Nach Vergewaltigungsvorwurf: Tory-Abgeordneter auf Kaution frei
Dem konservativen Abgeordneten werden mehrere Vergewaltigungen in den 2000ern vorgeworfen. Das britische Parlament ist für seine Macho-Kultur bekannt.
Der Mann war am Dienstag unter dem Verdacht von Sittlichkeitsvergehen, sexuellen Übergriffen, Vergewaltigung, Missbrauch einer Vertrauensstellung und Fehlverhalten in einem öffentlichen Amt festgenommen worden, wie die Londoner Polizei mitteilte.
Sie beschrieb ihn als Mann in den 50ern und erklärte, die Festnahme sei nach einem Bericht über mutmaßliche Vergehen erfolgt, die sich in London zwischen den Jahren 2002 und 2009 ereignet haben sollen.
Parlamentspräsident Lindsay Hoyle sagte, der Beschuldigte solle dem Parlament fernbleiben, während die Polizei ermittle. Die Sicherheit von Mitarbeitern und der Parlamentsgemeinschaft insgesamt werde sehr ernst genommen, alle dafür notwendigen Maßnahmen würden ergriffen, so Hoyle.
Mehrere Abgeordnete wegen Sexualverbrechen angeklagt
Das britische Parlament ist seit langem berüchtigt für seine feucht-fröhliche Macho-Kultur. Das hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt, doch die parlamentarischen Autoritäten erkennen an, dass Mobbing und andere Formen des Fehlverhaltens an dem nur locker regulierten Arbeitsplatz ein Problem bleiben, an dem Tausende von Regierungsministern bis hin zu jungen Mitarbeitern lange und unter erheblichem Druck arbeiten. Mitarbeiter wurden ermutigt, unangemessenes Verhalten zu melden.
Mehrere Abgeordnete wurden wegen Sexualverbrechen angeklagt. Der konservative Abgeordnete Charlie Elphicke kam im Jahr 2020 wegen sexueller Übergriffe auf zwei Frauen ins Gefängnis. Der konservative Abgeordnete Imran Ahmad Khan trat im Mai zurück, nachdem er wegen sexuellen Missbrauchs eines 15-Jährigen verurteilt wurde. Ein weiterer Abgeordneter der Tories, Neil Parish, trat zurück, nachdem er im Parlamentssaal auf seinem Handy Pornos konsumiert hatte. Und der konservative Abgeordnete David Warburton wurde nach Vorwürfen sexueller Belästigung und des Kokainkonsums suspendiert.
Die oppositionelle Abgeordnete Jess Phillips sagte, es gebe eine „Lücke im Prozess“, die die Person begünstige, „die beschuldigt, angeklagt oder verurteilt wird“ – im Verhältnis zum Schutz und der Sicherheit der übrigen 6000 Menschen, die im Parlament arbeiteten.
Außenministerin Liz Truss, die zugleich Ministerin für Frauen und Gleichstellung ist, sagte, die Kultur im britischen Unterhaus habe sich geändert und müsse sich weiter wandeln. „Ich denke, es muss mehr getan werden, um die Arbeitsweise des Unterhauses zu professionalisieren“, sagte sie dem Radiosender LBC. Aber sie fügte hinzu: „Ich denke nicht, dass das eine Entschuldigung für Menschen ist, entsetzliche Verbrechen zu begehen.“
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