Nach Todesschüssen auf Schwarzen: Weiße Polizistin freigesprochen
Die Polizistin, die im vergangenen Jahr in der US-Stadt Tulsa einen schwarzen, unbewaffneten 40-Jährigen erschoss, bleibt unbestraft.
Die Polizistin hatte den Schwarzen Mitte September erschossen. Sie gab an, den Mann aus Angst getötet zu haben, weil dieser nicht auf ihren Befehl reagiert habe, sich auf den Boden zu legen. Zudem habe es so ausgesehen, als ob er in sein Auto greifen wolle, um eine Waffe zu zücken. Sie gab darüber hinaus an, Furcht davor gehabt zu haben, dass der Mann unter Drogeneinfluss stehen könnte.
Eine Autopsie des Opfers zeigte tatsächlich Spuren der als „Angel Dust“ bekannten Substanz PCP. Die Familienmitglieder des Mannes warfen der Polizei nach dem Urteil vor, ihren Angehörigen „dämonisieren“ zu wollen. Zudem solle davon abgelenkt werden, dass die Ermittler keine Waffe in dem Wagen des Toten gefunden hatten. Dieser hielt kurz vor seinem Tod seine Hände über dem Kopf. Der Vater des Opfers erklärte nach der Verkündung der Entscheidung, die Polizistin sei aus seiner Sicht mit Mord davongekommen.
Der Bezirksstaatsanwalt von Tulsa County hatte die Beamtin sechs Tage nach dem Vorfall festgenommen. In einer Erklärung vor Gericht wurde sie beschuldigte, emotional so involviert gewesen zu sein, dass sie überreagierte.
Tulsa hat konfliktreiche Geschichte
Die Tötung des 40-Jährigen zählt zu mehreren solcher Ereignisse in den vergangenen Jahren, die Proteste auslösten und die Bewegung Black Lives Matter entstehen ließ. Ein Mitglied der Bürgerrechtsgruppe We The People Oklahoma kritisierte das Urteil von Tulsa, es sei ein Rückschlag für die schwarze Gemeinde in der Stadt.
Tulsa hat eine konfliktreiche Geschichte im Umgang mit Minderheiten, die bis ins Jahr 1921 zurückreicht. Damals wurden bei einem Aufstand 300 Schwarze getötet. 2015 erschoss ein als eine Art Hilfspolizist eingesetzter Weißer einen Schwarzen, nachdem er versehentlich zu einer Waffe statt zu einem Elektroschockgerät griff.
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