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Nach Übergriffen in KölnPolizeipräsident abgesetzt

Wolfgang Albers stand in der Kritik wegen der Informationspolitik seiner Behörde. Jetzt wurde er laut Medienberichten in den „einstweiligen Ruhestand“ versetzt.

Der geschasste Polizeichef Wolfgang Albers. Foto: dpa

Berlin dpa/afp | Der nach den Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof in die Kritik geratene Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers ist in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Das teilte Innenministerjäger am Freitag in Düsseldorf mit.

Die Entscheidung sei notwendig, „um das Vertrauen der Öffentlichkeit und die Handlungsfähigkeit der Kölner Polizei zurückzugewinnen – auch mit Blick auf die anstehenden Großveranstaltungen“, erklärte Jäger

Albers hatte sich noch am Freitag gegen den Vorwurf der „Verschleierung“ der Herkunft möglicher Verdächtiger aus der Silvesternacht gewehrt. Dies sei „vollkommen abstrus“, erklärte Albers am Freitag in Köln. Unterdessen identifizierten Landes- und Bundespolizei weitere etwaige Beteiligte an den massiven Übergriffen.

Er habe seit der ersten Pressekonferenz am Sonntag „mehrfach öffentlich“ darauf hingewiesen, dass sich viele von seinen Polizisten am Bahnhof kontrollierten Personen mit Dokumenten des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge ausgewiesen hätten, betonte Albers.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) warf der Kölner Polizeiführung derweil am Freitag vor, sie habe intern schon seit Tagen über ein „wesentlich differenzierteres Bild zur Lage am Silvesterabend und zur Herkunft von möglichen Tatverdächtigen“ verfügt als ihr auf Nachfragen hin von vermittelt worden sei.

Albers selber zeigt Verständnis für seinen Rauswurf. Die öffentliche Debatte um ihn und sein Verhalten nach den chaotischen Szenen könne die Arbeit der Polizei erschweren und verzögern. „Deshalb verstehe ich die heutige Entscheidung von NRW-Innenminister Ralf Jäger“, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme von Albers. „Es geht darum, verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen.“

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13 Kommentare

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  • 7G
    7965 (Profil gelöscht)

    Der Rauswurf des Polizeipräsidenten ist wirklich ein Witz. Schließlich hat er mit der „Verschleierung“ der Herkunft möglicher Verdächtiger exakt das getan, was der Landesinnenminister Jäger und die Politik im Allgemeinen von ihm erwartet hat, bis jetzt. Wäre die Sache nicht durch die unabhängige Berichterstattung im Internet herausgekommen, wäre das auch erfolgreich gewesen.

    • @7965 (Profil gelöscht):

      Ich würde da auch nicht von einer "Verschleierung" sprechen, denn in den Polizeiakten wurden die Fakten ja durchaus benannt. Bei der derzeit aufgeheizten Stimmung im Land hätte ich mich an seiner Stelle in diesem einen Punkt auch sehr zurückgehalten. Speziell dies kann man Ihm aus meiner Sicht auch gar nicht vorwerfen. Allerdings zeigte sich an vielen anderen Dingen - auch schon vor den Ereignissen in der Silvesternacht - dass er seinen Laden nicht im Griff hatte.

      • 7G
        7965 (Profil gelöscht)
        @Rainer B.:

        Korrektur: tatsächlich geht aus dem TAZ-Artikel nicht genau hervor, was der Landesinnenminister dem Polizeipräsidenten vorwirft.

  • Da muss ganz weit oben jemand am Zittern sein wenn nun ein echter Polizeipräsident als Bauernopfer herhalten muss

    • @Simon Rieper:

      Ja das sehe ich genauso. Wieso bliebt diese Innenminister im Amt?

  • Ich verstehe nicht was sich einige nun vorstellen? Einen echten Polizeistaat, mit Polizisten an jeder Ecke? Was glauben manche denn was eine Polizei überhaupt zu leisten imstande ist.

    Jahrelang wurde unter der Führung von CDU und SPD bei der Polizei gespart. Und nun wo das Personal nicht mal mehr ansatzweise reicht, regt man sich auf. Ich sage es nach wie vor, die Regierung ist eine einzige Frechheit.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Nicht nur der Innenminister gehört auch gefeuert: der Finanzminister ebenso. Der hat mit seiner unseligen Austeritätspolitik sehr erheblich dazu beigetragen, dass präventive Massnahmen gar nicht mehr möglich sind. Nur um im CDU Wahlkampf behaupten zu können, er habe die "Schwarze Null" erreicht, setzt er und seine Mitstreiter das gesellschaftliche Gefüge auf's Spiel, rücksichtslos und sehenden Auges.

    • @1714 (Profil gelöscht):

      Welcher Innenminister? Jäger oder der Bundesinnenminister De Maizière. Letzterer hatte mit Köln jetzt eigentlich wenig zu tun, wenn man mal davon absieht, dass er die mobile Komponente der Bundespolizei an der Grenze zu Österreich einsetzt und sie damit nicht mehr zur Unterstützung in Köln zur Verfügung stand. Ansonsten tut er eigentlich immer nur, was ihm seine Chefin aufträgt. Was aber dann auch schlimm genug ist.

  • Konsequentes Handeln: Folgerichtiges, zwingendes Handeln, um ein Problem zu beseitigen.

    Konsequentes politisches Handeln: Das schwächste Glied in der Kette den Wölfen zum Fraß vorwerfen, um von eigenem Versagen abzulenken.

     

    Für AfD und Konsorten ist fast schon wieder Weihnachten...

  • Alles andere wäre auch nicht vermittelbar gewesen. Es können schließlich nicht alle Fehlbesetzungen in diesem Staat immer so viele Chancen wie IM Thomas de Maizière (CDU) bekommen.