Nach Razzia in drei Bundesländern: Hinweise auf Ausbildung in Syrien
Nach der Festnahme von Terrorverdächtigen soll nun ein Foto die militärische Ausbildung eines der Männer in Syrien belegen.
Die Berliner Polizei veröffentlichte am Freitagnachmittag ein Foto, das den Hauptverdächtigen mit unterschiedlichen Waffen zeigt. Auf dem Bild hält der 34-Jährige eine Pistole in der Hand; neben ihm stehen zwei Schnellfeuergewehre vom Typ Kalaschnikow und ein Zielfernrohr, auf dem Boden liegen Handgranaten und Magazine. Das Gesicht des bärtigen Mannes ist unkenntlich gemacht. Bisherigen Ermittlungen zufolge habe er sich im Kampfgebiet in Syrien aufgehalten, teilte die Polizei am Freitag mit. Es gebe weitere Bilder, die dies belegten.
Die mutmaßliche Terrorzelle war am Donnerstag bei einer Razzia von Hunderten Polizisten in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zerschlagen worden. Ermittelt wird gegen vier Algerier im Alter zwischen 26 und 49 Jahren wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Es gab drei Festnahmen. Der in einer Flüchtlingsunterkunft im Sauerland verhaftete Verdächtige bleibt vorerst in Haft. Am Freitag habe das Amtsgericht in Dortmund eine „Festhalteanordnung“ für den am Donnerstag in Attendorn verhafteten 34-Jährigen und seine 27 Jahre alte Ehefrau erlassen.
Hintergrund der Anordnung ist eine Interpol-Fahndung der algerischen Behörden wegen Mitgliedschaft des Paares in der Terrororganisation IS. Nach Auskunft eines Sprechers des zuständigen Oberlandesgerichts Hamm könnte nun ein Auslieferungsverfahren beginnen.
Nach Informationen des Spiegel posiert der 34-Jährige auf einem Foto in „Kampfmontur“ neben Leichen. Zudem gebe es ein Bild, das ihn beim Essen mit einer Person aus dem Umfeld der Attentäter zeige, die für die Pariser Terrorserie im November verantwortlich sein sollen. Nach Informationen der Welt stand er in Kontakt zum IS-Planungschef für Terroranschläge im Ausland und wurde zusammen mit ihm fotografiert.
Dem Spiegel-Bericht zufolge reiste der gebürtige Algerier am 28. Dezember mit gefälschtem Pass als syrischer Flüchtling nach Deutschland ein. „Wir haben bei den Terroranschlägen in Paris vom 13. November gesehen, dass der IS bewusst Terroristen unter den Flüchtlingen einschleusen will und eingeschleust hat“, sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen im ZDF-„Morgenmagazin“. „Danach haben wir auch wiederholt gesehen, dass Terroristen – man kann sagen camoufliert, verdeckt – als Flüchtlinge eingeschleust werden.“
Hinweise auf einen kurzfristig geplanten Anschlag habe der Verfassungsschutz nicht. Es habe aber konkrete Hinweise gegeben, „dass es Leute in Deutschland gibt, die Planungen verfolgen, Anschläge zu begehen“, sagte Maaßen. Die Algerier hatten nach Angaben der Staatsanwaltschaft womöglich einen Anschlag in Berlin geplant. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen wurde ihr Vorhaben im Frühstadium durchkreuzt, konkrete Anschlagsziele waren noch nicht ausgekundschaftet.
Deutschland sei in der Terrorabwehr gut aufgestellt, betonte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, bei n-tv. Auf europäischer Ebene gebe es aber „sicherlich noch erhebliche Optimierungspotenziale“. So gebe es kein gemeinsames Terrorismusabwehrzentrum. Wünschenswert sei eine entsprechende Ausweitung von Europol.
Am Freitag gab die Polizei bekannt, dass der in Berlin festgenommene Terrorverdächtige in Untersuchungshaft kommt. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Am Freitag sei ein Haftbefehl wegen Urkundenfälschung gegen ihn verkündet worden. Der 49-Jährige war am Donnerstag bei der Anti-Terror-Razzia festgenommen worden – jedoch nicht wegen möglicher Anschlagsplanungen. Er hatte Deutschland demnach 2013 verlassen und kehrte ein Jahr später mit falschen französischen Personalien zurück. Danach trat er mehrfach unter unterschiedlichen Identitäten auf.
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