piwik no script img

Nach Oettingers rassistischer RedeDer Kommissar entschuldigt sich

EU-Kommissar Günther Oettinger entschuldigt sich für seine abfälligen Äußerungen über Chinesen. Er hatte von „Schlitzohren und Schlitzaugen“ gesprochen.

„Ich habe großen Respekt vor der Dynamik der chinesischen Wirtschaft“, sagte Oettinger einen Tag, nachdem China ihn öffentlich kritisiert hatte Foto: dpa

Brüssel afp | EU-Kommissar Günther Oettinger hat sich für seine „Schlitzaugen“-Äußerungen über Chinesen am Donnerstag entschuldigt. „Ich sehe ein, dass die von mir verwendete Wortwahl schlechte Gefühle ausgelöst hat und Menschen sogar verletzt haben könnte“, hieß es in einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung. „Das war nicht meine Absicht, und ich möchte mich für jedwede Bemerkung entschuldigen, die nicht so respektvoll war wie geboten.“

Oettinger, derzeit EU-Kommissar für digitale Wirtschaft, hatte in einem Vortrag vor Unternehmern in Hamburg angesichts der wirtschaftlichen Konkurrenz aus Fernost Chinesen als „Schlitzohren und Schlitzaugen“ bezeichnet und dafür den Vorwurf des Rassismus auf sich gezogen.

Am Mittwoch hatte das chinesische Außenministerium mit Verärgerung auf die Äußerungen reagiert. Diese offenbarten ein „verblüffendes Überlegenheitsgefühl“ bei so manchen westlichen Politikern, sagte eine Sprecherin. „Wir hoffen, dass sie lernen, sich selbst und andere objektiv zu betrachten und andere zu respektieren und als Gleichberechtigte zu behandeln.“

Oettinger soll zum Jahreswechsel das mächtige Haushaltsressort in der EU-Kommission übernehmen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Nur weil Schlitzauge Oettinger meint er könnte jede Dummheit die er im Kopf hat öffentlich ins Mikro sagen, denken jetzt 1000e ChinesInnen, die Westeuropäer würden sie für „Schlitzohren und Schlitzaugen“ halten.

     

    So viel Rassismus lagert in bürgerlichen Politikern, und Brüderles Sexismus.

  • Aha. Vor der "Dynamik der chinesischen Wirtschaft" hat Oettinger also Respekt. Vor den Chinesen selber nicht. Das finde ich bemerkenswert.

     

    Irgendwie passt das meiner Ansicht nach perfekt in die aktuelle, äh, Ideologie. "Die Wirtschaft" ist so etwas wie ein Gott-Ersatz. Dass sie von Menschen gemacht wird, blenden viele Leute aus. Das katholische Bayern, schätze ich, ist ein ziemlich gutes Pflaster für Wahrnehmungs-Gestörte dieser Art.

     

    Aber vielleicht ist dem Herrn Oettinger ja tatsächlich die Zunge durchgegangen. Ein Bazi, wollte er ganz anerkennend-bayerisch sagen, ist er halt schon, dieser Chinese. Ein Schlitzauge also... - äh: ein Schlitzohr natürlich. Man kann da schon mal durcheinander kommen mit diesen ganzen Sinnesorganen. Sieben ist schließlich hart an der Grenze dessen, was ein Menschenhirn noch leisten kann an Parallel-Wahrnehmungen.

     

    Eine Frage allerdings ergibt sich doch: Ist einer, der bei sieben Sinnen schon so durcheinander kommt, wirklich geeignet für das "mächtige Haushaltsressort der EU-Kommission"? Ich meine: Stehen da nicht noch viel mehr Zahlen drin in so einem Haushaltsplan, als nur deren sieben?

     

    Was aber die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums angeht, kann man ihr nur raten, sich bei Gelegenheit mal umzudrehen und nach China zurück zu schauen. Oettingers Äußerung erscheint mir so "verblüffend[]" nämlich nicht zu sein. Zumindest nicht für Leute wie die, die für die chinesische Regierung tätig sind. China ist als Staat ja schließlich lange genug unterwegs auf der internationalen Bühne um zu wissen, dass sie nicht die einzigen sind, die sich furchtbar gerne überlegen fühlen.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Bie DIESER verkorksten EU ist Oettinger nur ein kleines Rädchen, nicht besonders helle und absolut angepasst. Mit seinem Job als Kommissar ist er völlig überfordert, das erledigen andere für ihn mit.

  • Also ich finde es sehr aufrichtig, wie der Herr Oettinger sich - nicht nur bei den Chinesen - entschuldigt. Man lese nur dieses Interview:

    http://www.der-postillon.com/2016/11/oettinger-schlitzaugen.html

  • "Der Kommissar entschuldigt sich" - Klar, das ist ja auch einfach, wer würde nicht seine Entgleisungen selbst entschuldigen? Worum es jedoch bei so etwas geht, hat der Ex-Doktorvater von Guttenberg sehr deutlich erklärt: Er hat die Entschuldigung, um die er gebeten wurde, nicht akzeptiert.

    • @reblek:

      Fällt mir auch immer gleich auf. Bei denen, die sich selbst entschuldigen wollen, kommt´s gewiss nicht von Herzen.

  • In einer zivilisierten und demokratischen, den Menschenrechten verpflichteten EU gäbe es nun reichlich politischen Druck auf diesen Typen, zurückzutreten. Wenn der Typ glaubt, mit einer halbherzigen "Entschuldigung" für seinen Rassismus sei wieder alles gut und man könne wieder zur Tagesordnung übergehen, dann mag er damit in der real existierenden EU recht haben - in einer zivilisierten und demokratischen, den Menschenrechten verpflichteten EU müsste er jedoch sofort den Hut nehmen. Diese Affäre sagt also viel über die Befindlichkeit der EU aus, wo man solche Rassisten sogar noch in ihrer Karriere befördert anstatt sie hinauszuschmeissen.