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Nach Hilfskonvoi für Madaja in SyrienDer Hungertod droht auch andernorts

In Madaja ist Hilfe angekommen. Die UN und andere Organisationen warnen jedoch vor Hungertoten in weiteren Orten und Regionen.

Hilfe für Madaja: ein Konvoi des Roten Kreuzes, des Roten Halbmondes und der UN. Foto: ICRC/ap

Genf taz | Die Vereinten Nationen, Medecins sans Frontieres (MsF, Ärzte ohne Grenzen) und andere humanitäre Organisationen haben am Dienstag den sofortigen und bedingungslosen Zugang zu über 4,5 Millionen hilfsbedürftigen – und zum Teil vom Hungertod bedrohten – Menschen in 15 belagerten Städten und Regionen Syriens gefordert.

Am Tag zuvor hatten knapp 50 Lastwagen mit Lebensmitteln, Medizin und anderen Hilfsgütern die Stadt Madaja erreicht, die seit Anfang letzten Jahres von syrischen Regierungstruppen abgeriegelt wird.

„Alle Kriegsparteien müssen endlich ihre völkerrechtliche Verpflichtung erfüllen und an jedem Ort in Syrien dauerhaft die uneingeschränkte humanitäre Versorgung der Bevölkerung zulassen“, erklärte Florian Westphal, Geschäftsfüher der deutschen Sektion Ärzte ohne Grenzen im Gespräch mit der taz.

Nach Feststellung der Organisation, die mit dem lokalen Gesundheitszentrum in Madaja zusammenarbeitet, sind in der Stadt bis letzten Sonntag bereits mindestens 28 Menschen verhungert.

Über 500.000 Menschen in 15 Städten und Regionen brauchen dringend Hilfe

Oxfam, Care, Handicap Internationale und fünf weitere in der Region tätige Hilfswerke sprechen in einer am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von weiteren sieben Toten, die mangels ausreichender medizinischer Versorgung gestorben sind.

Laut dem UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) in Genf sollen in den kommenden Tagen noch zwei weitere Hilfskonvois überlebenswichtige humanitäre Güter nach Madaja bringen. Die Hilfsgüter sollen für ein bis zwei Monate reichen. Eine Erlaubnis für darüber hinausgehende Lieferungen hat die syrische Regierung bislang nicht erteilt.

Die am Montag erfolgten Hilfslieferungen nach Madaja hatte Damaskus von der gleichzeitigen Versorgung der beiden von Rebellengruppen belagerten Städten Fua und Kafraja abhängig gemacht. Hier trafen am Montag laut dem Roten Kreuz ebenfalls Hilfsgüter für die insgesamt rund 20.000 EinwohnerInnen ein.

Der UNO-Koordinater für humanitäre Nothilfe (Ocha), Stephen O’Brien, erklärte vor dem UNO-Sicherheitsrat, die am Montag erfolgte Hilfslieferung nach Madaja reiche nicht aus. Zudem müssten 400 Menschen, die dringende medizinische Versorgung benötigen, aus der Stadt evakuiert werden.

Nach Übersicht von Ocha und Ärzte ohne Grenzen brauchen über 500.000 Menschen in 15 Städten und Regionen des Landes, die entweder von Regierungstruppen oder bewaffneten Oppositionsmilizen belagert und völlig abgeriegelt sind, dringende Überlebenshilfe. Sie seien akut vom Hungertod bedroht. Darüber hinaus können über 4 Millionen Menschen in Städten und Regionen, zu denen der Zugang durch die eine oder andere Kriegspartei zumindest behindert und eingeschränkt wird, nicht ausreichend humanitär versorgt werden.

Syriens UN-Botschafter Baschar Dschaafari behauptete vor dem Sicherheitsrat dagegen, es gebe keine hungerleidenden Menschen in Madaja. Diese Berichte seien „erfunden“ und „Lügen arabischer Fernsehsender. Es gebe allerdings „das Problem, dass Terroristen Hilfslieferungen stehlen“ würden.

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4 Kommentare

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  • Auch Interessant die Hintergründe zu Madaja, Fua und Kafraja...Im Frühsommer 2015 hatten die syrische Armee und die mit ihr verbündete libanesische Hisbollah eine Militäroffensive gegen die Aufständischen in Sabadani begonnen. Aus Rache dafür griffen die Kampfverbände Kefraja und Al-Fuaa an und umgaben die Städte mit einem dichten Belagerungsring. Unter Vermittlung der UNO war es im August 2015 erstmals zu einem Abkommen gekommen. Da die beiden Kampfgruppen Ahrar Al-Scham, die der Muslimbruderschaft zugerechnet wird, und Dschaisch Al-Fatah (Armee der Eroberung) sich weigerten, mit der syrischen Armee zu verhandeln, hatten letztere und die mit ihr verbündete Hisbollah den Iran in die Verhandlungen einbezogen, während die Aufständischen von der Türkei vertreten wurden.

     

    Das erzielte Dreistufenabkommen sah in einem ersten Schritt im Oktober 2015 einen Waffenstillstand in Sabadani und ein Ende der Angriffe auf Kefraja und Al-Fuaa vor. Hilfskonvois fuhren in die Städte. In einem zweiten Schritt wurden im Dezember 2015 Verletzte mit bis zu zwei Angehörigen evakuiert. Betroffene aus Sabadani wurden nach Beirut gebracht und von dort in die Türkei ausgeflogen, von Kefraja und Al-Fuaa aus ging es mit Bussen in die türkische Provinz Hatay. Der dritte Schritt sah erneut Hilfskonvois vor. Zudem sollten weitere Zivilisten die Orte verlassen können. Das hatte auf beiden Seiten gleichzeitig zu geschehen.

     

    Während die syrische Armee und die Hisbollah sich an die Vereinbarung hielten, weigerten sich die Kampfgruppen, den dritten Schritt zu vollziehen und Hilfslieferungen nach Al-Fuaa und Kefraja zu lassen. Daraufhin war auch bei Madaja der Hilfskonvoi gestoppt worden. Intensive diplomatische Verhandlungen haben nun ermöglicht, dass in allen drei betroffenen Städten der dritte Schritt des Abkommens umgesetzt werden konnte.

  • Es ist gut, daß Herr Zumach davon berichtet, daß syrische Städte nicht nur von Regierungstruppen, sondern auch von ihren Gegener belagert werden. Die humanitären Probleme sind die selben. Wer mehr und Genaueres darüber wissen möchte, lese hier: http://www.hintergrund.de/201601103812/politik/welt/hunger-in-madaya-und-was-ist-mit-kafraya.html

  • Auch Interessant die Hintergründe zu Madaja, Fua und Kafraja...Im Frühsommer 2015 hatten die syrische Armee und die mit ihr verbündete libanesische Hisbollah eine Militäroffensive gegen die Aufständischen in Sabadani begonnen. Aus Rache dafür griffen die Kampfverbände Kefraja und Al-Fuaa an und umgaben die Städte mit einem dichten Belagerungsring. Unter Vermittlung der UNO war es im August 2015 erstmals zu einem Abkommen gekommen. Da die beiden Kampfgruppen Ahrar Al-Scham, die der Muslimbruderschaft zugerechnet wird, und Dschaisch Al-Fatah (Armee der Eroberung) sich weigerten, mit der syrischen Armee zu verhandeln, hatten letztere und die mit ihr verbündete Hisbollah den Iran in die Verhandlungen einbezogen, während die Aufständischen von der Türkei vertreten wurden.

     

    Das erzielte Dreistufenabkommen sah in einem ersten Schritt im Oktober 2015 einen Waffenstillstand in Sabadani und ein Ende der Angriffe auf Kefraja und Al-Fuaa vor. Hilfskonvois fuhren in die Städte. In einem zweiten Schritt wurden im Dezember 2015 Verletzte mit bis zu zwei Angehörigen evakuiert. Betroffene aus Sabadani wurden nach Beirut gebracht und von dort in die Türkei ausgeflogen, von Kefraja und Al-Fuaa aus ging es mit Bussen in die türkische Provinz Hatay. Der dritte Schritt sah erneut Hilfskonvois vor. Zudem sollten weitere Zivilisten die Orte verlassen können. Das hatte auf beiden Seiten gleichzeitig zu geschehen.

     

    Während die syrische Armee und die Hisbollah sich an die Vereinbarung hielten, weigerten sich die Kampfgruppen, den dritten Schritt zu vollziehen und Hilfslieferungen nach Al-Fuaa und Kefraja zu lassen. Daraufhin war auch bei Madaja der Hilfskonvoi gestoppt worden. Intensive diplomatische Verhandlungen haben nun ermöglicht, dass in allen drei betroffenen Städten der dritte Schritt des Abkommens umgesetzt werden konnte.

  • Interessant wäre zu erfahren wie viele "Rebellen" unter den (ver)hungernen zu finden sind? Auch hört man das diese die Flucht der Zivilisten (mit Gewalt) verhindern. Brauchen die eingekesselten "Freiheitskämpfer"(also militärisch geschlagenen) eventuell menschliche Schutzschilde -gern auch mal in "Käfighaltung"?