piwik no script img

Nach Wahlen in BelarusEU erwägt Sanktionen

Man werde die Beziehungen zu dem Staat überprüfen, so EU-Außenbeauftragter Josep Borrell. Sanktionen müssen aber alle 27 EU-Länder zustimmen.

Minsk am Dienstag nach der Präsidentschaftswahl Foto: reuters

Brüssel dpa | Nach der von Fälschungsvorwürfen und Gewalt überschatteten Präsidentschaftswahl in Belarus erwägt die EU neue Sanktionen gegen die ehemalige Sowjetrepublik. Man werde die Beziehungen gründlich überprüfen, sagte EU-Außenbeauftragter Josep Borrell am Dienstag im Namen der 27 Staaten. „Dies könnte unter anderem beinhalten, Maßnahmen gegen jene zu ergreifen, die verantwortlich für die beobachtete Gewalt, ungerechtfertigte Verhaftungen und die Fälschung der Wahlergebnisse sind.“

Allerdings hatte Borrells Sprecher zuvor bereits darauf verwiesen, dass für Sanktionsbeschlüsse die Zustimmung aller 27 EU-Mitgliedsländer gebraucht wird. Als ein Staat, der Strafmaßnahmen blockieren könnte, gilt Ungarn. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) plädierte bereits dafür, eine Wiedereinsetzung von EU-Sanktionen gegen das autoritär regierte Land zu prüfen.

Nach der Wahl am Sonntag brachen in Belarus landesweite Proteste aus. Es sind die größten Demonstrationen, die das von Staatschef Alexander Lukaschenko geführte Land je erlebt hat. Nach Angaben der Wahlkommission gewann Lukaschenko mit rund 80 Prozent der Stimmen. Daran gibt es auch international erhebliche Zweifel.

Borrell sagte, die Wahl sei weder frei noch fair gewesen. Staatliche Behörden hätten inakzeptable Gewalt ausgeübt, Tausende Menschen seien inhaftiert worden und das Vorgehen gegen Versammlungs-, Medien- und Meinungsfreiheit sei verstärkt worden. Alle Inhaftierten müssten sofort und bedingungslos freigelassen werden, forderte Borrell. „Die Menschen aus Belarus haben Besseres verdient.“

Die EU hatte zuletzt im Februar 2016 ungeachtet der Kritik von Menschenrechtlern zahlreiche Sanktionen gegen Lukaschenkos Machtapparat auslaufen lassen. Als wahrscheinlich gilt, dass die Lage Ende August bei einem informellen EU-Außenministertreffen in Berlin thematisiert wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Ist eigentlich die Fidesz noch in der EVP? Wenn ja, dann wissen wir mittlerweile wie es gemeint ist, wenn ein CDUCSUler wie herr Weber sagt, er sei "pro Europa".

    Haufen Gauner, das.