatte, kommentiere ihre Rücktritts-Entscheidung mit den Worten: „eine großartige Nachricht für unser Land“.

Aktuell keine weiteren politischen Ambitionen

Greene machte trotz der aktuellen Streitereien mit Trump in ihrer Stellungnahme klar, dass kaum jemand den Präsidenten so konstant unterstützt habe, wie sie selbst. „Loyalität sollte auf Gegenseitigkeit beruhen, und wir sollten in der Lage sein, nach unserem Gewissen abzustimmen und die Interessen unseres Wahlkreises zu vertreten, denn unsere Berufsbezeichnung lautet ja schließlich Repräsentant“, sagte sie in Anspielung auf Präsident Trump.

Wie es mit Greene nach ihrem Ausscheiden aus dem Kongress am 5. Januar 2026 weitergehen wird, ist unklar, doch sie scheint aktuell keine politischen Ambitionen zu hegen. In den vergangenen Wochen gab es allerdings Medienberichte, die besagten, dass MTG es in Erwägung ziehen würde, für den US-Senat oder das Gouverneursamt in Georgia zu kandidieren. Eine diesbezügliche Anfrage an Greenes Team blieb unbeantwortet. Erst im Mai hatte die Republikanerin erklärt, sie wolle sich nicht um einen der beiden Sitze Georgias im Senat bewerben.

Zu Beginn ihrer politischen Laufbahn machte Greene ganz anders auf sich aufmerksam. Nach ihrem Wahlsieg im Jahr 2020, waren es vor allem Verschwörungstheorien, mit denen sie für Schlagzeilen sorgte. Unter anderem verbreitete sie auf QAnon-basierende Verschwörungsnarrative, darunter die Behauptung, Schulmassaker und die Terroranschläge vom 11. September seien inszeniert gewesen. Sie hat sich inzwischen entschuldigt und versucht, sich von diesen Äußerungen zu distanzieren.

Durch ihr Ausscheiden erschwert sich auch die Arbeit von Mike Johnson, dem republikanischen Vorsitzenden im US-Repräsentantenhaus. Dieser hat in Zukunft noch weniger Spielraum für Fehler, da die bereits knappe Mehrheit seiner Partei damit weiter schrumpfen werden wird.

„Ganz egal, in welche Richtung das politische Pendel schwingt, ob Republikaner oder Demokraten, für den Durchschnittsamerikaner oder die Durchschnittsamerikanerin verbessert sich dadurch nichts“, sagte Greene.

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